Darum geht es: Die niederländischen Behörden haben 14 russische Superjachten vorläufig beschlagnahmt. Laut dem niederländischen Aussenminister handelt es sich um zwölf Jachten, die zurzeit bei niederländischen Werften gebaut werden. Zwei weitere blockierte Boote befinden sich wegen Wartungsarbeiten im Land. Wer die Eigentümer sind, wurde nicht mitgeteilt.
Deshalb die Niederlande: Das Land gehört im Jachtbau zu den wichtigsten Ländern der Welt. So bestanden im Jahr 2020 Jachtbau-Aufträge in Höhe von 2.15 Milliarden Euro, wie die freie Journalistin Britta Behrendt weiss. Besonders beim Bau von exklusiven Luxusjachten sind niederländische Werften dick im Geschäft: Für Aufsehen sorgte kürzlich etwa die angeblich bis zu 400 Millionen Dollar teure Jacht von Amazon-Gründer Jeff Bezos, die so gross ist, dass eine Brücke abgebaut werden muss, damit sie von der Werft ins Meer schippern kann.
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Darum bei Russen beliebt: Der Anteil der russischen Auftraggeber für Luxusjachten über 40 Meter Länge in den Niederlanden beträgt laut Medienangaben über 13 Prozent aller Aufträge. Interessant sind die Schiffe als mobile Geldanlagen – gerade für russische Superreiche: «Wenn es brenzlig wird, kann man mit dem Schiff einfach wegfahren», so die Journalistin Behrendt. Ausserdem lasse sich die Eigentumssituation gut verschleiern. Der Nachweis, dass eine Jacht einem bestimmten russischen Oligarchen gehört, ist schwierig. Immerhin: «Die niederländische Regierung will nun auch in solchen Fällen herausfinden, wem die Jachten tatsächlich gehören.»
Wenn es brenzlig wird, kann man mit einer Luxusjacht einfach wegfahren.
Deshalb gibt es Kritik an der Regierung: Der niederländische Aussenminister wurde im Parlament heftig dafür kritisiert, dass die Sanktionen gegen russische Exponenten nur schleppend angelaufen sind. Nach Berechnungen von Medien sollen russische Unternehmen und Oligarchen in den Niederlanden ein Vermögen von insgesamt rund 80 Milliarden Euro haben. Die Niederlande gelten wegen günstiger Steuerregeln für Unternehmen als Steuerparadies. Laut Angaben des Aussenministers vom Mittwoch wurden seit Verhängung der Sanktionen 516 Millionen Euro an russischen Guthaben blockiert und Transaktionen im Wert von 155 Millionen verhindert.
Darum dauert es länger: «In Amsterdam lebt ein ganzer Wirtschaftssektor aus Anwälten und Treuhändern von Finanzkonstrukten», weiss die Journalistin Behrendt. Diesen Briefkastenfirmen auf den Grund zu gehen, sei sehr aufwändig und brauche viel Zeit. Deshalb gehe es mit dem Blockieren von russischen Vermögenswerten in den Niederlanden derart langsam vorwärts. Immerhin: Jetzt soll eine Taskforce die Nachforschungen beschleunigen, ausserdem soll ein neues Gesetz Treuhändern verbieten, mit russischen Geldern zu hantieren. Letzteres muss allerdings erst noch durchs Parlament.