Robert Mugabe war die Blaupause für viele Despoten Afrikas. Und ein sehr netter Mensch, erzählt Ibbo Mandaza: Doch die Macht verändere Menschen, Mugabe sei von einem liebenswürdigen Mann zu einem Symbol für alles Negative in Simbabwe geworden.
Politikwissenschaftler Mandaza lernte Mugabe in den 1970er-Jahren kennen, arbeitete für dessen Regierung und sagte sich später von ihm los. Das spürt man im Gespräch, da gibt’s keine Lobhudelei.
Mit dem Präsidentenamt kam der Wechsel
Mugabe sei ein durchschnittlicher afrikanischer Nationalist gewesen, der wie viele Aktivisten aus der Mittelschicht stammte. Er war Lehrer. Gebildete, unzufriedene Männer wie er trieben den Wandel voran.
Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1980 amtete Mugabe als Premierminister und galt als Hoffnungsträger. Als Landesvater, der Schwarze und Weisse Simbabwer in eine gemeinsame Zukunft führen kann. Die Landwirtschaft erzeugte Überschüsse, Schulen und Gesundheitswesen standen besser da als in anderen afrikanischen Staaten.
Die enorme Macht des Präsidenten war die Wurzel allen Übels.
Doch bereits Mitte der 1980er-Jahre veränderte sich das Bild Simbabwes, als Mugabe einen regionalen Aufstand blutig niederschlagen liess. Und mit der Ernennung zum Präsidenten 1987 sei der Mann zum Problem geworden, erzählt Mandaza: «Die enorme Macht des Präsidenten war die Wurzel allen Übels. Er wurde zum Symbol einer repressiven Maschinerie.
Mugabe war eine unsichere Persönlichkeit, aber durchaus auch machiavellistisch.
Diese Maschinerie lief wie geschmiert. Mugabe verschärfte die Gesetze, die Sicherheitskräfte gingen gegen Oppositionelle, Protestierende und Streikende vor. Der Präsident sei eigentlich eine schwache Person gewesen, ist Mandaza überzeugt: eine unsichere Persönlichkeit, doch durchaus auch machiavellistisch.
Böses Erwachen mit Mangagwa
In seinem Umfeld wechselte Mugabe ständig die Personen aus, damit ihm niemand gefährlich wurde. Bis 2017, als er seinen Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa feuerte. Dieser schlug mit Hilfe der Armee zurück und erzwang den Abgang des Präsidenten.
Jubel brandete auf, Leute feierten auf der Strasse. Heute sind sie ernüchterter denn je. Mit dem neuen Präsidenten Mangagwa hat sich wenig geändert. Die Leute hätten realisiert, dass Mugabe nur ein Teil der Staatsmaschinerie gewesen sei, so Mandaza: «Die Grausamkeiten des Staates sind gar noch schlimmer geworden.»
Davon berichten auch Oppositionelle im heutigen Simbabwe: Sicherheitskräfte in zivil verschleppen und foltern missliebige Personen. Demonstrationen sind untersagt. Die Angst regiert. Und die Wirtschaft liegt am Boden. Auch das ist ein Erbe der Ära Mugabe. Von der Enteignung der weissen Bauern um die Jahrtausendwende hat sich Simbabwe nie ganz erholt.
Neubeginn ausgeblieben
Heute ist die Inflation wieder hoch, der Strom r rationiert, Benzin und Bargeld knapp. Das Land ist hochverschuldet. Der versprochene Neubeginn von Mugabes Nachfolger Mnangagwa ist in den Startblöcken steckengeblieben. Es sind noch immer dieselben korrupten Machtmenschen am Ruder.
Mandaza gibt der Regierung nicht viel Kredit: «Sie ist unfähig, Simbabwe politisch oder wirtschaftlich zu reformieren. Darum bin ich pessimistisch. Doch ich bin auch optimistisch. Es wird nicht mehr lange so weitergehen und die Simbabwer werden wieder aufstehen.» Anzeichen dafür gibt es jedoch noch nicht. Mugabe ist tot, doch sein System lebt weiter.