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Senil, stur & bedürftig Warum Klischees übers Alter unser Leben verkürzen können

Altersbilder prägen unseren Alltag und unsere Gesundheit. Forschende zeigen: Wer das Alter als Chance begreift, bleibt oft länger fit und lebt länger.

Bei einer Bergwanderung rief ihr eine junge Frau zu: «Unglaublich, dass Sie in Ihrem Alter noch solche Touren machen!» Bea Heim hat diesen Moment nie vergessen. Die 79-Jährige engagiert sich bei der Vereinigung aktiver Seniorinnen- und Selbsthilfeorganisationen der Schweiz (VASOS/FARES) – und kennt solche Kommentare gut: Freundlich gemeint, aber immer mit dem Unterton, man traue ihr weniger zu. Ähnlich ging es ihr, als sie im Alter von noch nicht 50 an Vorlesungen in Wirtschaft und Recht teilnahm. Die Blicke der jüngeren Studierenden schienen zu sagen: «Was will das ‹Grosi› denn hier?»

Drei Wanderer auf Waldweg in Berglandschaft.
Legende: Die Mehrheit der 65- bis 74-Jährigen nimmt ihren eigenen Gesundheitszustand als gut bis sehr gut wahr. Das zeigt die Schweizerische Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2022. IMAGO / CHROMORANGE

Solche Erlebnisse verdeutlichen, wie fest verallgemeinerte Vorstellungen über das Alter in uns verankert sind. Noch immer wird Altern häufig gleichgesetzt mit Vergesslichkeit, Schwäche und Abhängigkeit. «Stereotype übers Älterwerden sind tief verwurzelt und weltweit verbreitet», sagt Alexandra M. Freund, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich.

Was sind Altersstereotype genau?

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Altersstereotype sind feste und vereinfachte Vorstellungen darüber, wie Menschen in einem bestimmten Alter angeblich sind, etwa in Bezug auf ihre Persönlichkeit, Leistungsfähigkeit oder ihren Lebensstil. Solche Zuschreibungen bestehen nicht nur über ältere Menschen, sondern auch über Kinder, Jugendliche oder Menschen im mittleren Alter.

Die Psychologin Alexandra M. Freund bringt es so auf den Punkt: «Man nimmt das Alter als Hinweis darauf, wie die Person ist.» In der Psychologie spricht man dabei von einer Übergeneralisierung: Ein einziges Merkmal, das Alter, genügt, um einer Person gleich eine ganze Reihe weiterer Eigenschaften zuzuschreiben. Wird jemand als Teil einer Altersgruppe wahrgenommen, geraten individuelle Unterschiede leicht aus dem Blick. Das kann die Erwartungen anderer beeinflussen, aber auch, wie wir uns selbst sehen.

Ältere würden als senil, unflexibel oder nicht mehr lernfähig gelten. Hinzu komme die Vorstellung, dass alte Menschen oft krank und deshalb auf Hilfe angewiesen seien: «Alte Menschen liegen der Gesellschaft nur noch auf der Tasche. Das ist ein stark vorherrschendes Bild. Und viele haben den Eindruck, im Alter gehe sowieso alles nur noch bachab», sagt Freund.

Älteren wird stereotypisch Inkompetenz, aber dafür Warmherzigkeit zugeschrieben.
Autor: Alexandra M. Freund Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich

Solche Zuschreibungen stimmen Bea Heim nachdenklich. Die Präsidentin von VASOS/FARES fragt sich: «Soll ich mich etwa als parasitäres Anhängsel, als gesellschaftliche Zumutung verstehen und quasi unsichtbar machen, obwohl ich weiss, dass die Klischees den vielen unterschiedlichen Realitäten älterer Menschen nicht gerecht werden?»

Immerhin wird älteren Personen auch eine positive Eigenschaft nachgesagt: zwischenmenschliche Wärme. «Um es ganz pointiert zu sagen: Älteren wird stereotypisch Inkompetenz, aber dafür Warmherzigkeit zugeschrieben», sagt Freund. Genau das belegte die US-Sozialpsychologin Susan Fiske in einer Studie aus den frühen 2000er-Jahren.

