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Wie gefährlich ist der IS noch? Die Situation in Europa
Aus Tagesschau vom 05.01.2024.
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Anschläge in Iran Der IS ist wieder da – das sind die Gründe

Der Anschlag im Iran ist Zeichen eines erstarkten Netzwerks. Die Bedrohungslage wächst – auch in Europa. Die Gründe.

Nur ein vermeintlicher Niedergang: Die Gründung des IS geht auf das Jahr 2013 zurück. Im Grenzgebiet zwischen Syrien und Irak breiteten sich die Islamisten damals aus. Die internationale Staatengemeinschaft reagierte nur langsam auf die Bedrohung – dann aber mit voller Härte. Als die USA im Jahr 2019 die Tötung des langjährigen Führers Abu Bakr al-Bagdadi bekannt gaben, bezeichneten manche den Islamischen Staat als besiegt. In den Jahren seither ging die Zahl der Anschläge zwar zurück, aber es bildeten sich weltweit Ableger, und in sozialen Medien lebte der IS dank seiner Propaganda weiter.

Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden tragen den Sarg eines der Opfer der Explosionen von Kerman
Legende: Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden tragen den Sarg eines der Opfer der Explosionen von Kerman durch die Strassen der Stadt. Der IS hat sich zum Anschlag bekannt (Bild: 05.01.24) AP Photo/Vahid Salemi

Das Vakuum Afghanistan: Verschiedene Entwicklungen in den vergangenen Jahren haben es dem IS erlaubt, neue Gebiete zu erschliessen. Am folgenreichsten war der Abzug der USA aus Afghanistan im Sommer 2021. Seither ist dort der sogenannte Islamische Staat Provinz Khorasan (ISPK) erstarkt, der mit einem Anschlag am Flughafen von Kabul Ansehen in islamistischen Kreisen erlangte. Die Taliban sind verfeindet mit dem ISPK und geben vor, den IS-Ableger zu bekämpfen. Dennoch ist es dem IS gelungen, mehrere Tausend Kämpfer zu rekrutieren und Rückzugsgebiete zu halten. Von dort aus verübt der ISPK Anschläge in der Region und betreibt intensiv Propaganda, auch in Englisch.

Neue Netzwerke in Europa: Gemäss Zahlen der europäischen Polizeibehörde (Interpol) ging die Anzahl der dschihadistischen Anschläge in den vergangenen Jahren zurück. Nun aber müssen die Justizbehörden auf eine veränderte Bedrohungslage reagieren. Die Dschihadisten in Afghanistan exportieren ihre Ideologie nach Zentralasien und bis nach Europa. In Deutschland wurden in der jüngeren Vergangenheit wiederholt Islamisten aus Tadschikistan verhaftet – eine Gruppe, der man zuvor nur wenig Beachtung schenkte. Der deutsche Terrorismus-Experte Peter Neumann warnte jüngst auf X, dass es sich beim ISPK um den aktivsten IS-Ableger handle. Nicolas Stockhammer, Professor an der Donau-Universität Krems, nennt die Gruppe einen «Game Changer» für Europa.

Der IS in Europa – eine Chronologie (2020-2023)

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Legende: Zum Jahreswechsel sprachen die Behörden im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen eine erhöhte Terrorwarnung aus. (im Bild: Polizei vor dem Kölner Dom, 27.12.23) IMAGO / Panama Pictures
  • September 2020: Ein Mann tötet in Morges VD einen anderen mit einem Messer. Der Täter bezeichnet sich als IS-Sympathisant und macht die Tat damit zum ersten islamistischen Attentat in der Schweiz. 
  • Oktober 2020: Ein Mann greift in Dresden zwei Männer an und verletzt einen davon tödlich.
  • November 2020: Eine 29-Jährige greift in Lugano zwei Frauen mit einem Messer an. Sie beruft sich auf den islamischen Staat. 
  • November 2020: Ein vorbestrafter IS-Sympathisant erschiesst vier Menschen in der Wiener Innenstadt.
  • Mai 2022: Die deutschen Behörden verhaften fünf tadschikische Männer. Sie hatten Bombenanschläge auf US-Stützpunkte in Deutschland geplant. 
  • Sommer 2022: Die Behörden verhaften in Deutschland und der Schweiz mehrere mutmassliche IS-Anhänger.
  • Juni 2023: Die österreichischen Justizbehörden verhindern offenbar in letzter Minute einen Anschlag auf die Pride-Parade in Wien. 
  • Juli 2023: Im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen hebt die Polizei eine islamistische Zelle aus. Sieben Personen, die dem ISPK angehören sollen, werden festgenommen. 
  • Oktober 2023: Ein Schüler tötet in der nordfranzösischen Kleinstadt Arras einen Lehrer mit einem Messer und verletzt drei weitere Menschen. Beim Einzeltäter handelt es sich um einen IS-Sympathisanten. 
  • Oktober 2023: Nur wenige Tage später erschiesst ein Einzeltäter in Brüssel zwei schwedische Fussballfans (einer wohnhaft in der Schweiz). Der IS reklamiert das Attentat für sich. 
  • Dezember 2023: Ein Angreifer tötet einen deutschen Touristen in der Nähe des Eifelturms. Der Täter gibt später an, dem IS die Treue geschworen zu haben. Eine Verbindung kann jedoch nicht bestätigt werden.
  • Dezember 2023: Die Polizei im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen verhaftet an Silvester drei Männer. Sie sollen einen Anschlag auf den Kölner Dom geplant haben.  

Der Krieg in Nahost: In diese Gemengelange fielen die Terrorangriffe der Hamas auf Israel vom 7. Oktober und ihre Folgen. Sie befeuern einen teilweise bestehenden Judenhass. So fällt die IS- und andere dschihadistische Propaganda hier stellenweise auf fruchtbaren Boden. Jüdische und israelische Ziele in Europa rücken noch näher ins Zentrum der Bedrohungslage. Der IS hat am Donnerstag, als er sich auch zum Anschlag in Kerman bekannte, auch den Start einer neuen Kampagne verkündet. Ihr Titel: «Tötet sie, wo immer ihr sie findet.» Darin wird zu Anschlägen weltweit aufgerufen.

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Nicolas Stockhammer: «Gaza-Konflikt sorgt für Zulauf»
Aus News-Clip vom 05.01.2024.
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Andersgläubige Muslime als Ziel: Die Anschläge in Kerman mögen die tödlichsten in der Geschichte der islamischen Republik im Iran gewesen sein. Doch sie sind nicht die ersten, zu denen sich der IS bekannt hat. Im Oktober 2022 tötete ein Attentäter 15 Pilger in Schiras. Radikale Sunniten betrachten den mehrheitlich schiitischen Staat und das Regime seit jeher feindlich. Der sunnitische IS befeuert den Hass gegen die Schiiten, so ist auch der Anschlag in Kerman zu erklären. Auch in Irak und Afghanistan hat der IS immer wieder schiitische Menschenansammlungen angegriffen. Seine tödliche Logik: Alle, die sich seiner Auslegung des Islams nicht unterwerfen, sind Ungläubige und damit legitime Ziele.

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SRF 4 News, 05.01.2024, 07:20 Uhr;kobt

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