Darum geht es: Seit dem Massaker der Hamas an Hunderten Israelis am 7. Oktober letzten Jahres und der kurz darauf gestarteten Militärkampagne Israels im Gazastreifen versucht US-Aussenminister Antony Blinken, Israelis und Palästinenser an einen Tisch zu bringen. Gemeinsam mit Katar und Ägypten bemüht er sich seit Monaten, ein Abkommen über eine Waffenruhe in Gaza zu erreichen. Doch statt einer Lösung näherzukommen, eskalieren die Ereignisse in Nahost gerade. Derzeit führt Israel schwere Angriffe auf die mit der Hamas verbündeten Schiiten-Organisation Hisbollah in Libanon.
Durch und durch Diplomat: Blinken hat Karriere als US-Diplomat gemacht, er war nie gewählter Politiker – was für einen US-Aussenminister aber keineswegs ungewöhnlich ist. Seit Jahrzehnten geniesst er das Vertrauen von US-Präsident Joe Biden. Er arbeitete schon unter den Regierungen des demokratischen Präsidenten Bill Clinton, des Republikaners George W. Bush und unter Barack Obama in wichtigen Posten des Regierungsgefüges. Blinken gilt unter anderem als Architekt des Abkommens mit Iran zur Eindämmung dessen Nuklearpläne von 2015.
Eine zentrale Rolle spielte Blinken nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022.
Haltung gegenüber Israel: Blinken hat jüdische Wurzeln – sein Stiefvater überlebte das Konzentrationslager in Auschwitz. Das habe auf seine Haltung bei den Friedensbemühungen aber keinen Einfluss, ist die USA-Korrespondentin von SRF, Barbara Colpi, überzeugt. «Blinken ist durch und durch Profi. Er hat jahrzehntelange Erfahrung in der Diplomatie und der internationalen Politik.» Der 62-Jährige vertrete als Aussenminister die Interessen der USA. Blinken betonte in der Vergangenheit denn auch immer wieder das Recht auf Selbstverteidigung Israels, aber gleichzeitig auch die Pflicht, palästinensische Zivilisten bei militärischen Angriffen zu schützen.
Haltung gegenüber China und Russland: Wie Colpi sagt, kümmerte sich Blinken nach dem Amtsantritt unter Präsident Biden vor allem um die aussenpolitischen Beziehungen, welche unter dem abgelösten US-Präsidenten Donalt Trump stark gelitten hatten. Stichworte: Nato, G7 oder China. So nahm Blinken den Dialog mit Peking wieder auf. «Zusammenarbeit, wo es möglich ist, Konkurrenz, wo es nötig ist», ist dabei Blinkens Devise. «Eine zentrale Rolle spielte Blinken ausserdem nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022», so die USA-Korrespondentin. Dabei koordinierte Blinken die internationalen Sanktionen gegen Russland und die militärische Unterstützung für Kiew.
Blinkens Zukunft: «Sollte Trump US-Präsident werden, wird Blinken sicher kein politisches Amt mehr ausüben», ist sich Colpi sicher. Das ist für den versierten Diplomaten aber kein existenzielles Problem: Während Trumps erster Präsidentschaft gründete Blinken eine Beraterfirma , gleichzeitig lehrte er an der Universität von Chicago und verfasste aussenpolitische Analysen für Medien. Diesen Faden dürfte er wieder aufnehmen. Sollte aber Kamala Harris zur Präsidentin gewählt werden, ist denkbar, dass Blinken erneut Teil des Regierungsapparats sein wird. Ob er dies aber weiterhin Aussenminister tut, ist völlig offen – darüber würde Präsidentin Harris entscheiden.