Ihr Forschungsteam liess über 700 Erwachsene in den USA verschiedene gesellschaftliche Gruppen einschätzen – darunter reiche Leute, Personen ohne festen Wohnsitz, Frauen, die unbezahlte Care-Arbeit im eigenen Haushalt leisten, oder eben ältere Menschen. Letztere wurden dabei als freundlich, aber wenig kompetent eingestuft. Dieses Bild hat sich seither in vielen weiteren Ländern bestätigt und hält sich offenbar hartnäckig.

Zwischen Inkontinenz und Kreuzfahrt

Altersbilder entstehen nicht im luftleeren Raum, sondern sie helfen uns, komplexe Informationen zu ordnen. Die Psychologin der Universität Zürich erklärt: «Es gibt Stereotype über fast alle Gruppen. Das ist ein allgemeines Phänomen und hat damit zu tun, dass unsere kognitiven Fähigkeiten begrenzt sind.»

Um mit all den Informationen überhaupt zurechtzukommen, müssen wir diese bündeln und vereinfachen. Kategorisieren sei grundsätzlich nichts Schlechtes, so Freund. Problematisch werde es erst, wenn wir von der Gruppenzugehörigkeit auf einzelne Menschen schliessen und dabei übersehen, wie unterschiedlich Individuen tatsächlich sind.

Ein älteres Paar schaut auf ein Kreuzfahrtschiff.
Legende: Medien prägen Altersbilder: Mal Luxusreise, mal Gebrechlichkeit – dazwischen bleibe wenig Platz für ein realistisches Bild vom Alter, kritisiert Bea Heim, Präsidentin der Seniorinnenorganisation VASO/FARES. IMAGO/imagebroker

Warum sich ausgerechnet Altersstereotype so stark durchsetzen, sei aber mit der gegenwärtigen Forschung nicht zu beantworten. «Da wissen wir leider wenig. Es bräuchte definitiv mehr Forschung dazu», sagt Freund.

Klar sei jedoch: Medien und Werbung prägen diese Bilder wesentlich mit. «Medien zeigen oft fragwürdig zugespitzte Altersbilder: Einerseits das Alter als Schlaraffenleben auf luxuriösen Kreuzfahrten, andererseits das Alter als Endstation und Gebrechlichkeit», sagt die frühere Nationalrätin Bea Heim.

Auch Freund kritisiert die Darstellungen scharf: «Die positivsten Bilder über alte Menschen sind jene, in denen sie trotz Inkontinenz noch verreisen können. Oder sie dürfen an einer Familienfeier noch eine Schüssel tragen – im Hintergrund. Aber den ganzen Spass haben nur die Jungen.» Ein verzerrtes und entwürdigendes Bild, findet sie: «Als gäbe es im Alter nichts anderes als Harndrang und Inkontinenz.»

«Ich bin nicht wie die anderen»

Warum sich solche Vorstellungen so hartnäckig halten, könnte auch an ihrer sozialen Funktion liegen. «In der Sozialpsychologie geht man davon aus, dass Stereotype oft der Abgrenzung dienen», sagt Freund. Wer anderen negative Eigenschaften zuschreibt, rückt damit die eigene Gruppe in ein besseres Licht. Dieses Muster zeigt sich im Umgang mit vielen gesellschaftlichen Gruppen.

Doch beim Alter kommt eine Besonderheit hinzu: Ältere Menschen verinnerlichen selbst diese negativen Stereotype. Sprich: Sie werten ihre eigene Gruppe ab. Deshalb grenzen sie sich gleichzeitig davon ab. «Viele sagen dann: Ich bin zwar 78 Jahre alt, aber ganz untypisch. Ich gehöre nicht dazu», so Freund. Auf diese Weise entstehe ein paradoxer Effekt: Diese negativen Altersbilder könnten dann sogar den Selbstwert stärken. Trotzdem ist das für Freund ein ernüchternder Befund. «Anders als bei anderen sozialen Gruppen lässt sich die Zugehörigkeit zum Alter nicht dauerhaft verleugnen. Alle, die nicht früh versterben, werden irgendwann alt.»

