Die Regionalwahlen diesen Herbst sind für die in Rom regierende Rechtskoalition nicht wie erhofft ausgefallen: In Apulien am Absatz des Stiefels erreichten die geeinten Oppositionsparteien 64 Prozent der Stimmen.
In Kampanien, der Region um Neapel, waren es 61 Prozent. Dort kam die Rechtskoalition von Giorgia Meloni auf bloss 35 Prozent. Für die Ministerpräsidentin in Rom ist das eine regelrechte Kanterniederlage.
Meloni zeigt Schwächen
Ihre Schwäche im Süden Italiens hat konkrete Gründe: Man spürt es dort rascher und stärker als anderswo, wenn die Wirtschaft lahmt und die Kaufkraft stagniert oder sinkt. Zudem hat Meloni den «Reddito di Cittadinanza» gestrichen. Dieses Bürgergeld half vielen armen Familien im Süden. Das sind wohl die Hauptgründe für die Niederlage der Rechten im Süden.
Besser lief es für die Rechtskoalition im Norden. In der Region um Venedig, dem Veneto, gewann sie klar. Doch auch dort gab es für Meloni einen Dämpfer: Ihre Partei, die Fratelli d'Italia, machte nur halb so viele Stimmen wie die Lega von Matteo Salvini. Dies, nachdem die Fratelli lange davon geträumt hatten, diese Region von der Lega zu übernehmen.
Zusammengenommen heisst das alles: Meloni zeigt Schwächen. Bei der Gesamterneuerungswahl 2027 wird sie wohl nicht im Schlafwagen zum Sieg rollen. Es könnte also ein wirklich spannender Wahlkampf werden.
Schlein gewinnt an Statur
Das liegt wie dargelegt an Italiens schwächelnder Wirtschaft oder an den langen Wartelisten im Gesundheitswesen. Es liegt aber auch an der anderen Frau in Italiens Politarena: an Elly Schlein, der Chefin der Sozialdemokraten.
Ihr ist es in diesem Regionalwahlkampf gelungen, fast alle Parteien links der Mitte zu einem Bündnis zusammenzufassen und zusammenzuhalten. Das ist ein kleines Kunststück – umfasst dieses «Campo Largo», dieses weite Feld, doch das Spektrum von Matteo Renzis Zentrum über die Cinque Stelle bis zu linksgrün.
Dass dieses bunte Bündnis links der Mitte im Süden über 60 Prozent der Stimmen holt, beunruhigt Meloni. Sie und ihre Koalition wollen sich darum noch vor der Wahl 2027 ein neues Wahlgesetz massschneidern. Es sind die üblichen Taschenspielertricks, um sich ein paar Sitze mehr zu angeln.
Wahlentscheidend aber dürfte etwas anderes sein: Wem traut man es eher zu, Italiens Wirtschaft und vor allem die Löhne und damit die Kaufkraft wieder wachsen zu lassen? Das Rennen ist wahrscheinlich offener, als man bis vor Kurzem allgemein angenommen hatte.