2022 lag die Differenz für in Deutschland neu zugelassene Autos durchschnittlich bei 14.1 Prozent, wie die Forschenden am Mittwoch mitteilten. Das bedeutet den Autoren zufolge: Die Werte seien im realen Betrieb um 14.1 Prozent höher gewesen als von den Autobauern angegeben. 2018 habe die Differenz noch bei durchschnittlich 7.7 Prozent gelegen.
Grösster Markt in Europa
Die Forscher gehen davon aus, dass die Entwicklung der CO₂-Emissionen der Neuwagenflotte in Deutschland auch ein guter Indikator für die Entwicklungen auf EU-Ebene ist. Sie begründen das in der Studie unter anderem damit, dass der deutsche Fahrzeugmarkt der grösste in Europa ist und auch die Flottenzusammensetzung für nicht-elektrische Autos weitgehend dem EU-Durchschnitt entspricht.
Der offizielle CO₂-Ausstoss von neuen Fahrzeugmodellen wird seit 2017 mit einem neuen, gründlicheren Verfahren ermittelt. Dieses liefert realistischere Werte bei den Schadstoff-Emissionen sowie beim Spritverbrauch als das vorige Prüfverfahren. Im ersten Jahr nach der Umstellung sei die Differenz zwischen den Labor- und den realen Werten von 32.7 Prozent auf 7.7 Prozent gesunken. Nun vergrössert sich der Abstand wieder.
EU-Bemühungen untergraben
Jan Dornoff, leitender Wissenschaftler und Mitautor der ICCT, teilte dazu mit: «Wird hier nicht gegengesteuert, verlieren die offiziellen CO₂-Emissionswerte zunehmend an Aussagekraft für die tatsächlichen Emissionen». Der Trend untergrabe die EU-Bemühungen, verkehrsbedingte CO₂-Emissionen durch strengere Vorgaben zu senken. Ausserdem müssten Verbraucher mehr für Kraftstoff bezahlen als erwartet.
Seit 2010 schreibt die EU vor, dass Autohersteller den CO₂-Ausstoss ihrer Fahrzeuge ausweisen und Abgaben zahlen müssen, wenn sie bestimmte Grenzen überschreiten. Bis 2035 sollen Neuwagen keine Emissionen mehr ausstossen.
Vorschlag für Korrekturmechanismus
Die offiziellen CO₂-Emissionswerte sind den Studienautoren zufolge zwischen 2018 und 2022 um rund 7.3 Prozent gesunken. Im Realbetrieb auf der Strasse sei von der Reduktion mit 2.3 Prozent aber nur weniger als ein Drittel übrig geblieben. Um das auszugleichen, schlagen die Forscher vor, Daten der seit Anfang 2021 in Neufahrzeugen vorgeschriebenen Verbrauchsmessgeräte heranzuziehen.
ICCT-Geschäftsführer Peter Mock sagte dazu: «Damit lässt sich ein Korrekturmechanismus einrichten, der sicherstellt, dass die offiziellen CO₂-Emissionswerte, die die Hersteller in den kommenden Jahren erfüllen müssen, so aktualisiert werden, dass sie auch real den ursprünglich beabsichtigten und gesetzlich festgeschriebenen Minderungszielen entsprechen.»