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Vorwürfe aus Moskau Das weiss man zum angeblichen Angriff auf Putin-Residenz

Darum geht es: Die russische Regierung wirft der Ukraine einen gross angelegen Drohnenangriff auf eine der Residenzen von Präsident Wladimir Putin vor. Die ukrainische Führung weist dies als Lüge zurück: Moskau wolle mit der Falschmeldung eine Fortsetzung des Krieges in der Ukraine begründen.

Residenz liegt zwischen Moskau und St.Petersburg

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Gebäude im klassizitischen Stil mit Säulengalerie.
Legende: Imago

Die Waldai-Residenz, auch bekannt als «Uschin» oder «Dolgije Borody», ist ein schwer bewachter Komplex am Ufer des Waldai-Sees, etwa 360 Kilometer nördlich von Moskau. Laut Medienberichten soll die russische Armee bis zu 19 Flugabwehr-Systeme vom Typ Pantsir in der Region stationiert haben, um die Residenz Putins zu schützen. Ob Putin in der Nacht auf Montag dort war, ist nicht bekannt.

Das wirft Moskau Kiew vor: Der russische Aussenminister Sergej Lawrow beschuldigte die Ukraine am Montag, in der Nacht eine Präsidentenresidenz in der Region Nowgorod mit 91 Langstrecken-Angriffsdrohnen attackiert zu haben. Niemand sei verletzt worden, sagte er ‌und kündigte zugleich Vergeltung an. Moskau werde die Gespräche zur Beendigung des Krieges zwar nicht abbrechen. Seine Verhandlungsposition werde nach dem Angriff, den er als «Staatsterrorismus» bezeichnete, jedoch überprüft. Beweise für seine Vorwürfe legte Lawrow keine vor.

So reagiert Kiew: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wies die russischen Anschuldigungen als «eine weitere Runde von Lügen» zurück. Deren Ziel sei es, zusätzliche Angriffe auf die Ukraine zu rechtfertigen und den Krieg zu verlängern, der seit dem Einmarsch im Februar 2022 andauert. «Diese Geschichte über den angeblichen ‹Angriff auf die Residenz› ist eine komplette Erfindung», sagte er. Der ukrainische Aussenminister Andrij Sybiha forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, Russland für seine Behauptungen zu verurteilen. Denn: «Einen solchen Angriff hat es nicht gegeben.»

Das sagt Trump: Laut Aussagen von US-Präsident Donald Trump rief ihn Putin am Montagmorgen an, um ihm von dem Vorfall zu berichten. Trump sagte daraufhin vor den Medien:  «Das ‌gefällt mir nicht. Das ist nicht gut.» Es sei «eine ‍Sache, offensiv zu sein. Es ist eine andere Sache, sein Haus anzugreifen». Es sei «nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas».  Und: «Ich habe es heute von Präsident Putin erfahren. Ich war sehr wütend darüber.»

Das passierte angeblich mit den Drohnen: Nachdem Lawrow seine Vorwürfe geäussert hatte, hiess es aus dem russischen Verteidigungsministerium, dass 91 Drohnen auf dem Weg zur Präsidentenresidenz ​abgeschossen worden seien. Darunter seien 49 über der Region Brjansk, die 450 Kilometer ‍von Waldai entfernt ist, eine über der Region Smolensk und ​41 über der waldreichen Region Nowgorod gewesen. In seinen früheren Berichten des Tages hatte das Ministerium keinen Drohnenangriff in solch grossem Umfang erwähnt.

Vorwürfe laut ISW wenig plausibel

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Die russische Internetplattform «Sota» verwies darauf, dass nach Angaben von Bewohnern der Region kein Flugabwehrfeuer zu hören gewesen sei. Nach Angaben der US-Organisation «Institute for the Study of War» (ISW) fehlten auch die sonst bei Drohnenangriffen üblichen Internet-Berichte über Trümmer oder Brände am Boden. «Die Umstände dieses angeblichen Angriffs entsprechen nicht dem beobachteten Muster von Beweisen, wenn ukrainische Streitkräfte Angriffe auf Russland durchführen», hiess es vom ISW. (dpa)

Die möglichen Folgen: Russland kündigte Vergeltung an. Zudem soll die Position bei den ​«Friedensgesprächen» überprüft werden. Von einem Abbruch der Verhandlungen ‍war nicht die Rede. «Die diplomatische Konsequenz wird eine Verschärfung der Verhandlungsposition der Russischen Föderation sein», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Er sagte nicht, welche Ziele ‍Russland angreifen könnte, aber das Militär ‌wisse, wann und wie es zu reagieren habe.

SRF 4 News, Nachrichten, 30.12.2025, 01:00 Uhr ; 

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