Plötzlich ging es schnell. Nachdem Nati-Trainerin Pia Sundhage bezüglich ihrer Vertragsverlängerung monatelang im Ungewissen gelassen wurde, schuf der Schweizerische Fussballverband am Montag Klarheit. Dies, nachdem sich der Verband am Freitag mit Rafel Navarro getroffen hatte und ihn nach dessen schneller Zusage als Sundhage-Nachfolger verpflichtete.
Die Art und Weise der Kommunikation durch den SFV in der Causa Sundhage warf Fragen auf. «Das ist unwürdig. Ich kann unterschiedlichste Meinungen nachvollziehen. Doch das ‹Wie› finde ich sehr schade», meinte etwa SRF-Expertin Rachel Rinast und schlug damit in die gleiche Kerbe wie die meisten Schweizer Medienberichte.
Wir sind unheimlich dankbar und haben grossen Respekt vor Pia als Trainerin und als Mensch.
Marion Daube, Direktorin Frauenfussball beim SFV, gibt zu bedenken, dass es nach der erfolgreichen Heim-EM darum ging, wie der Weg weitergehen soll. Dies sei ein Prozess auch auf Verbandsebene gewesen. «Es geht um die Gesamtstrategie, welche der Verband ab 2026 in die Wege leitet», so Daube, «das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht.»
Auch schwächere Nati-Phasen unter Sundhage
Sie verstehe, dass man das von aussen vielleicht nur schwer habe nachvollziehen können, vor allem nach den gelungenen Auftritten an der EURO. «Wir sind unheimlich dankbar und haben grossen Respekt vor Pia als Trainerin und als Mensch. Aber es gab auch die 2 Jahre davor mit Höhen und Tiefen.»
Es ist nicht so, dass wir uns versteckt hätten.
Daube spricht dabei den Abstieg aus der Nations League an, welcher nun den Weg an die WM 2027 in Brasilien deutlich erschwert. Ausserdem habe es in dieser Phase nur 1 Sieg aus 10 Spielen gegeben. Und dann sei da auch noch die Forderung von Sundhage nach der 100-Prozent-Stelle für eine Assistentin gewesen, welche man nicht habe erfüllen können.
Sundhage sei über den Prozess stets auf dem Laufenden gehalten worden, sagt Daube weiter, «es ist nicht so, dass wir uns versteckt hätten».
Neue Gesamtstrategie mit einheitlicher Philosophie
In Folge der Neuausrichtung der Gesamtstrategie, in welcher Johan Djourou neu die technische Leitung des A-Nationalteams und der Junioren-Nationalteams übernehmen wird und auf sämtlichen Leistungsstufen eine einheitliche Philosophie verfolgt werden soll, sahen die Verantwortlichen mit Navarro die grösseren Erfolgsaussichten.
«Er hatte aus unserer Sicht das geeignetere Profil», meint SFV-Präsident Peter Knäbel, «wir sind der Meinung, dass wir mit ihm die bessere Möglichkeit haben, in den nächsten 4 Jahren erfolgreich zu sein.» Es sei drum auch nicht so, dass Sundhage etwas falsch gemacht habe.
Dem pflichtet Daube bei: «Es war keine Entscheidung gegen Pia, sondern für diese Strategie.» Und da habe das Profil von Navarro sehr gut gepasst – auch wenn jetzt alles plötzlich sehr kurzfristig zustande gekommen sei.