Zum Inhalt springen

ÖV in Paris blockiert Massive Störungen wegen Streiks auch über die Feiertage

  • In Frankreich überschattet das streikbedingte Chaos im öffentlichen Verkehr auch die Weihnachtsfeiertage.
  • An Heiligabend – dem 20. Protesttag gegen eine Rentenreform – verkehrten nur 40 Prozent der TGV-Schnellzüge regelmässig, wie die Staatsbahnen SNCF mitteilten.
  • In Paris fuhren nur die beiden automatisch betriebenen Linien 1 und 14 der städtischen Transportbetriebe RATP im üblichen Takt.

Zehntausende Franzosen, die die Feiertage mit ihren Familien verbringen wollten, sassen wegen ausgefallener Züge fest. Im Nahverkehr standen nach SNCF-Angaben nur rund 20 Prozent der Züge im Einsatz.

Ab Dienstagnachmittag wurde der Nahverkehr von Paris in die Vorstädte komplett eingestellt, teilte die RATP.

Auch kaum Taxis

«Wir wissen nicht, was wir tun sollen», sagte ein Mann, der aus dem Osten Frankreichs in die Hauptstadt gereist war. Er wollte Weihnachten mit seinem ausserhalb von Paris lebenden Sohn verbringen. «Wir haben versucht, ein Taxi vorzubestellen – schon gestern, aber es gab keine», fügte er hinzu.

Zwar unterstützt ein Grossteil der Franzosen den Streik der Gewerkschaften weiter, doch die Zustimmung sank zuletzt um drei Prozentpunkte auf 51 Prozent, wie eine Umfrage des Instituts Ifop vom Sonntag ergab.

Ein junger Mann sagte, er habe Verständnis für die Streiks in einigen Sektoren, etwa in der Pflege, «jedoch nicht für die Eisenbahner». Die Belastung durch den Streik bezeichnete er als einen «täglichen Kampf». Für seinen Arbeitsweg brauche er inzwischen drei Stunden statt einer. «Ich habe keine anderen Transportmittel», fügte er hinzu.

Neue Verhandlungen im Januar

Nach dem Scheitern der Verhandlungen in der vergangenen Woche wurde eine Fortsetzung der Proteste auch über die Feiertage hinaus angekündigt. Es gebe «keinen Grund, den Streik plötzlich einzustellen», sagte der Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft CGT, Laurent Brun.

Streik kostet SNCF 400 Millionen Euro Umsatz

Box aufklappen Box zuklappen

Streikende Mitarbeiter bescheren dem französischen Bahnkonzern SNCF eine Umsatzeinbusse von bisher rund 400 Millionen Euro. «Das ist bereits eine beachtliche Summe», sagte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou der Online-Ausgabe der französischen Tageszeitung «Le Monde».

Der Topmanager gab zu bedenken, dass der Konflikt um die Rentenreform der Regierung nicht beendet sei. Deshalb sei es für eine endgültige Bilanz zu früh.

Eine Rentenreform ist das zentrale Reformversprechen von Staatspräsident Emmanuel Macron. Er will das System mit 42 verschiedenen Regelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Rentenalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.

Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sollen am 7. Januar fortgesetzt werden, wie das Büro von Premierminister Edouard Philippe am Montag mitteilte.

Meistgelesene Artikel