Wer sich also selbst ausnimmt, bestätigt damit zugleich das negative Altersbild – nämlich für alle anderen. So bleiben die Stereotype in der Gesellschaft bestehen.

Warum sich Ältere von Älteren abgrenzen

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Wie solche Abgrenzungsprozesse funktionieren, hat Alexandra M. Freund gemeinsam mit ihrem Kollegen David Weiss in Studien mit 65- bis 87-jährigen Personen untersucht. In einer der Studien füllten die Teilnehmenden zunächst ein Quiz aus, das je nach Gruppe positive, neutrale oder negative Informationen über das Alter enthielt. Darunter war etwa die Frage, wie viele Menschen über 90 an Demenz leiden. Anschliessend wurden ihnen Fotos von Gesichtern gezeigt: Eines einer mittelalten, eines einer älteren Person, jeweils passend zum eigenen Geschlecht. Die Teilnehmenden sollten angeben, wie alt sie sich im Vergleich zur abgebildeten Person fühlten und wie ähnlich sie sich ihr einschätzten.

Das Ergebnis war deutlich: Wer zuvor mit negativen Altersstereotypen konfrontiert worden war, empfand sich im Schnitt als ähnlich alt wie die mittelalte Vergleichsperson – also rund 15 Jahre jünger als das eigene tatsächliche Alter. Mit dem Gesicht einer gleichaltrigen Person wollten sie sich hingegen kaum identifizieren. Eine typische Selbstschutzstrategie sagen die Forschenden. Man wertet sich auf, indem man sich abgrenzt.

«Viele Patientinnen und Patienten haben diese negativen Vorstellungen über das Älterwerden verinnerlicht. Es sei ein unvermeidlicher, natürlicher Niedergang, ein Nachlassen der eigenen Kräfte», erzählt Dan Georgescu, Psychiater und Co-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Alterspsychiatrie und -psychotherapie. Den meisten sei dabei gar nicht bewusst, wie sehr sie diese Vorstellungen übernommen haben. «Aber sie wirken, ganz subtil. Man traut sich weniger zu, schämt sich und zieht sich zurück.»

Stereotype Threat – wenn sich Vorurteile selbst erfüllen

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In der Psychologie spricht man vom sogenannten Stereotype Threat, wenn allein die Konfrontation mit einem Vorurteil dazu führt, dass sich dieses bestätigt. Etwa, weil die Angst davor Stress auslöst und dadurch die Leistung tatsächlich sinkt.

«Wer befürchtet, ein Stereotyp zu erfüllen, achtet übertrieben auf alles, was dafür sprechen könnte», erklärt die Psychologin Alexandra M. Freund. Ein klassisches Beispiel: Man vergisst, wo der Schlüssel liegt, und denkt sofort, das sei ein Anzeichen für beginnende Demenz. «Dann bekommt man Angst, vielleicht sogar Panik. Diese Anspannung führt dazu, dass man sich erst recht nicht mehr erinnert», so Freund.

Für ältere Menschen kann das belastend sein. Zum Beispiel, wenn ihnen ständig gespiegelt wird, sie könnten nichts mehr lernen oder Technik ohnehin nicht mehr verstehen. Solche Botschaften wirken wie eine Bedrohung für das Selbstbild, sagt Freund.

Georgescu beobachtet das regelmässig in der Praxis: «Zu mir kommen viele ältere Leute, die ein Leben lang sehr aktiv waren. Aber nach der Pensionierung ziehen sie sich aus Bereichen zurück, in denen sie Verantwortung und Anerkennung bekommen haben. Doch den ganzen Tag Rasenmähen macht sie nicht glücklich.»

