Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Blutiger Machtkampf im Sudan Weltstrafgericht ermittelt nach Gräueltaten in Al-Faschir

  • Nach den jüngsten Berichten über Gewaltverbrechen in der sudanesischen Stadt Al-Faschir haben die Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) Ermittlungen angekündigt.
  • Ziel sei es, Beweise der mutmasslichen Verbrechen zu sammeln und sichern. Man wolle sich nun für eine mögliche Strafverfolgung vorbereiten, teilen die Ankläger mit.
  • Vor einer Woche hatten die Rebellen der RSF-Miliz (Rapid Support Forces) die Stadt Al-Faschir im Norden von Darfur eingenommen. Die Rebellen sollen seither mit grosser Gewalt gegen die Bevölkerung vorgehen.

Die Anklage am Sitz des Gerichts in Den Haag teilte mit, sie sei zutiefst beunruhigt über die Berichte aus Al-Faschir. Sie ermittelt bereits zu möglichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur.

Gruppe von Menschen sitzt im Freien zusammen.
Legende: Sudanesen, denen es gelang, aus Al-Faschir zu fliehen, berichten von Gräueltaten durch die RSF. IMAGO/Anadolu Agency

Im Rahmen der laufenden Ermittlungen ruft sie Personen und Organisationen in der Region auf, Informationen und mögliche Beweise zu sammeln und der Anklage zu übergeben.

Blutiger Machtkampf

Den Angehörigen der Miliz RSF werden Massenmorde und Vergewaltigungen vorgeworfen. Solche Gräueltaten sind nach Angaben der Anklage «Teil einer umfassenderen Gewaltwelle seit April 2023 in der gesamte Region Darfur».

In dem ostafrikanischen Land am Horn Afrikas herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert.

Drohnenangriff auf Kinderklinik

Box aufklappen Box zuklappen

Bei einem Drohnenangriff auf ein Kinderspital im Sudan sind nach Angaben sudanesischer Ärzte sieben Menschen getötet worden. Das sudanesische Ärztenetzwerk macht die RSF-Miliz für den Angriff in Karnoi nahe der Grenze zum Tschad verantwortlich. Unter den Toten sollen auch Kinder sein, daneben seien fünf Menschen verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Karnoi liegt rund 270 Kilometer von der Stadt al-Faschir entfernt im Norden von Darfur. Die Miliz Rapid Support Forces (RSF) soll dort nach Eroberung der Stadt vergangene Woche neben zahlreichen anderen Zivilisten auch mehr als 460 Patientinnen und Angehörige in einer Geburtsklinik getötet haben.

Die UNO beschreibt die Lage im Sudan als die grösste humanitäre Krise der Welt.

Experten bestätigen Hungersnot

Unterdessen hat ein Expertengremium des ICC eine Hungersnot in Teilen des Sudans bestätigt.

Die Initiative habe Beweise geliefert, dass die Situation in den Städten Al-Faschir in der Region Darfur und Kadugli in der Region Süd-Kordofan den Status einer Hungersnot erreicht habe, teilte die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger mit.

Zudem bestehe die Gefahr einer Hungersnot in 20 weiteren Gebieten in Darfur und Kordofan.

Wann spricht man von einer Hungersnot?

Box aufklappen Box zuklappen

Eine Hungersnot ist die schlimmste – und seltene – Form der Hungerkrise. Sie bedeutet, dass bei mindestens einem Fünftel aller Haushalte extremer Nahrungsmangel herrscht und täglich mindestens 2 Erwachsene oder 4 Kinder pro 10'000 Menschen an akuter Unterernährung sterben.

Mit mehr als 375'000 Menschen ist demnach der Sudan von einer humanitären Katastrophe der höchsten Stufe betroffen; 21 Millionen sind von Hunger bedroht. «Nur ein sofortiger Waffenstillstand und uneingeschränkter humanitärer Zugang können weiteres Leid verhindern und Leben retten», sagte Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.

Ende Dezember hatte der ICC-Ausschuss bereits die Kriterien einer Hungersnot in mindestens fünf Gebieten des Landes nachgewiesen. Betroffen waren hauptsächlich Gebiete in Nord-Darfur.

SRF 4 News, 3.11.2025, 17 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel