Zum Inhalt springen

Header

Video
Joe Biden steht vor einer Herkulesaufgabe
Aus Tagesschau vom 20.01.2021.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 26 Sekunden.
Inhalt

Amerikanische Aussenpolitik Die USA wollen wieder die erste Geige spielen

Viele in Europa sehnen sich nach dem aussenpolitischen Kurswechsel, den der neue amerikanische Präsident Joe Biden in Aussicht gestellt hat: mehr Zusammenarbeit, mehr Verlässlichkeit, weniger Paukenschläge. Etwas bleibt freilich gleich: Ein amerikanischer Präsident – ob er nun Trump heisst oder Biden – verfolgt die Interessen seines Landes. Die USA sollen wirtschaftlich und militärisch die Nummer 1 bleiben.

«America first», hiess das bei Trump – die USA an erster Stelle. «American Leadership» verspricht dagegen Joe Biden – die USA sollen wieder führen. Diese Schlagworte lassen die Parallelen erkennen, aber auch die Unterschiede zwischen den aussenpolitischen Plänen Bidens und dem Vermächtnis seines Vorgängers. Während Trump auf Alleingänge und Deals mit einzelnen Ländern setzte, will Biden zurück zur alten Führungsrolle der USA im Konzert der Nationen.

Amerikanische Interessen durchsetzen

Biden ist überzeugt davon, dass globale Probleme wie die Corona-Pandemie oder die Klimaerwärmung nur mit globaler Zusammenarbeit gelöst werden können. Folgerichtig hat er wenige Stunden nach Amtsantritt die Rückkehr der USA ins Pariser Klimaschutz-Abkommen bekannt gegeben.

Internationale Organisationen und Konferenzen sind für ihn aber auch ein Machtmittel: Sie erlauben die Durchsetzung amerikanischer Interessen. In den Jahrzehnten vor der Präsidentschaft Trumps haben die USA viel Geld und Mühe aufgewendet, um zum Beispiel am UNO-Hauptsitz in New York, bei der Welthandelsorganisation WTO oder der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf den Ton anzugeben. Überall wollten sie die erste Geige spielen.

Audio
Streit zwischen China und USA hat Auswirkungen auf Europa
aus Echo der Zeit vom 18.01.2021. Bild: Getty
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 29 Sekunden.

Eine Ambition, welche die USA freilich immer mehr mit China teilen mussten. Mit Fleiss und Finanzkraft haben die Diplomaten aus Peking ihren Einfluss in internationalen Organisationen ausgebaut. Der Untersuchung der WHO über die Ursachen der Corona-Krise legten sie erfolgreich Steine in den Weg.

Trump übte schrille Kritik und verkündete den Austritt der USA aus der WHO. Biden hat auch diesen Austritt bereits rückgängig gemacht. Er will zurück zur traditionellen Strategie amerikanischer Diplomatie zurückkehren: überall mitspielen und – wenn möglich – überall das letzte Wort haben.

Zusammenarbeit als Machtmittel

Doch angesichts des wachsenden Einflusses Chinas sind die USA dafür mehr denn je auf Verbündete angewiesen. Biden hat bereits einen «Demokratie-Gipfel» angekündigt, er will die Staats- und Regierungschefs aus Ländern wie Frankreich oder Deutschland auf den ökonomischen und geostrategischen Wettkampf gegen China einstimmen.

Wem das demokratische Amerika als Führungsmacht lieber ist als das diktatorische China, der darf Hoffnungen in Joe Biden setzen. Er sollte jedoch nicht vergessen, dass die USA auch in Zukunft die eigenen Interessen an erste Stelle setzen und Zusammenarbeit als Machtmittel einsetzen werden.

Sebastian Ramspeck

Sebastian Ramspeck

Internationaler Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Sebastian Ramspeck ist internationaler Korrespondent für SRF. Zuvor war er Korrespondent in Brüssel und arbeitete als Wirtschaftsreporter für das Nachrichtenmagazin «10vor10». Ramspeck studierte Internationale Beziehungen am Graduate Institute in Genf.

Tagesschau, 20. Januar 2021, 12:45 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel