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Moskau bereitet sich vor
Aus 10 vor 10 vom 23.06.2020.
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75 Jahre Kriegsende Putin kriegt seine Parade – die Folgen müssen andere tragen

Mit den Siegesfeiern geht Wladimir Putin ein grosses Risiko ein. Doch Sorgen machen muss er sich kaum.

Bei der Generalprobe zur Siegesparade in Moskau versammelten sich am Wochenende in der russischen Hauptstadt so viele Menschen auf engstem Raum wie seit Monaten nicht mehr. Während der morgigen Parade sollen allein durch Moskau 14‘000 Armeeangehörige marschieren.

Eigentlich sind Massenveranstaltungen in der russischen Hauptstadt noch verboten, doch für die Parade wird eine Ausnahme gemacht – allerdings unter Auflagen. So gilt eigentlich Masken- und Handschuhpflicht für alle Teilnehmer auch während den Proben. Während der Generalprobe zeigte sich aber deutlich, dass sich nicht alle Einheiten daran halten.

Ein Datum mit Kalkül

Ursprünglich war die Parade zum Sieg im 2. Weltkrieg am 9. Mai geplant. Doch aufgrund der Coronakrise wurde die Parade zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben. Den Befehl, die Parade am 24. Juni durchzuführen, gab Wladimir Putin Ende Mai.

Männer vor Schild.
Legende: Russische Kadetten unterhalten sich bei den Vorbereitungen auf die morgige Feier. Keystone

Offiziell wurde das Datum gewählt, da am selben Tag im Jahre 1945 die erste Parade zum Sieg im 2. Weltkrieg stattgefunden hat. Doch ein weitaus wichtigerer Grund dürfte die Volksbefragung sein, die am darauffolgenden Tag beginnt. Die Parade soll die Bevölkerung vor dem Urnengang in Festlaune versetzen.

Paraden trotz Pandemie

Obwohl die Pandemie in Russland noch nicht überwunden ist, finden morgen Mittwoch in insgesamt 28 Städten Paraden statt, ein knappes weiteres Dutzend wurden aufgrund der Corona-Situation abgesagt. Mehrere Epidemiologen lehnen Interviewanfragen von SRF ab.

Über 100 Fälle an Marineschule

Box aufklappen Box zuklappen

Für die grösste aller Paraden in der Hauptstadt sind auch Kadetten mehrerer Marineschulen angereist. Laut Berichten in unabhängigen russischen Medien gab es an einer der renommiertesten Schulen für zukünftige Marineoffiziere, der Nachimow Marineschule, über 100 Corona-Fälle allein unter den Kadetten.

Überprüfen lassen sich diese Zahlen für SRF nicht, denn Anfang des Monats hat Präsident Putin eine Gesetzesverschärfung unterzeichnet, die ein Gespräch zwischen Journalisten und Armeedienstleistenden faktisch unmöglich macht.

Einer, der sich getraut, seine Meinung öffentlich zu sagen, ist Alexei Erlich. Er leitet eine Coronavirus-Station in einem Moskauer Krankenhaus. «Während man in Moskau darüber diskutieren könnte, unter welchen Bedingungen sich eine Parade durchführen liesse, würde ich in vielen Regionen Russlands vollständig davon abraten. Vielerorts ist man von einem Höhepunkt der Neuansteckungen mit dem Coronavirus noch weit entfernt.»

Männer auf Platz.
Legende: Gibt es unter den Armeeangehörigen der Parade auch Corona-Infizierte? Keystone

Zuschauer als Risikofaktor

Das grösste Risiko während der Parade sind jedoch nicht die Soldaten, sondern die Zuschauer. Der Bürgermeister von Moskau hat den Einwohnern geraten, dass sie die Parade in diesem Jahr vor dem Fernseher verfolgen sollen. An der Generalprobe entsteht aber der Eindruck, es könnte auch in diesem Jahr zu grossen Menschenansammlungen kommen.

Es ist einfach viel emotionaler und lebendiger, vor Ort die Parade zu verfolgen, als zu Hause vor dem Fernseher.
Autor: Tatjana Moskauerin und Paraden-Zuschauerin

Die Entscheidung für die Durchführung einer Parade mag der Präsident in letzter Instanz allein gefällt haben, doch er trägt nicht das grösste Risiko. Sondern die Mitarbeitenden in Krankenhäusern. Ob es sich für Putin ausbezahlt, dass er Paraden zugunsten seiner Macht zu organisiert, sollte sich in knapp einer Woche zeigen, wenn die Resultate der Volksbefragung bekannt werden.

10v10, 23.6.2020, 21:50 Uhr

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