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Cohen und Manafort Die beiden Fälle in der Übersicht

Was ist passiert? Mit seinem früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort und seinem langjährigen Anwalt Michael Cohen sind am Dienstag gleich zwei einstige enge Mitstreiter des Präsidenten wegen schwerer Straftaten ins Rampenlicht gerückt.

Wer ist Michael Cohen? Der 51-Jährige war lange Trumps Anwalt. Als Trump sich 2015 entschied, zur Präsidentschaftswahl anzutreten, wurde er Rechtsberater von Trumps Wahlkampfteam. Im Mai 2018 wurde die Zusammenarbeit beenden. Kurz zuvor hatte das FBI seine Räume durchsucht.

Cohen vor Gericht.
Legende: Trumps Ex-Anwalt Cohen verlässt am späten Dienstagnachmittag ein Gericht in New York. Keystone

Was hat Cohen zugegeben? Cohen bekannte sich in insgesamt acht Fällen für schuldig, nachdem er vorher mit der Justiz einen Deal ausgehandelt hatte. Er räumte am Dienstag vor einem Gericht in Manhattan ein, Schweigegeld an zwei Frauen gezahlt zu haben, die mit Trump eine Affäre gehabt haben sollen. Damit habe er gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstossen. Neben den Verstössen gegen die Gesetze zur Wahlkampffinanzierung räumte er auch Steuervergehen ein.

An wen wurde das Schweigegeld bezahlt? Eine der Frauen, an die Cohen Schweigegeld gezahlt hatte, war nach eigener Darstellung der Ex-Porno-Star Stormy Daniels. Cohen räumte ein, dass der Kandidat ihm später die ausgelegten Schweigegelder rückerstattet hat.

Daniels mit Mikrophon.
Legende: Daniels gibt an, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben. Der Präsident bestreitet dies. Keystone

Wer ist Paul Manafort? Der 69-Jährige leitete von März bis August 2016 den Wahlkampf des Republikaners. Der Lobbyist und Politikberater war dabei unter anderem für den wichtigen Parteitag zuständig, bei dem sich Trump die Nominierung seiner Partei sicherte. Manafort ist ein langjähriger Berater der konservativen US-Republikaner, der zuvor bereits für andere Präsidenten arbeitete, darunter Ronald Reagan und George Bush. Mitte August trat Manafort zurück, als bekannt wurde, dass er Millionen US-Dollar auf illegalem Weg erhalten hatte.

Ehepaar auf dem Weg zum Gericht, im Hintergrund ein Protester.
Legende: Auf dem Weg zum Gericht: Paul Manafort mit seiner Frau Kathleen. Keystone

Warum wurde Manafort verurteilt? Im Prozess gegen Manafort befand eine Jury den 69-Jährigen in acht der 18 Anklagepunkte für schuldig – unter anderem wegen Steuerhinterziehung, Bankbetrugs und des Verschweigens von Auslandskonten. Die meisten Vorwürfe gegen ihn fallen allerdings in die Zeit vor dessen fünfmonatiger Tätigkeit für Trumps Wahlkampfteam.

Trump am Rednerpult, Ivanka daneben und im Hintergrund Manafort.
Legende: Daumen nach oben: Am 21. Juli 2016 stand Manafort zusammen mit Donald und Ivanka Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung auf der Bühne. Keystone

Was für Strafen drohen? Sowohl Manafort als auch Cohen müssen mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen. Manafort droht eine Haftstrafe, die ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen könnte. Die Höchststrafe für die acht Anklagepunkte beträgt zusammen 80 Jahre Gefängnis.

Mann mit «Guilty»-Plakat.
Legende: Vor dem Gericht in Alexandria, Virginia: Ein Mann zeigt Manafort ein Guilty-Schild. Keystone

Was ist die Rolle von Robert Mueller? Das Verfahren gegen Manafort war das erste, das sich im Zuge der Untersuchung von Sonderermittler Mueller ergeben hat. Allerdings haben die Vorwürfe nicht mit dem Kern von dessen Ermittlungen zu tun – dort geht es um die Frage, ob es im US-Wahlkampf 2016 Absprachen des Trump-Lagers mit Russland gab. Trump nennt Muellers Untersuchungen eine «Hexenjagd».

Porträt Mueller.
Legende: Seit Mai 2017 untersucht der Sonderermittler mögliche Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam mit Russland. Keystone

Was bedeutet das alles für Trump? Wie gross der politische Schaden für den Präsidenten sein wird, war zunächst nicht abzusehen. Mit Cohens Schuldeingeständnis gerät Trump jedoch erstmals auch persönlich in die Nähe von Wahlkampfvergehen, die im Zweifel ein Amtsenthebungsverfahren nach sich ziehen könnten. Rufe danach wurden zunächst aber nicht laut. Trumps Anwalt Rudy Giuliani betonte, dass in der Anklage gegen Cohen keine Vorwürfe gegen Trump enthalten seien.

Kann der Präsident gar profitieren? Trotz des Rückschlags am Dienstag könnte Trump die Verfahren gegen Cohen und Manafort nach Meinung einiger Experten gar zu seinem Vorteil wenden. So könne der Präsident bei seiner Basis womöglich den Eindruck verstärken, dass er sich gegen zahlreiche Feinde zur Wehr setzen müsse, sagte Andy Smith von der Universität von New Hampshire. «Bei den Zwischenwahlen tendiert die Partei des Präsidenten dazu, weniger interessiert und motiviert zu sein. Aber eines motiviert die Wähler: Der Glaube, dass ihre Partei auf ungerechte Weise angegriffen wird.»

Trump am Rednerpult.
Legende: Trump hielt an Dienstag in Charleston im US-Bundesstaat West Virginia eine Rede. Keystone

Wie hat Trump reagiert? Zu Cohen twitterte der Präsident: «Wenn jemand nach einem guten Anwalt sucht, würde ich dringend empfehlen, nicht die Dienste von Michael Cohen in Anspruch zu nehmen!» Betreffend Manafort sagte Trump, er habe Mitgefühl. «Hier geht es nicht um den eigentlichen Zweck der Mueller-Untersuchung», findet er. «Dies hat nichts mit Zusammenarbeit mit Russland zu tun. Die Hexenjagd geht weiter», so Trump.

Was bedeuten die neusten Entwicklungen für die Republikaner? Die Verbrechen von zwei ehemaligen Vertrauten belasten die Partei vor den Kongresswahlen im November zunehmend. Allerdings ist rund zwei Monate vor dem Wahltermin ungewiss, wie viele Trump-Anhänger sich von ihrem Idol abwenden und den Republikanern die Gefolgschaft verweigern. Trotzdem sagte ein Trump-Vertrauter: «Das schadet unseren Aussichten für die Zwischenwahlen.»

Halbzeitwahlen in den USA

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Alle zwei Jahre finden in den USA Wahlen statt. Diejenigen in der Mitte der Amtszeit des Präsidenten werden «midterm elections» genannt. Dabei werden unter anderem ein Drittel der Senatoren und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt. Die Wahlen gelten oft als Stimmungsbild. Die nächsten finden am 6. November 2018 statt.

Was bedeuten die neusten Entwicklungen für die Demokraten? Die oppositionellen Demokraten fühlten sich durch die Verfahren gegen Cohen und Manafort in der Meinung bestärkt, dass Trumps Amtszeit von Skandalen geprägt ist. Die neuesten Entwicklungen seien weitere Paukenschläge, die am Ende nicht festgelegte Wähler beeinflussten und zu den Demokraten trieben, sagte Parteistratege Rodell Mollineau.

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