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Polizeiaffäre in Lausanne Suspendierter Polizist bereits in frühere Skandale verwickelt

Der wegen diskriminierenden Äusserungen suspendierte Polizist war auch in die tragischen Fälle der jungen Rollerfahrerin Camila und des Nigerianers Mike Ben Peter verwickelt. Seine Anwältin bestreitet jegliches Fehlverhalten.

Ende August hat ein neuer Fall von Rassismus die Polizei von Lausanne erschüttert. Die Staatsanwaltschaft hat zwei private WhatsApp-Gruppen mit diskriminierenden Äusserungen entdeckt. Im Rahmen dieser Entdeckungen wurden acht Polizisten suspendiert.

Nun zeigen Recherchen des Westschweizer Fernsehens RTS: Einer der suspendierten Polizisten war auch in die tragischen Fälle der jungen Rollerfahrerin Camila und des Nigerianers Mike Ben Peter verwickelt.

Die Stadtverwaltung von Lausanne bestätigt, dass einer der acht im Rahmen des WhatsApp-Skandals suspendierten Polizisten auch Teil von strafrechtlichen Verfahren ist.

Dies seien laut RTS-Recherchen einerseits die strafrechtlichen Untersuchungen, die nach dem Tod der jungen Rollerfahrerin Camila im Juni des letzten Jahres in Lausanne eröffnet wurden. Und andererseits diejenigen zum Fall des Nigerianers Mike Ben Peter, der 2018 bei einer gewaltsamen Festnahme der Lausanner Polizei ums Leben kam.

Suspendiert jedoch wurde der Polizist, weil er an diskriminierenden Äusserungen in den WhatsApp-Gruppen der Lausanner Polizei teilgenommen hat.

Laut mehreren Quellen betrifft der Hauptvorwurf einen Kommentar, den er zu einem Bild einer Figur hinterlassen hat, die einem weiss gekleideten Mitglied der rassistischen Organisation Ku-Klux-Klan ähneln könnte.

Weisse Porzellanfigur
Legende: Der suspendierte Polizist schrieb unter dieses Foto, das an ein Mitglied des Ku-Klux-Klans erinnern könnte, den Kommentar «KKK». RTS

Zu dem Foto, das in Wirklichkeit eine spanische religiöse Porzellanfigur zeigt, schrieb der Polizist die drei Buchstaben «KKK» für Ku-Klux-Klan. Laut seiner Anwältin Odile Pelet sei daran nichts problematisch: «Dieser Kommentar fordert nichts. Er beschreibt lediglich das Bild.»

Für sie macht dieser einfache Austausch «einen noch nicht zu einem Rassisten oder Antisemiten. Und vor allem macht es einen nicht zu einem schlechten Polizisten».

Der RTS-Beitrag zu den neuen Enthüllungen (mit dt. Untertiteln):

Sie beschreibt ihren Mandanten als psychologisch stark belastet durch all die Fälle, mit denen er seit fast acht Jahren konfrontiert ist, und erinnert daran, dass er im langen Rechtsstreit um den Tod von Mike Ben Peter zweimal freigesprochen wurde.

Pelet kritisiert ausserdem: «Die Bilder wurden ohne Kontext präsentiert, ohne dass die Stadtverwaltung zuvor die betroffenen Personen befragt hätte, um zu erfahren, was dahintersteckt.»

Dieser Vorwurf wird vom zuständigen Gemeinderat für die Polizei, Pierre-Antoine Hildbrand, zurückgewiesen, der argumentiert, man habe handeln und kommunizieren müssen, ohne zu warten: «Wir wollten nicht in einer reaktiven Position sein, und wir haben gezeigt, was objektiv schockierend war.»

Tief verwurzelter Rassismus, laut gegnerischem Anwalt

Die Gegenseite im Fall Mike Ben Peter ist der Ansicht, dass Kontext und Nachrichten klar seien: «Man erfährt, dass einer der beteiligten Polizisten zutiefst rassistisch ist», sagt Simon Ntah, Anwalt der Familie des Verstorbenen. Für ihn «gehörte der Polizist zu einer Gruppe, in der abscheuliche Inhalte ausgetauscht wurden, und er war zudem aktiv in dieser Gruppe».

Er erinnert daran, dass «der Ku-Klux-Klan nur ein Ziel hat: die Vorherrschaft der weissen Rasse zu sichern. Wenn man darauf Bezug nimmt, handelt man auf schamlose Weise, erst recht, wenn man Polizist ist.»

Fabien Mingard, Anwalt der Familie der jungen Rollerfahrerin, hält sich in dieser Phase des laufenden Strafverfahrens mit Kommentaren zurück.

RTS 19h30, 04.09.25, 19:30 Uhr; noes

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