- Nach den jüngsten Berichten über Gewaltverbrechen in der sudanesischen Stadt Al-Faschir haben die Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) Ermittlungen angekündigt.
- Ziel sei es, Beweise der mutmasslichen Verbrechen zu sammeln und sichern. Man wolle sich nun für eine mögliche Strafverfolgung vorbereiten, teilen die Ankläger mit.
- Vor einer Woche hatten die Rebellen der RSF-Miliz (Rapid Support Forces) die Stadt Al-Faschir im Norden von Darfur eingenommen. Die Rebellen sollen seither mit grosser Gewalt gegen die Bevölkerung vorgehen.
Die Anklage am Sitz des Gerichts in Den Haag teilte mit, sie sei zutiefst beunruhigt über die Berichte aus Al-Faschir. Sie ermittelt bereits zu möglichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur.
Im Rahmen der laufenden Ermittlungen ruft sie Personen und Organisationen in der Region auf, Informationen und mögliche Beweise zu sammeln und der Anklage zu übergeben.
Blutiger Machtkampf
Den Angehörigen der Miliz RSF werden Massenmorde und Vergewaltigungen vorgeworfen. Solche Gräueltaten sind nach Angaben der Anklage «Teil einer umfassenderen Gewaltwelle seit April 2023 in der gesamte Region Darfur».
In dem ostafrikanischen Land am Horn Afrikas herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert.
Die UNO beschreibt die Lage im Sudan als die grösste humanitäre Krise der Welt.
Experten bestätigen Hungersnot
Unterdessen hat ein Expertengremium des ICC eine Hungersnot in Teilen des Sudans bestätigt.
Die Initiative habe Beweise geliefert, dass die Situation in den Städten Al-Faschir in der Region Darfur und Kadugli in der Region Süd-Kordofan den Status einer Hungersnot erreicht habe, teilte die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger mit.
Zudem bestehe die Gefahr einer Hungersnot in 20 weiteren Gebieten in Darfur und Kordofan.
Mit mehr als 375'000 Menschen ist demnach der Sudan von einer humanitären Katastrophe der höchsten Stufe betroffen; 21 Millionen sind von Hunger bedroht. «Nur ein sofortiger Waffenstillstand und uneingeschränkter humanitärer Zugang können weiteres Leid verhindern und Leben retten», sagte Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Ende Dezember hatte der ICC-Ausschuss bereits die Kriterien einer Hungersnot in mindestens fünf Gebieten des Landes nachgewiesen. Betroffen waren hauptsächlich Gebiete in Nord-Darfur.