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4 Fakten zu Beziehungszoff Glückliche Paare streiten nicht weniger, aber anders

Wie streitet man richtig? Wie vermeidet man Zoff? Und ist das immer gut? 4 Fragen und Antworten zu Beziehungskonflikten.

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie gern streiten Sie sich – so ganz grundsätzlich – mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin? Liegt die Bereitschaft, einen Konflikt auszutragen, eher im unteren Drittel? Lassen Sie Zoff erst gar nicht entstehen? Dann lassen Sie sich von der Wissenschaft doch zu einer kleinen (!) Zankerei motivieren.

Denn Untersuchungen zeigen, dass richtiges Streiten eine Beziehung retten kann. Aber was heisst «richtig Streiten» überhaupt? Und welche Auswirkungen kann das Falsche haben? Wir haben Paartherapeut Guy Bodenmann – Co-Autor der grössten psychologischen Paar-Langzeitstudie im deutschsprachigen Raum – befragt, und überraschende Zahlen und Fakten gesammelt.

Fakt 1: Wie ein Paar streitet, zeigt, wie gut die Beziehung ist

Hängt unser Konfliktverhalten mit unserem individuellen Temperament zusammen? Klares Nein. Denn jedes Paar hat seine eigene Art zu streiten. Auch die hitzigsten Paare sind in der Lage, mit anderen besonnen zu diskutieren. «Beim Streiten geht es also nicht primär um Kompetenzen, sondern um die Bereitschaft zur fairen Problemlösung», so der Paartherapeut Bodenmann.

Wie wir miteinander umgehen, habe dabei viel mit unseren Beziehungszielen zu tun. Meist gehen die in zwei Richtungen: «Geht es mir in einer Partnerschaft vor allem darum, Nähe zu schaffen? Oder möchte ich vor allem Verletzungen verhindern?», erklärt Bodenmann. Auf den ersten Blick scheinen die Ziele für dasselbe zu stehen: Harmonie. Doch das täuscht.

Mehr zur Paar-Langzeitstudie

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Ein Jahrzehnt lang haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Psychologischen Instituts der UZH untersucht, wie Paare mit Stress umgehen, was ihre Beziehung stärkt und was sie schwächt. «PASEZ – Partnerschaft und Stress: Entwicklung im Zeitverlauf» kommt zum Schluss, dass das Glück von Paaren, die Konflikte als weniger tragisch einstufen, weniger gefährdet ist als das Glück von Paaren, für die Konflikte etwas Schlimmes sind.

Die Längsschnittstudie unter der Leitung von Guy Bodenmann, Veronika Brandstätter, Mike Martin, Fridtjof Nussbeck und Katharina Weitkamp von der UZH sowie Thomas Bradbury von der UCLA ist international einzigartig: Rund 360 Paare im Alter zwischen 20 und 80 Jahren haben teilgenommen, über 200 waren bis zum Schluss an den jährlichen Datenerhebungen beteiligt. Das Forschungsteam hat Verhalten, Gefühle und Gedanken der Versuchspersonen nicht nur mit Selbstberichten erfasst, sondern auch mit Videoaufnahmen und Mikroanalysen, die selbst subtilste verbale und nonverbale Signale sichtbar machen konnten.

Denn die Folgen sind unterschiedlich. «Wer Schwieriges und Unangenehmes unbedingt vermeiden möchte, ist konstant in einer inneren Anspannung», so der Paartherapeut. Das führt dazu, dass «vermeidungsorientierte Menschen» angespannter in einen Streit gehen, weil sie auch ihre negativen Gefühle runterschlucken. Sie erwarten eher Kritik, reagieren heftiger auf negative Reaktionen des Gegenübers und haben noch lange nach dem Streit erhöhte Adrenalin- und Cortisonwerte.

Fakt 2: Unser Streitverhalten ändert sich

«Ach, du kleiner Sportmuffel...» Was anfängt mit einem kleinen Seitenhieb, eskaliert Jahre später plötzlich. Aber warum? Abgesehen von der Nähe und Zärtlichkeit die dafür sorgen, dass der Partner oder die Partnerin für uns in einem rosa Licht erstrahlen, sei es die Grosszügigkeit und Toleranz.

Diejenigen, die es schaffen, positiv und grosszügig zu bleiben, haben gute Chancen auf eine lange Beziehung.
Autor: Guy Bodenmann Co-Autor der Sudie

«Vielleicht, weil man sich der anderen Person noch nicht sicher ist. Vielleicht weil man sich selber von der besten Seite zeigen will», so Bodenmann. Also verkneift man sich die Kommentare. Je sicherer man sich mit der Partnerschaft fühlt, desto mehr Negativität erlaubt man sich selbst - doch das sei fatal. «Diejenigen, die es schaffen, positiv und grosszügig zu bleiben, haben gute Chancen, auf eine lange Beziehung.»

Fakt 3: Glückliche Paare streiten anders

«Wir konnten in unseren Studien immer wieder feststellten, dass eine Kritik bei glücklichen Paaren stets von mindestens zwei positiven Bemerkungen oder Interaktionen aufgefangen wird», so Bodenmann.

Die Gottman-Konstante

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Auch die Studien des US-Psychologen John Gottman bestätigen das. Laut ihm müssen die Partner im Schnitt sogar fünf positive Erlebnisse stiften, um das negative auszugleichen. Beziehungsforschende bezeichnen dieses Fünf-zu-eins-Verhältnis inzwischen als die «Gottman-Konstante».

Dass es nervt, dass sie nie die Spülmaschine ausräumt, wird mit einer Geste der Zuneigung abgefedert oder mit einer Bemerkung, über die man schon oft gelacht hat, wettgemacht - die Erinnerung an die erste gemeinsame Wohnung, in der das Abspülen in einer Schaum-Schlacht endete, etwa.

Fakt 4: Es gibt garantierte Beziehungskiller

In seinen Untersuchungen konnte John Gottman vier Verhaltensweisen ausfindig machen, die in der Kommunikation von Paaren besonders toxisch wirken. Er bezeichnet sie als die «vier Apokalyptischen Reiter». Sind mehr als zwei von diesen erfüllt, wird es schwierig für das Paar.

Die vier Apokalyptischen Reiter

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  • Unsachliche Kritik: «Nie räumst du die Küche auf, immer muss ich alles machen!», ist ein typisches Beispiel für die generellen Vorwürfe, die sich Paare machen. Besser: «Die Küche ist nicht aufgeräumt, das stört mich. Warum hast du das nicht erledigt?»
  • Rechtfertigung:  Wer kritisiert wird, reagiert mit Angriff – und die Endlosschleife aus Gegenangriffen beginnt.
  • Verachtung: Abwertende Bemerkungen, Sarkasmus oder offene Demütigungen. All das sind Zeichen, dass man die Partnerin oder den Partner nur wenig wertschätzt.
  • Mauern: Wer sich aus Streits zurückzieht, in dem er offensichtlich weghört, sich mit etwas anderem beschäftigt oder den Raum verlässt, mauert – und wendet sich damit ab: vom Partner beziehungsweise der Partnerin und einer konstruktiven Lösungsfindung.

    Einstein², 07.12.2022, 08:10 Uhr

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