Bereits 14 Jahre sind vergangen, seit Fabian Cancellara als letzter einheimischer Fahrer die Schweizer Landesrundfahrt gewonnen hat.
90 Jahre nach der Gründung dürfte es für die voraussichtlich 13 am Start stehenden Schweizer Fahrer erneut schwierig werden, den Coup zu wiederholen. Bei der 86. Ausgabe der Tour de Suisse kommen am ehesten Gino Mäder und Marc Hirschi für den Gesamtsieg infrage.
Wie fit ist Mäder?
Mäder liess schon mehrmals an grossen Rundfahrten sein enormes Potenzial aufblitzen. Nach seinem Etappensieg am Giro d'Italia 2021 beendete er die Vuelta im selben Jahr als starker Fünfter. An der Tour de Romandie schaffte es der Profi des Teams Bahrain-Victorious im letzten Jahr als Gesamtzweiter auf das Podest.
Auch an der Tour de Suisse konnte der starke Kletterer schon brillieren. Vor zwei Jahren gewann er etwa die Königsetappe nach Andermatt. Im letzten Jahr war er als einer der Favoriten angetreten, musste die Rundfahrt vor dem Start zur 5. Etappe jedoch wegen Magen-Darm-Problemen aufgeben.
Auch heuer bremste Mäder die Gesundheit aus. Zum Giro konnte er aufgrund einer Corona-Infektion kurzfristig nicht antreten. Hinter seiner Form stehen noch einige Fragezeichen.
Hirschi (UAE Team Emirates) konnte in den letzten Wochen ähnlich wie Landsmann Mauro Schmid bei kleineren Rennen auftrumpfen, zum Beispiel als Sieger der Ungarn-Rundfahrt.
Den Beweis, dass er auch an bedeutenderen Rundfahrten über längere Zeit ganz vorne mithalten kann, ist der ehemalige U23-Welt- und -Europameister allerdings noch schuldig geblieben. Mit Juan Ayuso (ESP) und Jay Vine (AUS) rechnen sich auch Teamkollegen Hirschis einiges aus.
Belgischer Zweikampf an der Spitze?
Das Feld der Favoriten ist ohnehin dicht. Schmids Teamkollege Remco Evenepoel, der sich nach dem vorzeitigen Corona-Out beim Giro kurzfristig für eine Teilnahme entschied , dürfte schwer zu schlagen sein.
Der Belgier wird von seinem Landsmann Wout van Aert (Jumbo-Visma) herausgefordert, der die Tour de Suisse zum ersten Mal überhaupt bestreitet, allerdings an der Tour de France noch als Edelhelfer von Vorjahressieger Jonas Vingegaard gebraucht wird . Viel erwartet wird ausserdem vom Briten Thomas Pidcock (Ineos-Grenadiers) und vom eritreischen Shootingstar Biniam Girmay (Intermarché-Circus-Wanty).
Der Etappenplan mit je einem Zeitfahren am Anfang und am Schluss der Rundfahrt hält auch einiges für die Spezialisten Stefan Bissegger (EF Education-EasyPost) und Stefan Küng (Groupama-FDJ) bereit. Sollte einer der beiden sich nach der 1. Etappe in Einsiedeln ins gelbe Leadertrikot einkleiden dürfen, wäre die Tour aus Schweizer Sicht perfekt lanciert.
Michael Schär (AG2R-Citroën), der seine Karriere am Ende der Saison beenden wird, kommt auf seiner Abschieds-Tour dann einen Tag später auf seine Kosten. Die 2. Etappe führt von Beromünster zu seinem Wohnort Nottwil.