Was sie bremst, sei oft nicht der Körper, sondern die Angst, Normen und Erwartungen zu verletzen. «Viele könnten durchaus noch Verantwortung übernehmen. Aber es gibt eine tiefe Scham, das zu tun, weil ihnen diese Kompetenzen gesellschaftlich teils abgesprochen werden. Zum Beispiel wenn sie bei Bewerbungen gar nicht mehr berücksichtigt oder ihnen neue Aufgaben nicht mehr zugetraut werden.»

Dass dieses Bild von älteren Beschäftigten nicht der Realität entspricht, zeigen auch Daten: Eine umfassende Meta-Analyse mit über 70’000 Personen kommt zum Schluss, dass ältere Mitarbeitende keineswegs weniger leistungsfähig sind als jüngere. «Die Erfahrung nimmt ja zu. So können ältere Angestellte einen Grossteil des kognitiven Abbaus kompensieren», erklärt Alexandra M. Freund.

Zwar erkranken Ältere häufiger, fehlen aber insgesamt seltener am Arbeitsplatz, kommen pünktlicher und zeigen mehr Teamgeist. «Sie sind hochmotiviert. Doch leider erhalten sie oft kaum Gelegenheit, das zu zeigen.» Und das bleibt nicht ohne Folgen. Denn wer solche Altersbilder verinnerlicht, beginnt, sich selbst entsprechend zu verhalten. Das hat teils gravierende Konsequenzen.

Wenn Altersbilder krank machen

«Angststörungen, Depressionen und Substanzmissbrauch treten im Alter häufig auf. Regelmässiger Alkoholkonsum ist ein riesiges Thema bei älteren Menschen in der Schweiz», sagt Georgescu. Das zeigt auch das Suchtmonitoring des Bundes: Mehr als ein Fünftel der über 65-Jährigen trinkt täglich Alkohol. Diese Problematiken könnten zusammenhängen, so der Psychiater, etwa mit dem Verlust gesellschaftlicher Rollen, mit den Krankheiten und Funktionseinschränkungen, mit der Vereinsamung oder dem Gefühl, im Alter weniger wert zu sein.

Drei Männer stossen mit Biergläsern an.
Legende: Kein Klischee: Viele Seniorinnen und Senioren trinken täglich Alkohol. Männer sind häufiger betroffen, doch nimmt der chronisch riskante Konsum seit einigen Jahren vor allem bei Frauen zu, schreibt Pro Senectute Schweiz. IMAGO/Depositphotos

Auch die Forschung zeigt: Wer negativ über das Alter denkt, lebt womöglich nicht nur schlechter, sondern auch kürzer. Alexandra M. Freund, Psychologin an der Universität Zürich, verweist auf zahlreiche Studien, die diesen Zusammenhang belegen. «Wenn ich schon im mittleren Erwachsenenalter ein negatives Altersbild habe und das beibehalte, dann ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass ich später krank werde, schneller altere und sogar früher sterbe», sagt sie.

Konkret untersucht hat dies Becca Levy, eine Professorin an der Yale Universität in den USA. Sie begleitete über 600 Personen über viele Jahre hinweg. Das Ergebnis: Wer das Alter mit Reife, Wachstum oder Zufriedenheit verband, lebte im Schnitt 7½ Jahre länger als jene mit einem negativen Altersbild. Und das unabhängig von Geschlecht, Bildung, Einkommen oder Gesundheitszustand. In ihrer Publikation schreibt Levy: Der Einfluss dieser inneren Haltung sei grösser als jener von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Cholesterin, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel oder Rauchen.

Aber: Die Daten beruhen auf Befragungen, es handelt sich also um korrelative Befunde. «Man weiss letztlich nicht, was Henne ist und was Ei», sagt Freund. Es könnte also auch sein, dass Menschen mit schlechterer Gesundheit oder genetischen Risikofaktoren später ein negativeres Altersbild entwickeln und nicht umgekehrt.

