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Übung «Sapad-2025» Was hinter dem russisch-belarussischen Grossmanöver steckt

In unmittelbarer Nähe zu EU und Nato beginnen Russland und sein Verbündeter Belarus ihr grossangelegtes strategisches Manöver Sapad-2025. Die Militärübung Sapad findet alle vier Jahre statt. Dabei nutzte Russland die vorhergehende Übung Sapad-2021, um Waffen und schweres Gerät zu verlegen für den Angriff auf die Ukraine im Februar 2022.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

Könnte «Sapad» erneut als Testlauf für einen russischen Angriff dienen?

Nachdem, was wir aus Russland und Belarus hören, ist Sapad-2025 rein defensiv ausgerichtet. Aber zum einen muss das nicht stimmen und zum anderen lässt sich im Militär zwischen Offensiv- und Defensivmanövern genauso wenig klar unterscheiden wie zwischen Offensiv- und Defensivwaffen. 

Tatsache aber ist: Ein guter Teil der russischen Streitkräfte ist im Moment im Krieg gegen die Ukraine gebunden. Es wäre also für Russland äusserst riskant, jetzt Attacken auf ein Nato-Land vorzusehen, wenn man nur begrenzte Mittel zur Verfügung hat. Wenn aber der Krieg in der Ukraine endet, sieht es anders aus. Und was Russland und Belarus heute üben, könnten sie dann anwenden, wenn sie ihre Truppen- und Waffenbestände aufgefüllt haben.

Was genau üben Russland und Belarus? 

Russland ist traditionell nicht sehr transparent, wenn es um seine Manöver geht – obschon es das aufgrund von Abmachungen in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sein müsste. Klar ist, in welche Richtung die Sapad-Manöver zielen, denn Sapad heisst auf Deutsch Westen.

Interessant ist, dass man davon ausgeht, dass Russland die modernen Oreschnik-Raketen testen will. Das sind Mittelstreckenraketen, die mit atomaren Gefechtsköpfen ausgestattet werden können und mit denen sich weite Teile Europas, auch die Schweiz erreichen liessen.

Wie viele Soldaten nehmen an den Übungen teil?

Nach russischen Staatsmedien nehmen an den Manövern direkt 13'000 Soldaten teil. Das wären erheblich weniger als vor vier Jahren. Westliche Geheimdienste rechnen aber auch diesmal mit deutlich mehr Truppen, darunter 30'000 nicht unmittelbar im Übungsgebiet in Belarus, aber gleich dahinter auf russischem Boden.

Wie reagiert die Nato auf diese Manöver?

Die Nato wird die Manöver intensiv verfolgen, erst recht nach der Verletzung des polnischen Luftraums in der Nacht auf Mittwoch. Und Polen und Litauen haben schon mal vorsorglich für die Dauer der Manöver die Grenzen zu Belarus geschlossen. Die beiden Länder und Lettland schliessen auch ihre Lufträume im Osten. 

Besorgnis herrscht vor allem auch deswegen, dass Russland sein Nachbarland Belarus, das stark von Moskau abhängig ist, zunehmend militarisiert, dort zusätzliche Stützpunkte errichtet, Atomwaffen stationiert und – aus Nato-Sicht – vorbereitet als Aufmarschgebiet für einen möglichen späteren Angriff auf Nato-Länder. Eine Befürchtung ist auch, dass russische Truppen nach den Manövern gleich in Belarus bleiben – wie vor vier Jahren schon – also näher an der Nato-Ostgrenze.

Hat die Wachsamkeit der Nato einen Einfluss auf die Manöver?

Die Wachsamkeit der Nato ändert nicht unbedingt etwas am Ablauf des Manövers. Die Planung der Sapad-Manöver dürfte längst feststehen. Es ist nicht anzunehmen, dass Russland ausgerechnet im Rahmen dieser Manöver Provokationen oder Attacken irgendwelcher Art plant – denn gerade jetzt ist natürlich auf westlicher Seite die Aufmerksamkeit und die Wachsamkeit besonders gross. Und es finden aktuell auch in europäischen Ländern, etwa in Deutschland, Manöver statt, Teile der Streitkräfte sind also gerade mobilisiert.

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Tagesschau, 10.9.2025, 19:30 Uhr ; 

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