Darum geht es: Der Iran hat von der russischen Weltraumstation Wostochny aus drei Satelliten ins All geschickt. Eine Sojus-Rakete brachte die Satelliten Kosar, Paya und Zafar-2 in ihre Umlaufbahnen in einer Höhe von etwa 500 Kilometern. Nach offiziellen Angaben sollen die Satelliten Umweltdaten sammeln, darunter Informationen zu Wettersystemen, Naturkatastrophen und landwirtschaftlichen Entwicklungen und damit zur wissenschaftlichen Forschung des Landes beitragen. «Der Iran treibt seine Technologie voran, und das Satellitenprogramm ist Teil dieses Bestrebens und eine rein wissenschaftliche Mission», erklärte der iranische Aussenminister Abbas Araghchi.
Das können die Satelliten: Im Vergleich zu westlicher Technologie seien die neuen iranischen Satelliten nicht besonders leistungsfähig, sagt Adrian Hänni, der am Leibniz-Institut für Zeitgeschichte in München zur Geschichte von Geheimdiensten forscht. «Je nach Quelle kann der leistungsfähigste dieser drei Satelliten Bilder in der Auflösung von drei bis fünf Meter erstellen; die USA, Israel und andere Staaten sind diesbezüglich um ein Vielfaches besser ausgerüstet.» Schon der allererste Spionagesatellit, den die USA 1960 in den Weltraum geschossen haben, habe eine deutlich bessere Auflösung gehabt. «Nichtsdestotrotz können mehr Augen am Himmel die Fähigkeit des Irans, Bedrohung zu entdecken, verbessern», hält er fest.
Das ist das Ziel des Irans: Bis jetzt hätten Israel und die USA bei Angriffen auf den Iran den Vorteil gehabt, dass sie im Geheimbereich besser spionieren konnten, so Hänni. Im Juni 2025 sei durch Spionage die Luftverteidigung des Irans massiv geschwächt worden, «es wurden Raketenwissenschaftler und Generäle ausgeschaltet». Diese Lücke wolle der Iran, auch durch Satelliten, schliessen. Auch grundsätzlich profitiere der Iran von bildgebender Aufklärung im Nahen Osten.
Das halten Israel und die USA davon: Insbesondere in den USA und Israel stösst das Programm auf Skepsis. Kritiker befürchten, dass die Islamische Republik ihre Weltraumtechnologie auch für militärische Zwecke einsetzen könnte. Zweifel richten sich vor allem auf die Beteiligung der Revolutionsgarden, die als wichtigste Streitkräfte des Landes massgeblich für militärische Operationen verantwortlich sind. Die USA haben erklärt, dass die Satellitenstarts des Irans gegen eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates verstossen. Sie haben Teheran aufgefordert, keine Aktivitäten mit ballistischen Raketen zu unternehmen, die in der Lage sind, Nuklearwaffen zu transportieren.
Diese Rolle spielt Russland: Russland, das im Januar 2025 einen «strategischen Partnerschaftsvertrag» mit dem Iran unterzeichnete, verurteilte die israelischen und US-amerikanischen Angriffe auf den Iran heftig, die während eines zwölf Tage andauernden Luftkriegs im Juni stattfanden und fast 1100 Iraner und Iranerinnen getötet hatten. Iranische Vergeltungsraketenangriffe töteten 28 Menschen in Israel. Aufgrund der westlichen Sanktionen unterhalten der Iran und Russland eine enge Zusammenarbeit. Gleichzeitig wird Teheran international beschuldigt, Moskau mit Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine zu beliefern. Der Iran weist diese Vorwürfe zurück und erklärt, die Drohnenlieferungen seien Teil einer allgemeinen militärischen Kooperation mit Russland und nicht gegen Kiew gerichtet.