Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Nach Skandal in Lausanne Was machen Schweizer Polizeikorps gegen Rassismus?

Der Skandal in Lausanne erschüttert auch die Polizeikorps in anderen Kantonen. Wie diese gegen rassistische Vorurteile in den eigenen Reihen vorzugehen versuchen.

Zum Glück nicht bei uns. Das sei ihm durch den Kopf gegangen, als er von den rassistischen Chats bei der Lausanner Polizei gehört habe, sagt Christian Brenzikofer, der Kommandant der Kantonspolizei Bern, gegenüber SRF. Er ist überzeugt, dass es so etwas in seinem Korps nicht gibt: «Aber realistischerweise ausschliessen kann man nie etwas.»

Der Skandal in Lausanne

Box aufklappen Box zuklappen

Die Lausanner Polizei machte letzte Woche mehrmals Schlagzeilen. Erst kam es mehrere Nächte lang zu Ausschreitungen, weil ein Jugendlicher bei einer Verfolgungsjagd tödlich verunglückt war. Dazu wurde ein offizieller Bericht publik, wonach Lausanner Polizisten jahrelang in Chatgruppen rassistische und sexistische Nachrichten ausgetauscht hatten. Der Polizeikommandant und der Lausanner Stadtpräsident sprechen von «systemischem Rassismus». Acht Polizisten sind vom Dienst suspendiert worden.

Was man bei der Berner Kantonspolizei tut, ist, Vorurteile zu thematisieren, unter anderem in Weiterbildungen zum Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen. Das sei wichtig für die praktische Polizeiarbeit, sagt Brenzikofer.

«In der Schweiz tickt die Polizei anders»

Vielleicht sei eine Person so sozialisiert worden, dass die Polizei willkürlich, unfair, korrupt sei. «Da muss man auch sagen: In der Schweiz tickt die Polizei anders», so der Kommandant.

Und doch: Polizistinnen und Polizisten, die im Kampf gegen Drogenhändler zum Beispiel immer wieder unangenehme Begegnungen mit gewissen Gruppen haben, laufen Gefahr, sich von Vorurteilen leiten zu lassen.

Polizisten gehen durch einen Aussenbereich eines Restaurants.
Legende: «Rassismus bei der Polizei gibt es», sagten der Polizeikommandant und der Stadtpräsident von Lausanne, als herauskam, dass Polizisten jahrelang diskriminierende Chat-Nachrichten ausgetauscht hatten. Keystone/CYRIL ZINGARO

Passiert dies, dann müsse man das ansprechen, sagt Brenzikofer: «Wir müssen das diskutieren können, ohne dass jemand, der das intern meldet, dann zur Persona non grata wird.»

Es sei, gibt Brenzikofer zu, eine Gratwanderung zwischen erwünschter Loyalität zum Polizeikorps und einer unerwünschten Schweigekultur.

Schuldirektor wünscht sich mehr Diversität im Korps

Die rassistischen Chats bei der Lausanner Polizei beschäftigen auch im luzernischen Hitzkirch. An der dortigen Polizeischule lernen jedes Jahr gut 300 Aspirantinnen und Aspiranten aus elf Kantonen die Grundsätze der Polizeiarbeit. Das sei wichtig, sagt Direktor Alex Birrer.

Doch die eigentliche Prägung komme später in der Praxis. «Der Polizeiberuf ist ein typischer Erfahrungsberuf», so Birrer.

Und gerade weil Erfahrung so zentral ist, findet der Schuldirektor, sei es wichtig, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund in die Polizei eintreten. Dabei gibt es allerdings zwei grosse Hindernisse. Zum einen ist in vielen Kantonen nach wie vor das Schweizer Bürgerrecht eine Bedingung, um Polizistin oder Polizist zu werden.

Zum anderen brauchen Polizistinnen und Polizisten gute Deutschkenntnisse. Dies schränke die Diversität auch ein, sagt Birrer.

Kritik an Führungskultur

Mark Moser hat schon mit Tausenden Polizistinnen und Polizisten Workshops zum Thema interkulturelle Kommunikation durchgeführt. Für ihn ist klar: Rassismus bei Polizeikräften gibt es nicht nur in Lausanne.

Moser: «Es gibt fremdenfeindliche Gruppierungen, Aussagen und Verhalten, die nicht immer sanktioniert werden.» Oft komme von polizeilichen Führungskräften die Rechtfertigung, diese oder jene Aussage sei eine private Meinung.

«Es gibt bei der Polizei kein Recht auf eine private Grundhaltung. Ihr habt einen öffentlichen Auftrag und seid auch Freund und Helfer von den 40 Prozent Migrationsanteil.» Moser fordert von der Polizei eine Null-Toleranz gegenüber fremdenfeindlichem Verhalten und plädiert gleichzeitig für eine Fehlerkultur.

Dafür brauche es Gespräche, in denen Fehler und Frustrationen angesprochen werden dürfen, ohne dass es gleich beim ersten Mal eine disziplinarische Untersuchung gebe. Dafür brauche es Weiterbildungen, und es brauche eine unabhängige Stelle, bei der Fehlverhalten von Kolleginnen und Kollegen gemeldet werden kann, sagt Moser.

Diskutieren Sie mit:

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Rendez-vous, 4.9.2025, 12:30 Uhr;weds

Meistgelesene Artikel