Ein Arbeiter wäscht Dreck aus dem Baumwolltuch. Der fermentierte Schlamm gibt dem Stoff die Farbe. Ein schwarz-beiges Muster erscheint auf dem Tuch – es ist Bogolan, ein traditioneller Stoff Malis, gefärbt im Atelier Ndolo, in der Kleinstadt Ségou.
Mali produziere viel Baumwolle, sagt Chef Boubacar Doumbia. «Nur ein Teil davon wird lokal zu Stoff verarbeitet, wir färben ihn von Hand.» Er verkauft seine Textilien in erster Linie an Liebhaber von Malis Kultur und Touristinnen. Doch die sind nach dem Militärputsch und aufgrund der Bedrohung durch dschihadistische Banden noch seltener geworden.
Die Textilfabrik Comatex ist nur fünf Autominuten entfernt. Beim Eingangstor stehen einige Männer. Die Türen der Fabrikhallen rosten, die Fenster sind verstaubt, seit zwei Jahren steht die Fabrik still.
Veraltete Maschinen, keine Investoren
Früher war die Fabrik führend in der Region, hatte 1300 Angestellte. Man bedruckte etwa Stoffe mit Politiker-Konterfeis für den Wahlkampf, wie Gewerkschaftsführer Abdoulaye Diakité sagt. «Die Bestellungen kamen sogar aus Zentralafrika, Guinea oder Burkina Faso. Alle wollten unsere Stoffe.» Doch die staatliche Firma hatte mit Problemen zu kämpfen, ihre Maschinen waren veraltet.
Die verarbeitende Industrie in Mali darbt. Veraltete Maschinen, fehlende Liquidität, Probleme mit Stromversorgung und Treibstoff für die Generatoren. Schlechte Rahmenbedingungen gepaart mit Misswirtschaft haben der Comatex zugesetzt. Die Stoffe aus Mali sind zu teuer für den Weltmarkt. Deshalb konnte die lokale Textilindustrie nie abheben.
Wir müssen Schluss machen mit den Chinesen. Sie sind schlechte Partner, von denen Mali nicht profitieren kann.
2014 übernahm eine chinesische Firma die Mehrheit an der Textilfabrik – und scheiterte ebenfalls. Und im Mai 2020 wurde die Comatex, offiziell wegen Covid-19, geschlossen. Die Chinesen hätten den Laden an die Wand gefahren, sagt der Gewerkschafter. «Wir müssen Schluss machen mit den Chinesen. Sie sind schlechte Partner, von denen Mali nicht profitieren kann.»
Nun sei man im Gespräch mit türkischen Investoren. Doch das ist nun auch schon wieder Monate her. Die Comatex verstaubt weiter.
Versuch der lokalen Verarbeitung
An einer Strassenecke in Malis Hauptstadt Bamako wird noch gewebt. Zwischen den traditionellen Webstühlen steht Namissa Sow.
Die Designerin besorgt sich hier ihren Stoff. Sie lässt in ihrem Atelier, wenn immer möglich, lokale Produkte verarbeiten. Doch: «Hierzulande wird nur Baumwollfaden hergestellt. Aber auch der ist manchmal nicht erhältlich», erklärt sie.
Feinere Baumwollstoffe importiert die Designerin, färbt sie aber lokal. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelang es Sow, sich lokal einen Namen zu machen. Zwei Militärputsche in den letzten Jahren, Sanktionen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft erschweren die Lage.
«Es ist überhaupt nicht einfach. Doch ich kann mich durchsetzen! Ich brauche Herzblut und Mut, um mein Team immer wieder zu motivieren», sagt Sow.
Ich brauche Herzblut und Mut, um mein Team immer wieder zu motivieren.
Die Modeliebhaberin ist längst Unternehmerin. Sie hat Arbeitsplätze geschaffen. In einem Land, wo so viel Baumwolle wächst, aber kaum eine Textilindustrie existiert. Sie träumt von einer eigenen Fabrik zur Verarbeitung der lokalen Baumwolle von A bis Z. «Das ist einer meiner grössten Träume für Mali.»