Der 26. September 2021 ging als trauriger Tag in die Geschichte des belgischen Radsports ein: Als grosse Favoriten bei der Heim-WM in Flandern gestartet, liessen sich Wout van Aert und Remco Evenepoel im Strassenrennen von der Konkurrenz übertölpeln.
Am Fiasko mitschuldig waren die Ambitionen beider Fahrer, auf Sieg zu fahren – trotz offenbar klarer Rollenverteilung mit Van Aert als Teamleader. Der Weltmeister hiess zum 2. Mal de suite Julian Alaphilippe (FRA).
Beim WM-Strassenrennen am Sonntag will man es besser machen: «Es ist besser, Remco als Co-Leader zu haben. In diesem Jahr werden unsere Gegner auf zwei Belgier aufpassen müssen», versichert Van Aert. Gelingt es den Ausnahmekönnern tatsächlich, gemeinsame Sache zu machen, winkt das Ende einer langen belgischen Durststrecke: Mit dem Triumph Philippe Gilberts an der WM 2012 liegt der letzte Erfolg bereits ein Jahrzehnt zurück.
Weitere Klassik-Spezialisten könnten strahlen
Die 267 Kilometer lange Strecke mit einem happigen Aufstieg in der Anfangsphase (Mount Keira, 15 Prozent Steigung) und einem Dutzend Runden auf dem Wollongong City Circuit inklusive Mount Pleasant hält aber auch für andere Fahrer einen potentiellen Freudentag bereit. An drei Namen kommt man dabei nicht vorbei:
- Tadej Pogacar: Den zweifachen Tour-de-France-Champion muss man bei grossen Rennen immer auf der Rechnung haben. Hat der Slowene gute Beine, kann er in einem der Aufstiege zum womöglich entscheidenden Manöver ansetzen.
- Mathieu van der Poel: Vor einer gemeinsamen Zielankunft mit dem Niederländer fürchtet sich so mancher Fahrer. Führt Van der Poel dieses Szenario herbei, könnte er die belgische Durststrecke um ein weiteres Jahr verlängern.
- Michael Matthews: Besonders motiviert, weil Lokalmatador, dürfte der Australier sein. Dass er sich auch aus misslichen Lagen befreien kann, bewies er als «Konter-Meister» auf der 14. Etappe der Tour de France im Juli. Die Konkurrenz ist gewarnt.
Archiv: WM-Mitfavoriten an Tour de France
Küng schraubt Erwartungen zurück
Das sechsköpfige Schweizer Team weiss mit Stefan Bissegger und Mauro Schmid zwei aufstrebende Finisseure in seinen Reihen und verfügt mit Stefan Küng über einen Athleten, der bereits mehrfach bewiesen hat, dass er in grossen Rennen keinen Vergleich zu scheuen braucht.
Mit je einmal Gold (Mixed-Zeitfahren) und Silber (Einzelzeitfahren) dürfte Küng mit viel Selbstvertrauen ins Rennen gehen. Trotzdem meinte er: «Ich sehe mich nicht als einen der grossen Favoriten. Das könnte aber auch ein Vorteil sein, die Beine und die Form sind gut.»