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Kriege auf dem Balkan Wird der 11. Juli zum Gedenktag an Srebrenica?

Die UNO-Vollversammlung wird am 6. Mai entscheiden, ob ein Tag dem Genozid von Srebrenica gewidmet wird. Das passt nicht allen.

Es wäre eine Art Genugtuung für die Opfer, ihre Angehörigen und die Überlebenden des Völkermordes, wenn die Resolution von der Vollversammlung angenommen würde, sagt Almasa Salihovic: «Weltweit werden sich die Menschen an den Völkermord und die Opfer in Srebrenica erinnern.» Das sei für die Überlebenden eine grosse Sache.

Der Genozid von Srebrenica

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Am 11. Juli 1995 marschierten bosnisch-serbische Truppen und serbische Paramilitärs unter dem Kommando von Ratko Mladic in die kleine, ostbosnische Stadt Srebrenica sein. Sie verübten einen Völkermord, wie es später mehrfach von internationalen Gerichten festgehalten wurde: In wenigen Tagen töteten die serbischen Truppen mehr als 8000 Bosniaken – bosnische Muslime – allen Alters, 20'000 Menschen wurden vertrieben.

Damit sich auch zukünftige Generationen an die Ereignisse von damals erinnern, soll der 11. Juli zum internationalen Gedenktag an den Völkermord von Srebrenica erklärt werden. Das fordert eine Resolution, über die in der UNO-Vollversammlung am 6. Mai abgestimmt werden soll.

Almasa Salihovic ist selbst eine von ihnen. Als Achtjährige verlor sie ihren Bruder Abdulah. Er wurde im Juli 1995 ermordet. Als Sprecherin des Srebrenica Memorial Centers setzt sie sich gegen das Vergessen ihres Bruders und der mehr als 8000 weiteren Opfer von Srebrenica ein.

Historische Fakten zur Aufklärung

In ihrer Arbeit muss sie allzu oft gegen die Leugnung des Völkermordes ankämpfen. Hier erhofft sich Salihovic durch die Resolution neue Impulse: Je besser vor allem junge Menschen über die historischen Fakten aufgeklärt werden – so ihre Hoffnung –, desto weniger würden sie jenen Glauben schenken, die den Völkermord leugnen.

Neben der Schaffung des Gedenktages verurteilt die Resolution, die auf Betreiben Deutschlands und Ruandas zustande kam, jegliche Leugnung oder Glorifizierung der damaligen Ereignisse. Die Chancen stehen gut, dass die Zweidrittelmehrheit zustande kommt, die für die Verabschiedung nötig ist.

Viele helle Stelen und un der Mitte eine grüne Stele
Legende: Der Erinnerungsort an den Genozid in Srebrenica. Keystone/Armin Durgut

Dagegen kämpfen Vertreter und Vertreterinnen der bosnischen Serben und die serbische Regierung. Die Resolution brandmarke das serbische Volk als genozidal, heisst es von dieser Seite. Allerdings fehlen solche Aussagen in den Auszügen, die vom Resolutionstext bisher bekannt sind. Almasa Salihovic betont denn auch, die Resolution richte sich nicht gegen die serbische Nation. Vielmehr richte sie sich gegen jene, die den Völkermord begangen haben.

Protestkundgebung gegen Resolution

Trotzdem mobilisieren hochrangige Politiker und Politikerinnen in Serbien und in Bosnien gegen die Resolution. So auch Milorad Dodik – Präsident der Republika Srpska – des serbisch geprägten Teilstaates Bosnien-Herzegowinas. An einer Protestkundgebung mit mehreren tausend Menschen Mitte April drohte er offen mit der Abspaltung des serbischen Teilstaates, sollte die Resolution angenommen werden. Diese Drohung wiederholt Dodik immer wieder, bislang, ohne den Worten Taten folgen zu lassen. Und doch muss man sie ernst nehmen.

In derselben Rede leugnete Dodik auch den Völkermord in Srebrenica. So sprach er zwar von einem schlimmen Fehler und einem Verbrechen, das dort begangen wurde, doch es sei eben kein Genozid gewesen. Als Signal der Unterstützung standen bei diesen Aussagen auch hochrangige Politiker und Politikerinnen aus Serbien auf der Bühne.

Diese zunehmend aggressive Rhetorik sowie das vermehrte Leugnen des Völkermordes sind beängstigend.
Autor: Almasa Salihovic Angehörige von Srebrenica-Opfer

Dabei hatte Dodik das Massaker noch 2007 als Genozid bezeichnet. Und auch Serbien hat früher die Verbrechen von Srebrenica offiziell verurteilt. Beides ist heute nicht mehr denkbar. Die Aussenpolitik Serbiens hat sich seither gewandelt: Von einer klaren Annäherung in Richtung EU hin zum selbstbewussten Anspruch einer Regionalmacht, welche die bestehende politische Ordnung infrage stellt.  

Diese zunehmend aggressive Rhetorik sowie das vermehrte Leugnen des Völkermordes – wie es auch an der Protestkundgebung zu hören war – seien beängstigend, sagt Almasa Salihovic. Umso wichtiger sei es, die historischen Fakten anzuerkennen. Nur so könne man in eine bessere Richtung gehen, in eine Zukunft, die man gemeinsam gestalten müsse. Dabei soll auch die UNO-Resolution helfen.

Echo der Zeit, 02.05.2024. 18 Uhr;kesm

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