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Strategieinstitut: Ukrainische Verluste könnten zunehmen
Aus Echo der Zeit vom 15.02.2023. Bild: REUTERS/Pavlo Palamarchuk
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Krieg in der Ukraine Russland hat grosse Verluste – aber vielleicht den längeren Atem

Für Militärfachleute, in Moskau wie im Ausland, sind die russischen Streitkräfte eine herbe Enttäuschung. Von der vor dem Krieg vollmundig vorgestellten neuen, topmodernen Armee mit allerlei hochtechnologischen Waffen war bisher so gut wie nichts zu sehen.

Die Infanterie versagte. Die mechanisierten Truppen verloren mindestens die Hälfte ihrer modernen Panzer. Die Kommandostrukturen funktionierten nicht. Das Ausbildungsniveau bei Kadern und beim Fussvolk ist lamentabel. Und es gibt innere Konflikte, weshalb fortwährend Spitzenpositionen neu besetzt werden.

Personaldichte und Rohstoffe als Vorteil

Laut den Expertinnen und Experten des Londoner Strategieinstituts IISS gründet die ukrainische Widerstandskraft nicht nur in westlichen Waffenlieferungen seit Kriegsbeginn. Sondern auch auf systematischer und langfristiger Unterstützung durch Nato-Länder nach Moskaus Annexion der Krim: Ausrüstung, Ausbildung, logistische und nachrichtendienstliche Hilfe. Und auf politischer Führung und Kampfmoral. So behauptet sich die Ukraine weitaus besser, als alle Welt annahm.

Doch das bedeutet keineswegs, dass sie am Ende obsiegt. Beim IISS herrschen beträchtliche Zweifel daran, dass Kiews Kampfkraft ausreicht, um die besetzten Gebiete zurückzuholen. Bei der Luftwaffe hat Russland, je nach Flugzeuggattung, bloss sechs bis fünfzehn Prozent seiner Kampfjets verloren, die Ukraine weitaus mehr. Dazu kommt: Russland nimmt immense, auch menschliche Verluste in Kauf für einen Sieg.

Als Rohstoffgrossmacht kann es zudem, trotz Sanktionen, seine Kriegsanstrengungen langfristig finanzieren. Während dem Westen jetzt schon viele Rüstungsgüter ausgehen, nicht zuletzt die Munition, vermag Russland schnell auf Kriegswirtschaft umzustellen. Statt Autos Panzer produzieren – ein Befehl aus dem Kreml genügt.

Vieles hängt von der US-Hilfe ab

Derzeit hilft der Westen der Ukraine massiv. Das ist für sie überlebenswichtig. Doch wie nachhaltig ist diese Unterstützung? Obschon in den Nato-Ländern selber gar kein Krieg stattfindet, dürfte der Westen schneller kriegsmüde sein als die gebeutelte Ukraine und vor allem als Russland.

Ausserdem rüstet China im Schatten des Ukraine-Krieges kräftig auf, laut IISS im Jahr 2022 mehr als je zuvor. Gerade auch in Bereichen – Hochseekriegsschiffe, Kampfflugzeuge, Atomwaffen und Cyberfähigkeiten –, die das Pentagon hellhörig machen.

Die USA indes sind der Dreh- und Angelpunkt der militärischen Ukraine-Hilfe. Wendet sich Washington wieder stärker dem langfristigen Hauptwidersacher China zu, wird es extrem schwierig für die Ukraine. Und, laut den Londoner Strategen, zeigt die zunehmend enge politische und strategische Partnerschaft zwischen Peking und Moskau bisher keinerlei Risse.

Russland könnte also zugutekommen, dass es den längeren Atem hat. Und die grössere Skrupellosigkeit. Das sagt beim IISS niemand so direkt, aber es lässt sich aus manchen Analysen ableiten.

Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

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Aus dem Archiv: Kampf um Bachmut in der Ukraine: Lage vor Ort
aus SRF 4 News vom 15.02.2023. Bild: Keystone
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Echo der Zeit, 15.02.23, 18 Uhr

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