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Epstein-Files Anwalt von Epstein-Opfern: «Akten wurden übermässig geschwärzt»

  • Aus Sicht von Opferanwalt John Scarola hat das US-Justizministerium bei der Veröffentlichung Tausender Dokumente zum Fall Jeffrey Epstein die Vorgaben des Kongresses missachtet.
  • Das Hauptproblem seien die Schwärzungen, betont der Anwalt gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel». Zudem handele es sich nur um eine Teilveröffentlichung.
  • Der Jurist vertritt mehrere Opfer des verurteilten Sexualstraftäters Epstein.

«Nach allem, was ich bisher gesehen habe, bin ich überzeugt, dass die Dokumente in übermässigem Umfang geschwärzt wurden», sagte Scarola dem Nachrichtenmagazin. In begründbaren Fällen seien Schwärzungen nötig – zum Schutz der Privatsphäre der Opfer und der Unschuldsvermutung mutmasslicher, bislang nicht öffentlich bekannter Täter. «Dennoch geht das Ausmass dieser Schwärzungen weit über alles hinaus, was ich für gerechtfertigt halte», sagte er.

Collage von Fotos mit mehreren schwarzen Balken zur Anonymisierung.
Legende: So sehen die Dokumente aus, die das US-Justizministerium im Fall Epstein bisher veröffentlicht hat. US-Justizministerium via Reuters

Auf die Frage, ob er glaube, dass mutmassliche Täter durch die hohe Menge der Schwärzungen geschützt worden seien, antwortete Scarola mit «Ja». Aus Sicht der Opfer vergrössere diese Teilveröffentlichung deren Leid, betonte er. Ihnen sei immer wieder versprochen worden, dass die Unterlagen vollständig offengelegt würden. Doch dieses Versprechen sei immer gebrochen worden.

Aus Sicht Scarolas wird der öffentliche Druck weiter steigen: «Die Öffentlichkeit ist nicht glücklich mit dem veröffentlichten Material. Es wird weiterhin starke Forderungen nach weiteren Ermittlungen geben.» Jenseits der Veröffentlichung von Akten müsse der US-Kongress eine umfassende und vollständige Untersuchung der Korruption im Zivilrechtssystem durchführen, die in den Fällen Epstein und dessen früherer Partnerin Ghislaine Maxwell eine Rolle gespielt hätten.

Weitere Veröffentlichungen erwartet

In den nächsten Wochen wird die Publikation Tausender weiterer Dokumente erwartet. Es sind einerseits die noch ausstehenden Dokumente der Epstein-Akten. Das Justizministerium versprach, diese bis Ende des Jahres nachzuliefern.

Hunderttausende Seiten: Bilder aus den neuen Epstein-Akten

Zudem ist das Justizministerium per Gesetz verpflichtet, innerhalb von zwei Wochen nach vollständiger Herausgabe der Dokumente einen Bericht der zuständigen Aufsichtskommission im US-Kongress vorzulegen. Dieser muss eine Liste aller freigegebenen und zurückgehaltenen Dokumente, einen vollständigen Bericht über alle Schwärzungen sowie eine Liste aller in den Dokumenten genannten Regierungsbeamten und «politisch exponierten Personen» enthalten.

Darum sind die Epstein-Akten so brisant

Der Fall Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit seit langem. Jahrelang hatte der US-Multimillionär aus New York einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Über mehrere Jahre hinweg soll Epstein minderjährige Mädchen etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben. Vor sechs Jahren starb er im Alter von 66 Jahren in einer Gefängniszelle.

Fall Epstein: die Vorgeschichte

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  • Der New Yorker Finanzier Epstein verkehrte jahrelang in einflussreichen Kreisen. Dabei hatte er einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Auch er selbst soll Frauen und Mädchen missbraucht haben.
  • Vor etwa 20 Jahren landete der Fall vor Gericht. Zu einigen Vorwürfen bekannte sich Epstein schuldig.
  • Jahre später wurde der Fall aufgerollt und der Multimillionär erneut festgenommen. Doch bevor ein Urteil hätte gefällt werden können, starb er 2019 mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle. Laut Obduktionsbericht: Suizid.
  • Epsteins plötzlicher Tod und seine Kontakte in die Welt der Reichen und Mächtigen lösten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher Kreise aus. Vor seiner Festnahme waren Prominente und Milliardäre bei ihm ein und aus gegangen.
  • Ebenso gehörte der jetzige US-Präsident Trump lange zu Epsteins Umfeld, hatte aber nach eigenen Angaben mit ihm gebrochen.
  • Umfangreiche Akten existieren. Bislang sind nur Auszüge bekannt. Viele Missbrauchsopfer gingen in den vergangenen Jahren an die Öffentlichkeit.

Der Finanzier hatte beste Kontakte in die High Society, was zahlreiche Spekulationen über die Tragweite des Skandals mit sich brachte. Immer wieder kam die Frage auf, welche prominente Persönlichkeiten in Epsteins Machenschaften verwickelt gewesen sein könnten. Per Gesetz wurde schliesslich vor einem Monat die Veröffentlichung der Akten verfügt, gegen die sich Trump lange gewehrt hatte.

US-Justizministerium reagiert auf Vorwurf der Dateilöschung

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Nach dem Beginn der Veröffentlichung Tausender Akten zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein werfen die Demokraten im US-Kongress dem US-Justizministerium vor, eine Datei gelöscht zu haben. Keine 24 Stunden nach der Freigabe der Dokumente sei offenbar ein Foto aus einem Datensatz entfernt worden, hiess es in einem auf der Plattform X veröffentlichten Vorwurf. 

Nun hat sich das US-Justizministerium dazu geäussert: Demnach erfolgte die plötzliche Löschung von mehr als einem Dutzend Dateien aus den online veröffentlichten Epstein-Akten auf Bitten von Betroffenen. Die entfernten Fotos zeigten potenzielle Opfer des gestorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, die zuvor nicht als solche identifiziert worden seien, sagte der stellvertretende Justizminister Todd Blanche bei NBC News. Vor dem Hintergrund laufender Ermittlungen seien die Dateien daher gelöscht worden. Blanche kündigte an, dass sie wieder öffentlich zugänglich werden – einen Zeitpunkt nannte er nicht.

SRF 4 News, 21.12.2025, 12:30 Uhr ; 

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