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Nach Trump-Putin-Gipfel «Die Annäherung wird Europa ganz klar schwächen»

Die Bilder sind um die Welt gegangen: US-Präsident Donald Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin in Helsinki. Für den diplomatischen Korrespondenten Fredy Gsteiger ist klar: Europa müsste jetzt handeln.

Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

SRF: Es scheint, als hätten sich die USA und Russland bei diesem Treffen angenähert. Stimmt dieser Eindruck?

Fredy Gsteiger: Dieser Eindruck stimmt. Natürlich ist noch nichts sehr Konkretes entstanden, es gab keine Vereinbarungen. Aber Wladimir Putin und Donald Trump möchten ihre Beziehung intensivieren. Sie haben in Helsinki mehrfach davon gesprochen, dass dieses Treffen nur der Anfang einer ganzen Folge von Begegnungen sein werde. Man will den Dialog fortsetzen und intensivieren.

In den USA sah man das Treffen durchaus kritisch.

In den Vereinigten Staaten gibt es Druck auf Trump, es nicht zu weit zu treiben mit der Annäherung an Russland. Vor allem sollen westliche Werte und Positionen nicht geopfert werden. Zum einen schiessen natürlich die oppositionellen Demokraten scharf – das muss Trump nicht allzu sehr kümmern. Aber es gibt auch einflussreiche Republikaner wie John McCain, der von einem schändlichen Auftritt von Trump spricht. Die Frage ist, ob sich Trump bremsen lässt.

In der nächsten Zeit wird viel Energie in den westlichen Konflikt fliessen.

Wie wird sich diese Annäherung auf Europas Verhandlungspositionen auswirken?

Es wird Europa ganz klar schwächen, vor allem welt- und sicherheitspolitisch. Ohne die Amerikaner im Rücken hat Europa ganz offensichtlich nicht dasselbe Gewicht. Im Generellen bedeutet es die Stärkung der sogenannten multilateralen liberalen Weltordnung. Autoritäre Staaten wie Russland und China können profitieren – sie haben weltpolitisch ganz eindeutig mehr Gewicht. Auch in konkreten Krisengebieten wie der Ukraine wird der Druck der Europäer auf Russland natürlich weit weniger bewirken ohne die USA. Und dazu kommt ein weiteres Problem. Viel Energie wird in der nächsten Zeit in den westlichen Konflikt fliessen, in die Kämpfe zwischen den USA und Europa.

Trotz der kritischen Situation ist Europa momentan zu heterogen.

Welche Strategien braucht Europa, um Grossmächten wie die USA und Russland die Stirn bieten zu können?

Mehr denn je wäre ein Schulterschluss innerhalb Europas nötig. Die Europäer müssten sich von den USA wirtschafts- aber erst recht sicherheitspolitisch emanzipieren. Denn sie haben gesehen: Auf die USA und Donald Trump ist kein absoluter Verlass mehr, wie das bisher der Fall war. Denkbar ist zudem, dass auch nach Trump wieder ein Präsident in den USA regieren wird, der «America First» praktiziert. Die ganz grosse Frage ist, ob sich Europa vielleicht dank Trump jetzt tatsächlich zusammenraufen kann, was bisher nie geschah. Viele Beobachter fürchten Nein. Trotz der kritischen Situation und trotz der offenkundigen Schwächung ist Europa momentan zu heterogen. Es gibt zu unterschiedliche Interessen, für dass dieser Schulterschluss tatsächlich gelingt.

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

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