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ICE-Operation US-Regierung kündigt Einsatz gegen Migranten in Chicago an

  • Seit Wochen droht US-Präsident Donald Trump mit einem Militäreinsatz gegen Kriminelle in der Grossstadt Chicago im US-Bundesstaat Illinois.
  • Nun hat das Ministerium für Innere Sicherheit einen «Blitz-Einsatz» in Chicago angekündigt.
  • Dieser soll sich gegen kriminelle, illegale Migrantinnen und Migranten richten und von der Einwanderungs- und Zollbehörde ICE durchgeführt werden.

Die Operation mit dem Namen «Midway Blitz» richte sich gegen Schwerkriminelle, teilte das Ministerium für Innere Sicherheit am Montag mit. Details dazu, wie der Einsatz genau aussehen soll, nannte das Ministerium nicht. Unklar war auch, ob der Einsatz bereits läuft. «Wenn ihr illegal in unser Land kommt und unsere Gesetze brecht, werden wir euch jagen, festnehmen, abschieben und ihr werdet niemals zurückkehren», hiess es.

US-Medien berichteten von mehreren «scheinbar zufälligen» Festnahmen seit Sonntag an Bushaltestellen und auf der Strasse. Auch ein in der Stadt bekannter Blumenverkäufer sei in Gewahrsam genommen worden.

Scharfe Kritik der Demokraten

Der Gouverneur von Illinois, JB Pritzker, und der Bürgermeister von Chicago, Brandon Johnson, kritisierten das Vorgehen der US-Regierung scharf. Beide Demokraten erklärten, sie seien nicht offiziell über die Operation informiert worden und bezeichneten sie als politisches Manöver zur Einschüchterung.

Die Stadt lehne ein militarisiertes Vorgehen ohne ordnungsgemässes Verfahren weiterhin ab. ICE-Beamte hätten in der Vergangenheit US-Staatsbürger festgenommen, abgeschoben und dabei ihre Menschenrechte verletzt. Die Einwanderungsbehörde ist für Razzien mit teils vermummten Beamten bekannt.

Zwei Männer stehen bei einer Pressekonferenz mit Rednerpult und Flagge.
Legende: Chicagos Bürgermeister Brandon Johnson (rechts) schrieb auf X, dass die Stadt ein militarisiertes Vorgehen ohne ordnungsgemässes Verfahren weiterhin ablehne. Auch Illnois' Gouverneur JB Pritzker (links) reagierte empört. (2.9.2025) REUTERS/Jim Vondruska

Die stellvertretende Ministerin für Innere Sicherheit, Tricia McLaughlin, sagte, die Verschärfung der Massnahmen mit zahlreichen Razzien richte sich gegen verurteilte Bandenmitglieder, Vergewaltiger, Entführer und Drogenhändler. Sie nannte diese «die schlimmsten der schlimmsten kriminellen illegalen Ausländer in Chicago».

ICE-Fahrzeug auf Strasse mit Fussgänger im Hintergrund.
Legende: Die Operation «Midway Blitz» richtet sich laut Ministerium für Innere Sicherheit gegen Schwerkriminelle. Details, wie der Einsatz genau aussehen soll, nannte das Ministerium nicht. REUTERS/Octavio Jones

Trump selbst schrieb auf seiner Plattform Truth Social, er wolle den Menschen in Chicago helfen. «Nur die Kriminellen werden zu Schaden kommen!» Trump hatte wiederholt angekündigt, er werde die Nationalgarde, eine Reservekomponente der US-Streitkräfte, zur Kriminalitätsbekämpfung nach Chicago entsenden. Es blieb zunächst unklar, ob Soldaten der Nationalgarde die ICE-Beamten bei der jetzigen Operation begleiten.

Ähnliche Operation in Boston

Gouverneur JB Pritzker hatte die Befürchtung geäussert, Trumps Pläne könnten eine Generalprobe für eine militärische Einflussnahme auf die Kongresswahlen 2026 sein. Einem ICE-Beamten zufolge hat die Trump-Regierung in den vergangenen Tagen eine ähnliche Operation in der ebenfalls mehrheitlich von Demokraten geführten Stadt Boston gestartet.

Oberstes Gericht erlaubt «Racial Profiling»

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Das Oberste US-Gericht hat den Behörden verdachtsunabhängige Kontrollen von Migranten im Raum Los Angeles vorerst wieder erlaubt. Im Juli hatte ein Gericht Beamten in Los Angeles verboten, wahllos Personen etwa aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Sprache und ohne hinreichenden Verdacht anzuhalten. Jetzt hob der Oberste Gerichtshof diese Beschränkung auf.

Kritiker sprechen in diesen Fällen von «Racial Profiling». Eine Begründung des Supreme Courts gab es zunächst nicht. Die Entscheidung gilt zwar zunächst nur für den Raum Los Angeles. Kritiker befürchteten jedoch einen gefährlichen Präzedenzfall.

Auch unter den Richtern am Supreme Court gab es scharfe Kritik. «Wir sollten nicht in einem Land leben müssen, in dem die Regierung jeden festnehmen kann, der lateinamerikanisch aussieht, Spanisch spricht und offenbar in einem Job mit niedrigem Lohn arbeitet», schrieb die Richterin Sonia Sotomayor.

Pritzker, der als möglicher Präsidentschaftskandidat der Demokraten für 2028 gilt, widersprach dieser Darstellung. «Hier geht es nicht um die Bekämpfung von Kriminalität», schrieb Pritzker am Montag auf X. «Das erfordert Unterstützung und Koordination – doch davon haben wir in den vergangenen Wochen nichts erfahren.»

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SRF 4 News, 09.09.2025, 04:00 Uhr ; 

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