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1. SRG-Umfrage Der Erbschaftssteuer-Initiative droht ein Fiasko

  • 62 Prozent der Teilnehmenden der 1. SRG-Umfrage hätten die Erbschaftssteuer-Initiative deutlich bachab geschickt, wäre bereits am 10. Oktober abgestimmt worden.
  • Die teilnahmewilligen Stimmberechtigten urteilen auch eindeutig: 85 Prozent gehen von einer Ablehnung am 30. November aus, wie das Forschungsinstitut GFS Bern weiter ausführt.
  • Ein Start mit einem Ja-Anteil deutlich unter der 50-Prozent-Marke verheisst für eine Initiative wenig Gutes.

Die Erbschaftssteuer-Initiative startet mit einem hohen Nein-Wert in den Abstimmungskampf. Eine Mehrheit der Befragten steht dem Anliegen der Juso ablehnend gegenüber, erklärt die Politologin von GFS Bern, Martina Mousson: «Das Meinungsbild ist deutlich.» Nur gerade drei Prozent der an der Umfrage Teilnehmenden sind noch unentschlossen. Dies wirke sich negativ für die Ja-Kampagne aus.

Die Erbschaftssteuer-Initiative kurz erklärt

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Die Initiative «für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert (Initiative für eine Zukunft)» fordert mehr Mittel für die Klimapolitik. Das Geld soll von einer Erbschafts- und Schenkungssteuer des Bundes kommen. Dieser soll künftig eine Steuer von 50 Prozent auf den Nachlass und die Schenkungen einer Person erheben, wobei die ersten 50 Millionen Franken nicht besteuert werden. Zusätzlich verlangt die Initiative Massnahmen zur Verhinderung von Steuervermeidung, namentlich durch Wegzug aus der Schweiz.

Das Konfliktmuster bei den Parteipräferenzen zeigt ein vertrautes Bild für linksgerichtete Initiativen. Anhänger der SP und den Grünen unterstützen die Vorlage klar, andere Parteiwählerschaften sind ebenso klar ablehnend.

GFS Bern ortet hier somit die schärfste Polarisierung. Dass die Mutterpartei – die SP – ihre Jungpartei in ihrem Anliegen deutlich stärkt, sei verständlich, so Martina Mousson. «Dies könnte auch bis zum Abstimmungssonntag so bleiben.» Mit der Tatsache, dass die Befragten allgemein den Parteiparolen folgen, zeichnet sich somit auch kein Konflikt zwischen der Parteibasis und deren Elite ab.

Interessant ist der Blick ins Tessin. Die Unterstützung für das Juso-Anliegen ist in der italienischsprachigen, aber auch in der französischsprachigen Schweiz, höher als in der Deutschschweiz. So sind im Tessin 52 Prozent der Befragten für die Erbschaftssteuer-Initiative.

Im Tessin haben September-Abstimmungen einen Einfluss

Für Martina Mousson könnte dies unter anderem mit der finanziellen Situation und den kantonalen Vorlagen vom 28. September zusammenhängen. Die beiden im September im Tessin angenommenen Initiativen zu den Krankenkassenprämien müssen finanziert werden. Da eignet sich das «Tax-the-rich»-Argument – Reiche sollen stärker besteuert werden – gut.

Die Erbschaftssteuer-Initiative findet Anklang bei den Frauen. Im Gegensatz zu den Männern (30 Prozent Ja-Stimmen-Anteil) befürworten insgesamt 41 Prozent der befragten Frauen die Vorlage. «Frauen hegen mehr Sympathie für die Vorlage», betont Mousson. Dennoch liegt der Nein-Wert zur Vorlage (55 Prozent) vorn.

Die Idee ist noch nicht vom Tisch.
Autor: Martina Mousson Politikwissenschafterin GFS Bern

Bei den Argumenten zieht am meisten das Pro-Argument, dass vermögende Personen nach dem Verursacherprinzip stärker zur Kasse gebeten werden sollen. Die Befragten sind mit 55 Prozent mit dieser Prämisse einverstanden. Bei den Contra-Argumenten dominiert das Thema, welches lange im Vorfeld medial diskutiert wurde: die Angst vor dem Wegzug reicher Personen. Diese Debatte fachte vor allem Eisenbahn-Unternehmer Peter Spuhler an und liess im Sommer verlauten, dass die Juso ihn zum Auswandern zwinge.

Dies widerspiegelt sich nun in der SRG-Umfrage. 64 Prozent der Befragten befürchten, dass eine Abwanderung geschehen könnte. 62 Prozent sind mit dem Argument einverstanden, dass Firmenerben in Li­qui­ditäts­schwierigkeiten kommen könnten.

Die Entwicklung der Argumente, also die Indexierung der Argumenten-Werte, führt einen Nein-Stimmenanteil von 50 Prozent auf. Dies zeigt, dass die Idee einer solchen Besteuerung von reichen Personen noch nicht ganz vom Tisch ist, wie Martina Mousson bilanziert.

Die Eckwerte der SRG-Umfrage

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Die Umfrage zu den Abstimmungen vom 30. November 2025 ist im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut GFS Bern zwischen dem 6. Oktober und dem 20. Oktober 2025 durchgeführt worden. Insgesamt wurden die Antworten von 14’785 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt.

Der statistische Fehler beträgt ± 2.8 Prozentpunkte. Das heisst: Bei einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.2 und 52.8 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Telefonische Befragung

Telefonisch befragt wurden 501 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt. Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten.

Online-Befragung

Zusätzlich konnten online bereinigte Angaben von 13'784 Personen und via Social Media 500 Personen verwendet werden. Die Teilnehmenden wurden dazu unter anderem über die Webportale der SRG rekrutiert.

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (sogenanntes Opt-in-Verfahren), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen zum Beispiel typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil. Diese Daten werden aber mittels Gewichtungen an die realen Verhältnisse der Stimmberechtigten angenähert. Es werden dabei räumliche (Wohnort), soziodemografische (Alter oder Geschlecht) und politische Gewichtungsfaktoren eingesetzt. Durch diese Gewichtung wird die Repräsentativität der Stichprobe optimiert. Ziel ist, auch die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite von GFS Bern.

Abstimmungsdossier

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Legende: SRF

News und Hintergründe zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 30. November 2025.

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SRF 4 News, 24.10.2025, 6 Uhr; wilh

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