Frauenfussball ist in der Schweiz so beliebt wie nie. Vor dem Viertelfinal zwischen Spanien und der Schweiz liefen 25'000 Personen an den Fan-Märschen mit. Ein Rekordwert.
So wie auch die bis zu 956’000 Menschen, die zu Hause an den Bildschirmen mit der Nati mitgefiebert haben.
Was aber wird nach dem Finalspiel am Sonntag vom Hype um den Frauenfussball übrigbleiben? Wird er wieder an Momentum verlieren wie die Schweiz im Viertelfinal gegen Spanien?
Genau das befürchten rund sechzig Prozent der Userinnen und User von «dialog». In einer nicht repräsentativen Umfrage sagen sie, dass der Frauenfussball in der Schweiz nicht ausreichend unterstützt werde.
Ich finde es beschämend, dass man Frauenfussball immer noch nicht hundertprozentig toleriert und teils immer noch darüber gelächelt wird.
«Wenn man sieht, mit welchem Einsatz und welcher Leistung die Frauen den Fussball in den letzten Jahren in den Fokus gebracht haben, finde ich es sehr beschämend, dass man dies immer noch nicht hundertprozentig toleriert und teils immer noch darüber gelächelt wird», sagt beispielsweise der User mit dem Pseudonym «Tiger5000».
Und fordert, «dass man über die Bücher geht und die finanzielle Diskrepanz endlich mit offenen Augen ansieht und Lösungen findet, dies in den richtigen Fokus zu rücken. Ich wünsche dem Frauenfussball von Herzen viel Glück.»
Was denken Sie?
Die Userin «Empathische Debattierende» ergänzt mit einem persönlichen Beispiel: «Als Mutter einer fussballspielenden Tochter in einer U-18-Mannschaft kann ich sagen, dass die fehlende Unterstützung bereits bei den Schulen beginnt. Da wird pingelig darauf beharrt, dass das Kind bis Schulschluss anwesend bleibt, um danach mit viel Glück den ÖV zu erwischen und pünktlich auf dem Platz zu stehen», schreibt sie.
Support sieht man in den tieferen Ligen auch heute kaum, zumindest nicht in den ländlichen Regionen.
«Ebenfalls sind die Kosten für die Ausrüstung eigenfinanziert, und die Anreisen zu Spielen werden durch die Eltern oder per ÖV durchgeführt anstatt beispielsweise mit Bussen.»
Die Userin «Sina M.» ist nach eigenen Angaben selbst auf dem Rasen gestanden: «von 2002 bis 2014 in der zweiten Liga. Damals war der Support vom regionalen Verband gleich null. Fortschritte sieht man in den tieferen Ligen aber auch heute kaum, zumindest nicht in den ländlichen Regionen», berichtet sie.
«Noch immer müssen sie auf teils miserablen Plätzen spielen. Trainings sind zu Unzeiten angesetzt, weil Männer- und Juniorenteams Vorrang haben. Aber vielleicht kommt dank der heimischen EM nun etwas Schwung in die Bude, und die regionalen Verbände sowie der SFV geben Gas.»
Es sollten nicht die gleichen Fehler gemacht werden wie bei den Männern.
Einige Userinnen und User fürchten jedoch auch eine zu starke und zu schnelle Kommerzialisierung, die eher kontraproduktiv sein könnte. «Der Hype um diese Frauen-EM und den Frauenfussball allgemein ist aus meiner Sicht stark überhöht, das ist keine gesunde Entwicklung und wird künstlich erzeugt», schreibt beispielsweise der User «Croeso».
«Es sollten nicht die gleichen Fehler gemacht werden wie bei den Männern, denn sobald viel Geld im Spiel ist, werden die Regeln nicht mehr konsequent durchgesetzt», ergänzt User «Contributeur Émérite».
Klar ist: Der Ball rollt weiter – ob der Hype mitrollt, wird sich zeigen. Und «bis dahin erfreuen wir uns an Top-Spielen», wie es die Userin «Hartnäckige Rednerin» schreibt. Beispielsweise am Final zwischen England und Spanien.