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Gebiet Grande Cariçaie Stand-up-Paddling bedroht die Artenvielfalt am Neuenburgersee

Im Naturschutzgebiet am Neuenburgersee sind die Bestände einiger geschützter Vogelarten in den letzten Jahren zurückgegangen. Mitschuldig: das Stand-up-Paddle.

Immer mehr Menschen suchen bei hohen Temperaturen Abkühlung auf den Schweizer Seen – oft mit dem Stand-up-Paddle. Doch gerade im Naturschutzgebiet Grande Cariçaie am Neuenburgersee wird diese Freizeitaktivität zunehmend zum Problem: Die Bestände einiger geschützter Vogelarten sind in den letzten Jahren zurückgegangen.

Blick auf einen Seeabschnitt des Naturschutzgebiets Grande Cariçaie
Legende: Das idyllische Naturschutzgebiet Grande Cariçaie am Neuenburgersee lockt auch ungebetene Gäste an. Das wird zunehmend zum Problem. Keystone / Cyril Zingaro

Die Überwachungsteams der Grande Cariçaie waren während der jüngsten Hitzewelle besonders aufmerksam. Viele öffentliche Strände und Häfen grenzen direkt an das Schutzgebiet, was das Zusammenleben von Mensch und Natur immer schwieriger macht.

«Viele kommen mit dem Paddleboard oder Kanu von den Stränden und treiben dann einfach in die geschützten Zonen hinein», berichtet Christophe Sahli, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vereinigung Grande Cariçaie, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS.

«Wir haben oft Störungen, also Personen, die zu nahe an das Schilfgebiet heranfahren. Das kann für einige sehr empfindliche Arten problematisch sein, insbesondere für den Purpurreiher. Fast die gesamte Brutpopulation der Schweiz befindet sich in der Grande Cariçaie», so Sahli weiter.

Ein Purpurreiher lauert im hohen Gras.
Legende: Hauptbetroffener der Stand-up-Paddle-Invasion: der Purpurreiher. Imago / stock&people

Fehlendes Wissen über Regeln und Schilder

Seit Beginn der Coronapandemie wurden vermehrt Regelverstösse festgestellt – meist aus Unwissenheit über die Bedeutung der Beschilderung auf dem See.

«Für Sportarten wie Stand-up-Paddling oder Kitesurfen braucht man keinen Führerschein. Viele wissen daher nicht, welche Regeln gelten und was zum Beispiel die Bojen bedeuten», erklärt Magalie Schor, Inspektorin bei der Natur- und Wildhüterpolizei. Sie sieht grossen Bedarf an Aufklärung in der breiten Bevölkerung – denn die Nutzung solcher Wassersportgeräte nehme ganzjährig zu, nicht nur im Sommer.

Um die Badezonen besser von den Schutzgebieten zu unterscheiden, werden diesen Sommer an den Stränden von Yvonand im Kanton Waadt gelbe Bojen mit einer neuen Beschilderung getestet. Bei Erfolg soll dieses System auf andere Gebiete ausgeweitet werden.

Das Experiment scheint bisher Früchte zu tragen: Seit Beginn des Sommers gab es keine neuen Verstösse – zuvor waren solche Vorfälle fast täglich zu beobachten.

RTS 12h45; 7.7.2025, 12:45 Uhr; sten

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