Als die Corona-Pandemie im April in zahlreichen Ländern einen Höhepunkt erreichte, lähmten drastische Massnahmen dagegen das Leben: Fabriken waren geschlossen, Flugzeuge und Autos standen still.
Dies senkte den Ausstoss von CO2 um satte 17 Prozent, sagt Jürg Luterbacher, Chefwissenschaftler der Weltorganisation für Meteorologie, der WMO: «Im April lagen die CO2-Emissionen ungefähr auf dem Niveau von 2006.»
Trotzdem Niveau von 2005
Dies ist eine sehr starke Reduktion, und trotzdem lagen die Emissionen immer noch auf einem Niveau, das vor nur 15 Jahren herrschte. Das zeigt eindrücklich, wie steil der CO2-Ausstoss in den letzten Jahrzehnten angestiegen ist.
Mittlerweile fahren die Autos wieder, und die Fabriken sind wieder in Betrieb und stossen wieder CO2 aus, sagt Luterbacher: «Die Schätzungen gehen davon aus, dass die Gesamtemissionen in diesem Jahr im Vergleich zum letzten Jahr etwa um 4 bis 7 Prozent tiefer liegen könnten.»
Immerhin entspricht dies der Reduktion, die nötig wäre, damit das Ziel des Pariser Klima-Abkommens erreicht werden kann. Die globale Erwärmung soll möglichst nicht höher ausfallen als anderthalb Grad.
Reduktion muss über Jahrzehnte erfolgen
Nur braucht es Jahr für Jahr über Jahrzehnte eine Reduktion um vier bis sieben Prozent, um das Anderthalb-Grad-Ziel zu erreichen. Und darauf deutet nichts hin. Luterbacher sagt: «Im nächsten Jahr, wenn die Pandemie vorbei ist, geht man davon aus, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder fortschreiten und die Emissionen wieder deutlich stärker zulegen.»
Zwar haben die EU und manche Länder angekündigt, ihre Corona-Finanzpakete zur Ankurbelung der Wirtschaft mindestens teilweise klimafreundlicher auszurichten. Aber ob dies tatsächlich geschieht, ist offen.
Darum warnt Luterbacher von der WMO: «Es ist dringend nötig, dass wir – unabhängig von den Rückgängen in diesem Jahr – in die Zukunft schauen. Es muss dringend jetzt gehandelt werden. Es erfordert dringende gemeinsame Massnahmen über alle Länder und alle Sektoren.»
Denn die Erde erhitzt sich weiter. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat trotz Corona neue Rekordwerte erreicht, das zeigen Messungen. Die Forscher erwarten, dass der jetzt temporär reduzierte CO2-Ausstoss in diesen Messwerten kaum auszumachen sein wird.
Aus dem Archiv:
Mit Abstand die wärmsten Jahre
Analysen zeigen, dass die letzten fünf Jahre – von 2016 bis 2020 – mit Abstand die wärmsten sind, seit gemessen wird. Die Erderwärmung hat in dieser Periode plus 1.1 Grad erreicht und extreme Ereignisse tragen immer deutlicher den Fingerabdruck des menschengemachten Klimawandels.
Dieser erhöhte zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit der extremen Hitzewelle in der Arktis dieses Frühjahr um das 600-fache.