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Nach Wahlen in Weissrussland Oppositionelle Tichanowskaja hat das Land verlassen

  • Nach einer weiteren Gewaltnacht in Weissrussland hat die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja in einer ergreifenden Videobotschaft ihre Ausreise ins Ausland gerechtfertigt.
  • Tichanowskaja hatte am Vortag noch bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sie im Land bleiben werde und weiterkämpfen wolle.
  • Sie beansprucht den Sieg bei der Präsidentenwahl für sich, obwohl sich der autoritäre Präsident Alexander Lukaschenko zum Wahlsieger ausrufen liess.
  • Bei der zweiten Protestnacht gegen Manipulationen bei der Präsidentenwahl Weissrussland sind wieder Tausende Menschen festgenommen worden.

«Ich dachte, der Wahlkampf hätte mich abgehärtet und mir die Kraft gegeben, alles durchzustehen. Aber wahrscheinlich bin ich doch die schwache Frau geblieben, die ich zu Beginn war», sagte die zweifache Mutter mit stockender Stimme in einem Video, das auf dem Facebook-Portal des unabhängigen weissrussischen Mediums Tut.by veröffentlicht wurde.

Zuvor war bekannt geworden, dass die 37-Jährige in der Nacht auf Dienstag in das benachbarte EU-Land Litauen ausgereist war.

Entscheidung alleine getroffen

Swetlana Tichanowskaja war im Juli als Kandidatin bei der Wahl in der autoritären Ex-Sowjetrepublik registriert worden. Sie war an Stelle ihres inhaftierten Ehemannes angetreten. Sergej Tichanowski ist ein bekannter Blogger, der im Internet offen Korruption und Missstände unter Staatschef Alexander Lukaschenko kritisiert. Seine Frau wurde zur Hoffnungsträgerin der Opposition. Ihre minderjährigen Kinder brachte Tichanowskaja schon vor einiger Zeit ins Ausland.

Viele werden mich verstehen, mich verurteilen oder hassen. Aber Gott bewahre, dass die je vor so einer Wahl stehen müssen, wie ich es musste.
Autor: Swetlana Tichanowskaja

Sie habe diese schwere Entscheidung selbstständig getroffen, niemand habe sie beeinflussen können, sagte sie. «Viele werden mich verstehen, mich verurteilen oder hassen. Aber Gott bewahre, dass die je vor so einer Wahl stehen müssen, wie ich es musste.»

Die Proteste gehen weiter

Nachdem sich Präsident Lukaschenko am Sonntag zum Wahlsieger ausrufen liess, gingen Zehntausende Weissrussinnen und Weissrussen auf die Strasse, um gegen die mutmassliche Wahlmanipulation zu protestieren.

Nach Meinung von Beobachtern war die Nacht zum Dienstag von noch mehr Gewalt geprägt als diejenige zum Montag, als es rund 100 Verletzte und 3000 Festnahmen gegeben hatte. Landesweit werde gegen mehr als 2000 weitere Demonstranten ermittelt, teilte das Innenministerium in Minsk der Staatsagentur Belta zufolge mit. Rund 20 Sicherheitskräfte seien verletzt worden.

EDA zeigt sich besorgt

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Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) fordert die Behörden in Weissrussland auf, Zurückhaltung zu üben und friedliche Demonstrationen zuzulassen.

Auch Weissrussland sei verpflichtet, die international anerkannten Menschenrechte zu respektieren, teilte das Schweizer Aussenministerium mit. Das EDA habe dem designierten weissrussischen Botschafter am Montag diese Haltung erklärt. Und Staatssekretärin Krystyna Marty habe in einem Telefonat mit dem weissrussischen Vize-Aussenminister die Schweizer Position noch einmal bekräftigt.

Das EDA rufe die weissrussischen Behörden auch dazu auf, den Zugang zum Internet und anderen Kommunikationsmitteln nicht einzuschränken. Und die Schweiz erwarte von den Behörden die Freilassung aller Personen, die bei Demonstrationen gegen den Ausgang der Präsidentschaftswahlen festgenommenen wurden, schrieb die Abteilung menschliche Sicherheit des EDA zuvor auf Twitter.

Über die Zahl der verletzten Demonstranten war zunächst nichts bekannt. Auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken waren viele blutüberströmte verletzte Bürger zu sehen. Mindestens ein Mann starb in der Nacht zum Dienstag, weil nach Darstellung der Behörden ein Sprengsatz in seiner Hand explodierte.

Für heute haben die Gegner Lukaschenkos zu einem landesweiten Streik in den Staatsbetrieben aufgerufen, um den Machtapparat zu brechen.

Gewaltsame Proteste in Weissrussland

Tagesschau, 10.08.2020, 19:30 Uhr ; 

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