Der Schweizerische Fussballverband (SFV) hat am Montagabend verkündet, dass der Vertrag mit Pia Sundhage per sofort beendet wird. Der Entscheid wurde ihr im persönlichen Gespräch in ihrer Heimat Stockholm mitgeteilt. Für Sundhage kommt die Trennung überraschend – für Seraina Degen weniger. Eine Einschätzung der SRF-Sportredaktorin.
Kam der Entscheid überraschend?
So ganz überraschend kommt dieser Entscheid nicht. Wäre der Verband von einem Verbleib von Sundhage als Schweizer Nationaltrainerin überzeugt gewesen, hätte man eine Vertragsverlängerung schon viel früher kommuniziert. So aber hat sich der SFV über drei Monate Zeit gelassen mit der Analyse und mit dem Entscheid. Überraschend ist also eher, dass das alles so ungewöhnlich lange gedauert hat.
Dass man die Welttrainerin so lange zappeln liess, ist unnötig und auch ein bisschen unwürdig. Immerhin haben sie und das Team die EM-Vorgabe erfüllt und das Land diesen Sommer bezaubert. Insofern ist diese Entlassung für die Öffentlichkeit schwer nachvollziehbar. Doch der SFV wird seine Gründe haben. Er hat sie bisher allerdings verschwiegen.
Führten Sundhages Forderungen zur Trennung?
Direkt nach der EM forderte Sundhage öffentlich eine Professionalisierung der Bedingungen. Sie bleibe nur dann, wenn ihre Assistentin das Pensum von 50 auf 100 Prozent aufstocken könnte, liess sie verlauten. Trotzdem dürfte diese Forderung aber nicht ausschlaggebend gewesen sein beim Entscheid. Es spielten eher persönliche und strategische Überlegungen eine Rolle.
Der Verband schreibt in der Mitteilung, dass der Entscheid auf dem «Strategie- und Weiterentwicklungsprozess» beruhe und man neue Impulse mit einem klaren Fokus auf die Nachwuchs- und Talentförderung setzen möchte. Zudem soll eine angepasste Spielphilosophie konsequent umgesetzt werden.
Der neue Nationaltrainer oder die neue Nationaltrainerin soll bei der Nachwuchsförderung eine zentrale Rolle spielen. Das wurde Pia Sundhage offenbar nicht zugetraut. Es könnte auch sein, dass man die 65-Jährige für eine längerfristige Entwicklung für zu alt eingestuft hat.
Wie geht es jetzt weiter?
In drei Wochen findet der nächste Zusammenzug des Nationalteams statt – ein zehntägiges Trainingslager in Jerez in Spanien. Da soll der neue Trainer oder die neue Trainerin bereits bekannt sein und in zwei Testspielen an der Seitenlinie stehen. Die Zeit drängt also, eine Nachfolge zu finden. Es ist gut möglich, dass sie bereits gefunden wurde. Denn der SFV hat auf heute Nachmittag zu einer Medienkonferenz zu diesem Thema eingeladen.