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Schutz für Handelsschiffe Deutschland schickt Kriegsschiff «Hessen» ins Rote Meer

Die Europäische Union schickt nach den USA und Grossbritannien nun ebenfalls Kriegsschiffe ins Rote Meer – internationale Frachter sollen vor Angriffen der Huthi-Rebellen geschützt werden. Das haben die EU-Aussenminister vor einigen Tagen beschlossen . Auch Deutschland beteiligt sich mit der Fregatte «Hessen» am Einsatz. Heute hat der Bundestag dem Einsatz mit grosser Mehrheit zugestimmt. SRF-Deutschland­korrespondentin Simone Fatzer erläutert die Beweggründe für diesen Beschluss und dessen Tragweite.

Simone Fatzer

Deutschland-Korrespondentin

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Simone Fatzer arbeitet seit 1998 für Radio SRF, unter anderem als Moderatorin der Sendung «Echo der Zeit» und als Dossierverantwortliche für Deutschland. Seit September 2021 ist sie Korrespondentin in Berlin.

Warum fiel der Entscheid im deutschen Parlament so deutlich aus?

Das Okay kam so leicht zustande, weil auch die grösste Oppositionsfraktion aus CDU und CSU diesen Einsatz gutheisst. Sich an dieser EU-Mission zu beteiligen, gilt als selbstverständlich. Eine gemeinsame Sicherheitspolitik in Europa ist Dauerthema. Hier stehen handfeste ökonomische Interessen im Vordergrund: Es geht um eine sehr wichtige Handelsroute , von der primär Europa stark profitiert. Deutschland hat viel Eigeninteresse, dass wieder mehr Handelsschiffe die Meerenge passieren können.

Was ist über das Kriegsschiff «Hessen» bekannt?

Es ist ein sehr modernes Kriegsschiff. Dieses stärkste Schiff Deutschlands wurde für Geleitschutz und Seeraumkontrolle entwickelt. Die «Hessen» hat ein extrem gutes Radarsystem und kann 400 Kilometer weit den Luftraum überwachen. Sie hat diverse Geschütze an Bord und soll im Notfall auch Raketen und Drohnen abfangen. Diese haben eine sehr grosse Reichweite von bis zu 160 Kilometern. Sie hat einen Helikopter an Bord, der auf die Ortung von U-Booten spezialisiert ist. Was genau an Bord ist, ist jedoch nicht bekannt.

Fregatte Hessen wird ins Meer geschickt.
Legende: Für den Einsatz wird die 143 Meter lange deutsche Fregatte «Hessen» ins Rote Meer stechen. Reuters/Carmen Jaspersen

Wie risikoreich ist der Einsatz?

Der Einsatz gilt als der gefährlichste der Marine der letzten Jahrzehnte. Alles spricht dafür, dass die Huthi auch dieses deutsche Schiff angreifen werden. Ein scharfer Waffeneinsatz ist sehr wahrscheinlich. Die Anti-Schiff-Raketen der Huthi sind sehr gefährlich. Die Huthi haben Kampfdrohnen und gefährliche Speedboote mit Sprengladungen. Die deutschen Soldatinnen und Soldaten sind dafür ausgebildet, nur waren ihre Fähigkeiten in diesem Ausmass bisher nicht gefordert.

Übernimmt Deutschland in dieser EU-Mission eine Führungsrolle?

Deutschland hat keinen offiziellen Lead. Doch Deutschlands Rolle innerhalb der EU bleibt zentral. Berlin hat in den letzten Monaten versucht, seine Führungsrolle zu verstärken. Aber es bleibt auch im Roten Meer ein Fakt: Die Europäer sind auf die USA angewiesen, die auch Huthi-Stellungen im Jemen angreifen. Sollten sich die USA dort zurückziehen, dann ist Europa enorm gefordert. Deutschland hätte also grosses Interesse, darauf vorbereitet zu sein.

Echo der Zeit, 23.02.2024, 18 Uhr ; 

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