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Über Europas Flughäfen Drohnen tauchen immer weiter westlich auf

Darum geht es: Aus über zehn europäischen NATO-Staaten wurden zuletzt Sichtungen von nicht identifizierten Drohnen gemeldet. In Städten wie Berlin, München, Oslo, Kopenhagen oder Brüssel kam es zu Einschränkungen im Flugverkehr. Aus der Schweiz wurden bislang keine vergleichbaren Fälle gemeldet. Aber es zeichnet sich eine Tendenz ab.

Hier gab es Sichtungen: Zunächst wurden Drohnen vor allem entlang der Nachbarstaaten der Ukraine und entlang der Ostgrenze der NATO-Staaten gesichtet. Im September sind Dutzende russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen und teilweise abgeschossen worden. Nach anderen Überflügen haben die Sicherheitsbehörden von «professionellen» oder «staatlichen» Akteuren gesprochen, meist ohne Russland dabei beim Namen zu nennen. Wer die Drohnen über Europa fliegt und warum, ist nicht in jedem Fall klar.

Nahe an Russland: Die räumliche Konzentration rund um Russland war zunächst aber offenkundig. Von Finnland über Polen, das am stärksten betroffen ist, bis Rumänien liegen die meisten Vorfälle in Flugdistanz zur russischen oder belarussischen Grenze, sodass die Drohnen aus Russland oder Belarus gestartet werden könnten. Der Strategieexperte Marcel Berni von der Militärakademie der ETH Zürich sagt: «In diesen Gebieten ist der Einflug leichter, weil der Weg dorthin kürzer ist.» Kleinere Drohnen könnten von Radargeräten oft gar nicht erkannt werden.

Ein Fluglotse steht auf dem Tower des Flughafen Cochstedt in Deutschland.
Legende: Ein Fluglotse steht auf dem Tower des Flughafens Cochstedt in Deutschland. Dort werden Systeme entwickelt, um unerwünschte Drohnen zu erkennen und abzuwehren. Keystone / JAN WOITAS

Immer weiter westlich: Zuletzt kam es auch in Skandinavien zu vermehrten Sichtungen über Flughäfen und Militärbasen. Nach mehreren Sichtungen hat unter anderem Dänemark Beratungen der NATO-Staaten über den Umgang mit nicht identifizierten Drohnen verlangt. Auch über Deutschland und Belgien sowie in Frankreich kam es zu Sichtungen. Im Falle Belgiens überflog eine Drohne eine Militärbasis, auf der auch US-Atomwaffen gelagert werden. Anschliessend verschwanden die Drohnen in Richtung Niederlande. Berni geht davon aus, dass diese Drohnen von der Ost- oder Nordsee aus gestartet wurden.

Der militärische Nutzen: Sofern solche Drohnenflüge militärischen Ursprungs sind, geht es vor allem darum, die Reaktion der überflogenen Gebiete und die damit zusammenhängenden Alarmkonzepte zu erkennen und zu testen. Deutsche Behörden haben nach einem Vorfall in Kiel verlauten lassen. Eine Drohne habe Gebäude wie das Universitätsklinikum «ausgemessen». Berni sieht hier wenig Nutzen: Das Meiste, was von einer Drohne aus gesehen werden könne, sei heute auch von Spionen am Boden oder via Satelliten im All erkennbar.

Die Strategie dahinter: Mit den Drohnenflügen könne es Russland vielmehr darum gehen, Unsicherheit in Europa zu stiften, so Berni. «Es geht vor allem darum, den Europäern die Verwundbarkeit tagtäglich vor Augen zu führen.» Damit sollten letztlich wichtige Luftverteidigungssysteme in Europa behalten und nicht an die Ukraine abgegeben werden, so Berni – was dort zur Erreichung der russischen Kriegsziele beitrage. «Russland hat erkannt, dass Europa auf diese Drohnen zu wenig vorbereitet ist.»

Die Situation in der Schweiz: Bislang gab es in der Schweiz keine bekannten Überflüge von militärischen Objekten oder Flughäfen. Der Flughafen Zürich betreibt seit Anfang Jahr ein System, das nicht autorisierte Drohnen zwar erkennen, aber nicht abwehren kann. Bundesrat Martin Pfister hat im September, nach dem Eindringen zahlreicher russischer Drohnen in den polnischen Luftraum, darauf hingewiesen, dass die Schweiz in einem solchen Fall kaum Abwehr leisten könne.

SRF 4 News, 04.11.2025, 22:00 Uhr; noes

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