Weil die Schweiz wegen des Coronavirus die Grenze länger geschlossen hielt als Italien, könnte man meinen, es herrsche dicke Luft zwischen Rom und Bern. Italien hat die Grenze für die Schweizer schon Anfang Juni geöffnet, die Schweiz aber für Italiener erst am Montag. Doch das Treffen zwischen dem italienischen und dem Schweizer Aussenminister dürfte freundlich und harmonisch verlaufen.
Italiener wollen Ferien in Griechenland
Geärgert hat sich Rom über andere. Vor allem über die Griechenland und Österreich, die ihre Grenzen ebenfalls erst am Montag und eher widerwillig wieder öffneten. Der Ärger hat damit zu tun, dass Italienerinnen und Italiener im Sommer gerne nach Griechenland ans Meer reisen. Dort sind Ferien im Durchschnitt günstiger als in Italien.
Ein Sommer ohne Ferien auf einer griechischen Insel ist deshalb für viele Italiener schlicht unvorstellbar. Darum der laute Protest Richtung Athen. Gegenüber Wien setzte Rom aus einem anderen Grund Druck auf: Südtirol. Die Südtiroler pflegen engste Kontakte nach Österreich und litten ganz besonders unter der geschlossenen Grenze am Brenner.
Wenig Wissen über die Schweiz
Die Schweiz aber war nie im Fokus. Überhaupt, seit die Schweiz und Italien 2015 den jahrzehntelangen Streit um das Bankgeheimnis mit einem Abkommen aus der Welt geschaffen haben, sind die schrillen Töne sowieso weitgehend verschwunden. Auch beim Treffen der Aussenminister Di Maio und Cassis fehlen die ganz heissen Eisen.
Zudem fällt auf, dass man in Rom gelegentlich recht wenig über die Schweiz weiss. Nur ein Beispiel: Der ehemalige Premierminister Matteo Renzi behauptete einmal, Italien baue den Gotthard-Basistunnel. Auch ganz oben weiss man zuweilen recht wenig über den nördlichen Nachbarn.