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Angriff auf Saudi-Arabien Gegenseitige Vorwürfe – und ein Einbruch der Ölproduktion

  • Die Drohnenangriffe auf die grösste Ölraffinerie in Saudi-Arabien haben offenbar weitreichendere Folgen als zunächst angenommen.
  • Nach offiziellen Angaben aus Riad ist es zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge gekommen – die Ölproduktion werde erst in Wochen wieder voll intakt sein.
  • Die USA machen unterdessen den Iran für die Attacke verantwortlich und bieten die Freigabe eigener Öl-Reserven an, sollte es zu massiven Lieferengpässen kommen.
  • Der Iran weist die Vorwürfe der USA zurück.

Die Regierung in Riad erklärte in der Nacht, dass die Ölproduktion infolge der «terroristischen Attacken» um 5.7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens zurückgegangen sei. Das berichtet die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA unter Berufung auf Energieminister Prinz Abdulasis bin Salman bin Abdulasis.

Es soll sich dabei aber nur um einen vorübergehenden Effekt handeln, der zudem durch die Einspeisung vorhandener Ölreserven in den Markt teilweise kompensiert werde.

Rauchschwaden über 150 Kilometer ausgebreitet

Die Drohnenangriffe hatten am frühen Samstagmorgen Brände in zwei Raffinerie-Komplexen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco in Bakiak und Churais ausgelöst.

Karte von Saudi-Arabien.
Legende: Die beiden betroffenen Raffinerie-Komplexe des staatlichen Erdölkonzerns Saudi Aramco in Bakiak und Churais. SRF

Die gewaltigen Flammen stiegen weithin sichtbar in den hell erleuchteten Nachthimmel und verursachten dichte Rauchschwaden, die sich bis zu 150 Kilometer über Saudi-Arabien ausbreiteten. Inzwischen seien die Brände aber unter Kontrolle, hiess es. Verletzte unter den Arbeitern der Raffinerie habe es nach bisherigen Erkenntnissen des Energieministers nicht gegeben.

USA bieten eigene Öl-Reserven an

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  • Die USA sind zur Freigabe von Ölreserven bereit, sollte es nach den Drohnenangriffen auf die saudischen Ölanlagen zu Engpässen kommen.
  • Energieminister Rick Perry habe zudem Führungskräfte seines Ministeriums angewiesen, zusammen mit der in Paris ansässigen Internationalen Energieagentur IEA mögliche gemeinsame weltweite Massnahmen auszuloten, sagte Ministeriumssprecherin Shaylyn Hynes.

Der bisher grösste Angriff

Zu den Drohnenangriffen hatten sich die Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Jemen bekannt. Ein Militärsprecher der Huthis sagte, der Angriff mit zehn Drohnen sei der bislang grösste in Saudi-Arabien und eine «legitime Antwort» auf die anhaltende Militärkampagne der saudischen Streitkräfte in Jemen.

US-Aussenminister Mike Pompeo machte hingegen den Iran direkt für die Attacken verantwortlich und twitterte: «Inmitten der Rufe nach Deeskalation hat der Iran jetzt einen beispiellosen Angriff auf die Welt-Energieversorgung verübt. Es gibt keinen Beweis, dass die Angriffe vom Jemen kamen.»

Der Iran bestreitet die Vorwürfe vehement. Pompeos Unterstellungen seien absurd, unerklärlich und daher auch halt- und wirkungslos, sagte Aussenamtssprecher Abbas Mussawi. Was im Jemen passiere, sei der Widerstand der Jemeniten gegen die Kriegsverbrechen der von den Saudis angeführten Militärkoalition.

Mehrere Attacken in der Vergangenheit

Tatsächlich führt Saudi-Arabien im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden wiederum vom Iran unterstützt und halten grosse Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle.

Energie-Agentur: Keine Versorgungsengpässe

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  • Nach den Attacken auf die Ölanlagen in Saudi-Arabien sieht die Internationale Energie-Agentur (IEA) keine Versorgungsengpässe. Die globalen Öl-Märkte seien derzeit gut versorgt, es gebe ausreichend hohe Lagerbestände, erklärte die IEA.
  • Man stehe im Kontakt mit den Behörden in Saudi Arabien und beobachte die Entwicklung engmaschig.
  • Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Berufung auf Insider, dass Produktion und Ausfuhren nach den Anschlägen beeinträchtigt seien.
  • Betroffen sei die Förderung einer Menge von fünf Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Das wäre nahezu die Hälfte der Produktion des weltgrössten Ölexporteurs.
  • Auch die weltgrösste Öl-Verarbeitungs-Anlage sei beeinträchtigt.

In den vergangenen Monaten hatten die Huthis bereits mehrere Angriffe mit Drohnen auf Ölpipelines und Flughäfen in Saudi-Arabien durchgeführt.

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