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Schweizer Heimatschutz Die Genfer Gemeinde Meyrin erhält den Wakkerpreis 2022

Die erste künstlich gebaute «Satellitenstadt» der Schweiz liegt eingeklemmt zwischen Flughafen, Cern und der französischen Grenze – und ist alles andere als ein Ghetto: Nun würdigt der Schweizer Heimatschutz die Gemeinde Meyrin für ihre zeitgemässe Weiterentwicklung dieser Wohnblock-Siedlung.

Primarschulkinder tummeln sich auf dem Pausenareal des Schulhauses Boudines. Sie sind sich kaum bewusst, dass sie sich mitten im Herzen der ehemaligen Satellitenstadt befinden – jener Wohnblöcke, die in den 1960er-Jahren aus dem Boden gestampft worden sind.

Die Bauten sind in Reih und Glied aufgestellt, alle mit Fassaden im gleichen Stil mit vielen Fenstern und Balkonen. Dazwischen erstaunlich viel Abstand und Grünfläche. Die Kinder finden den vielen Platz zum Spielen einfach toll.

«Exemplarischer Umgang mit Nachkriegsarchitektur»

Die Bauten abzureissen, sei nie eine Option gewesen, sagt Gemeindepräsident Eric Cornuz. Vielmehr habe man zum Beispiel zusammen mit der ETH Lausanne nach Lösungen gesucht, wie man die Fassaden energiegerecht renovieren könne. Oder man habe Solarzellen auf den Flachdächern installiert.

Nachhaltig zu sanieren und Freiräume beizubehalten, dieses Vorgehen habe den Schweizer Heimatschutz überzeugt, erläutert Geschäftsführer Stefan Kunz: «Es ist der Gemeinde ausserordentlich gut gelungen, diese Satellitenstadt zu erhalten und zeitgemäss weiterzuentwickeln. Der Umgang mit der Nachkriegsarchitektur und dem baukulturellen Erbe ist exemplarisch.»

Der Bau dieser künstlichen sogenannten Satellitenstadt war in den 1960-er Jahren ein Novum in der Schweiz. Von Anfang an wurde viel Wert auf soziale Durchmischung gelegt. Man wollte verhindern, dass ein Ghetto entsteht.

Kosmopolitisches Meyrin

In den Wohnblöcken gibt es ebenso grosszügige Eigentumswohnungen wie auch Sozialwohnungen. Angestellte internationaler Organisationen, des Cern, Anwältinnen und Ärzte leben Tür an Tür mit weniger bemittelten Familien.

Kaum eine andere Gemeinde in der Schweiz ist so kosmopolitisch wie Meyrin. Wie in allen Genfer Gemeinden können Ausländerinnen und Ausländer in Meyrin auch abstimmen und wählen. Diese kulturelle Vielfalt bereichere das Zusammenleben und gehöre zur DNA von Meyrin, sagt Gemeindepräsident Eric Cornuz.

Auf dem Pausenplatz erzählt ein Primarschulmädchen, ihr sei es leicht gefallen, sich sofort in der Schule zu integrieren. Ihr Klassenkamerad schätzt, dass es auch Klassen für Fremdsprachige gibt.

«Mehr Biodiversität für alle»

Meyrin ist in den letzten Jahren weitergewachsen, heute zählt der Ort knapp 26'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Entstanden ist auch ein neues, besonders nachhaltiges Quartier mit einem künstlichen See, der gleichzeitig Naherholungsgebiet, Biotop und Auffangbecken für Regenwasser ist, das in der Siedlung verwendet werden kann.

ein Biotop, im Hintergrund: Wohnblöcke
Legende: Beton und Biotop: Meyrins neustes Quartier glänzt in Sachen Nachhaltigkeit. SRF / Barbara Colpi

Auch dies habe den Heimatschutz überzeugt, sagt Geschäftsführer Stefan Kunz: «Meyrin gelingt es, die Anliegen von Mensch und Natur zusammenzuführen und eine hohe Baukultur mit mehr Biodiversität für alle hervorzubringen.»

Für Gemeindepräsident Eric Cornuz ist Meyrin der Beweis dafür, dass eine Siedlung mit Wohnblöcken nicht nur Beton, sondern auch Grünflächen und kulturelles Leben bedeutet. Er selbst ist in Meyrin aufgewachsen und könnte sich keinen besseren Ort vorstellen nun auch seine Kinder hier grosszuziehen.

Die Primarschulkinder im Schulhaus Boudines auf jeden Fall sind sich einig: In Meyrin zu leben ist besser als anderswo.

Die 50 Jahre Wakkerpreis

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Seit 1972 vergibt der Schweizer Heimatschutz (SHS) einmal im Jahr den Wakkerpreis. Der Preis zeichnet Gemeinden oder selten auch Institutionen aus, die «bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können», wie der SHS schreibt. Das Preisgeld ist mit 20'000 Franken dotiert.

Lesen Sie hier eine kritische Würdigung des Wakkerpreises zu seinem 50-jährigen Jubiläum .

Die Vielfalt der prämierten Orte ist gross: Nebst Städten wie Basel (1996) oder Genf (2000) berücksichtigt der Schweizer Heimatschutz stets auch Ortschaften, die in der Agglomeration oder an der Peripherie liegen. Dies zeigt sich bei der Preisvergabe der letzten 10 Jahre:

Radio SRF, Nachrichten, 13.1.2022, 10 Uhr

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