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Geruch von Geborgenheit Warum Zimt nach Weihnachten schmeckt – und was alles drin steckt

Lichterglanz, Jingle Bells, Glühwein – und mittendrin dieser eine Geruch, der bei den meisten ein wohliges Gefühl auslöst: Zimt. Das würzig-warme Gewürz in Zimtsternen, Lebkuchen und Punschgetränken ist der Inbegriff von Weihnachten. Warum das so ist, und was Zimt kann, ausser gut zu riechen.

Ob beim Schlendern über den Weihnachtsmarkt oder beim Guetzlibacken zu Hause. Zimt ist zu dieser Jahreszeit überall. Und wirkt: das Gewürz schmeckt warm und wohlig, vertraut und triggert Erinnerungen. Dabei «schmecken» wir Zimt eigentlich gar nicht im Mund, sondern vielmehr in der Nase.

Zimt schmeckt nicht, Zimt riecht

Das Gewürz stammt aus der Rinde des Zimtbaums. Die enthält ein Öl, das – je nach Zimtart – zu bis zu 75 Prozent aus Zimtaldehyd besteht. Zimtaldehyd ist für den typischen Zimtgeruch und auch für den «Geschmack» verantwortlich.

Die zwei Hauptarten von Zimt

Wir riechen ihn in der Luft, die aus dem Backofen in unsere Nase strömt. Und wenn wir Zimt essen, steigt das Zimtaldehyd im Mund über den Rachenraum in die Nase. Dort nehmen spezielle Rezeptoren den Geruch auf und leiten ihn direkt ins Gehirn weiter. In Bereiche, die für Emotionen und Erinnerungen zuständig sind. Genau deshalb lösen Gerüche oft starke Gefühle aus.

Gelernte Weihnachtsgefühle

Warum aber riechen wir mit Zimt auch Weihnachten? Das hat vor allem mit Kultur und Erfahrung zu tun. Zimtsterne backen, Zimtstangen als Dekoration, Glühwein oder Lebkuchenhaus: In vielen Familien gehört Zimt seit der Kindheit fest zur Adventszeit. Die oft ruhigen, geborgenen Momente, vereint mit der Familie in der warmen Stube. Die Landschaft draussen ist vielleicht sogar von einem ruhigen Schneekleid bedeckt.

Diese Stimmungen werden unbewusst mit dem Zimtgeruch abgespeichert. Riechen wir ihn später wieder, lässt er diese Gefühle wieder aufblühen.

Mehr als nur ein Duft

Zimt ist aber nicht nur emotional aufgeladen, sondern wird seit Jahrtausenden auch als Gewürz und Heilmittel verwendet. Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen überhaupt.

  • Schon die alten Ägypter nutzten ihn zum Einbalsamieren.
  • Auch die Römer und Griechen kannten Zimt, als Räucherwerk, Medizin und Aphrodisiakum.
  • In der traditionellen chinesischen Medizin gilt Zimt als «wärmend». Das wird unter anderem mit möglichen positiven Effekten auf die Durchblutung erklärt.

Die moderne Forschung beschäftigt sich ebenfalls mit Zimt. Ihm werden – unter vielen anderen – verdauungsfördernde, entzündungshemmende, antimikrobielle sowie Herz und Kreislauf stärkende Eigenschaften zugeschrieben. Besonders intensiv untersucht wird Zimt als Ergänzung bei der Behandlung von Diabetes Typ 2. Hier könnte er unterstützend wirken, indem er den Blutzucker senkt.

Allerdings gilt: Gute, gross angelegte Studien am Menschen sind noch rar – viele Resultate basieren auf Labor- oder Tierstudien. Oder eben jahrtausendealte Erfahrungen.

Kann man also gar nicht genug Zimt essen?

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Ein Kind isst einen Zimtstern.
Legende: imago images

Unmengen von Zimt verschlingen – das ist nicht ganz unbedenklich. Entscheidend dabei ist die Sorte. Der hierzulande wohlbekannte Ceylon-Zimt gilt als relativ unproblematisch.

Andere Arten, zusammengefasst unter dem Namen Cassia-Zimt, enthalten zusätzlich Cumarin. In hohen Mengen kann Cumarin die Leber belasten – besonders bei Menschen mit bestehenden Lebererkrankungen.

Deshalb gibt es in der EU auch Grenzwerte für Cumarin. Für eine erwachsene Person mit etwa 60 Kilogramm Körpergewicht gilt: Auch mit Cassia-Zimt liegen rund 24 Zimtsterne pro Tag noch im sicheren Bereich.

Zimt wird immer beliebter, nicht nur zur Weihnachtszeit. Er findet sich in Detox-Getränken, in der internationalen Küche – etwa in indischen Gerichten oder Fusion-Rezepten – und längst auch ganzjährig in Zimtschnecken.

Sollte Zimt tatsächlich zum Alltagsgewürz werden, könnte sich auch seine emotionale Bedeutung verändern. Vielleicht wird Zimt damit irgendwann «entweihnachtet». Hoffentlich aber bleibt er einfach das Gewürz, das uns – egal zu welcher Jahreszeit – ein kleines bisschen Ruhe und Wohligkeit schenkt.

Radio SRF 3, 24.12.2025, 19:14 Uhr

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