Wenn man beim Arzt hört ‹Ihre Krankheit heisst Alter›, dann hat man das Gefühl, da kann man ohnehin nichts mehr machen.
Autor: Alexandra M. Freund Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich

Trotzdem hält Freund die Ergebnisse für bedeutsam. Denn es gibt plausible Mechanismen, die den Zusammenhang erklären könnten. Einer davon ist chronischer Stress. «Wenn ich das Altern negativ sehe, wird es selbst zum Stressor. Ich kann dem Älterwerden nicht entkommen. Das stresst mich dauerhaft», erklärt sie. Und: Stress schwächt das Immunsystem, begünstigt Entzündungen und macht anfälliger für Krankheiten. Mit der Zeit entsteht ein Teufelskreis: Körperlicher und psychischer Stress verstärken sich gegenseitig.

Hinzu kommt ein motivationaler Effekt: «Wenn man beim Arzt hört ‹Ihre Krankheit heisst Alter›, dann hat man das Gefühl, da kann man ohnehin nichts mehr machen», sagt Freund. Solche Botschaften würden entmutigen und verhindern, dass Menschen aktiv für ihre Gesundheit sorgen.

Was ist dran an den Altersklischees?

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Manche Vorstellungen über das Alter sind schlicht falsch, andere haben einen wahren Kern. «Zellalterung, eine langsamere Informationsverarbeitung oder mehr chronische Erkrankungen – das sind objektivierbare Veränderungen», sagt der Psychiater Dan Georgescu. Doch selbst diese seien kein unabwendbares Schicksal: «In viele Entwicklungen können wir aktiv eingreifen.»

Auch die Psychologin Alexandra M. Freund bestätigt: Bestimmte kognitive Fähigkeiten wie die Verarbeitungsgeschwindigkeit nehmen im Alter ab, «doch wer nicht gerade Hochleistungs-Mathematik betreibt, merkt davon im Alltag oft wenig.» Andere Fähigkeiten wie Wortschatz oder emotionale Regulation bleiben stabil oder verbessern sich sogar. Und die Erfahrung wächst.

Ein häufiger Vorwurf lautet, ältere Menschen seien weniger offen für Neues. Das stimme nur bedingt, sagt Freund. «Wenn jemand keine neuen Gerichte mehr probiert, liegt das vielleicht an Magenproblemen, nicht an mangelnder Neugier.»

«Viele Altersbilder stimmen einfach nicht», betont sie. «Ältere Menschen wandern, tanzen, lernen Sprachen, engagieren sich freiwillig. Und sie spenden mehr als jede andere Altersgruppe.» Das Alter bringt Veränderungen mit sich, nicht nur Abbauprozesse.

Wie lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen?

Freund ist überzeugt: Ein realistischeres, weniger defizitorientiertes Altersbild kann helfen, besser mit Einschränkungen umzugehen – und neue Chancen zu erkennen. Doch das sei leichter gesagt als getan. «Diese Altersbilder strömen einem ja überall entgegen», sagt sie.

Bea Heim sieht im offenen Gespräch einen ersten Schritt. «Es tut gut, darüber zu reden. Dann merkt man: Man ist nicht allein mit diesen Fragen.» Ihr selbst hilft es, aktiv und engagiert zu bleiben. «Mit Neugierde Politik und Wissenschaft zu verfolgen, Zusammenhänge zu verstehen und dank der Kraft der vielen VASOS-Mitglieder Verbesserungen für nachfolgende Generationen in Gang zu bringen – das fordert mich. Und ich lerne dabei stetig dazu. Nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen.»

Auch Dan Georgescu beobachtet, wie wichtig eine innere Offenheit ist. «Um im Alter glücklich zu bleiben, ist es entscheidend, die Freude am Dazulernen zu erhalten», sagt der Psychiater. Es helfe, sich auch auf andere Meinungen und Perspektiven einzulassen.

Bea Heim sieht in dieser Lebensphase nicht nur Einschränkungen, sondern auch Potenzial: «Ich sehe das Alter als Herausforderung, aber auch als Phase mit Tiefe, mit eigenen Freuden und neuen Chancen. Natürlich gibt es Einschränkungen. Doch es gibt auch eine grosse Freiheit: Ich muss mich weniger beweisen.»

Radio SRF 1, Ratgeber, 30.7.2025, 11:08 Uhr;liea

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