Darum geht es: In Madrid finden momentan vorgezogene Wahlen ins Regionalparlament statt. Ein neuer Regionalpräsident oder eine neue Regionalpräsidentin wird gewählt. Der Wahlkampf sei von einem «Hass auf den Gegner» geprägt, wie die Zeitung «El Pais» schreibt und erinnere an den Bürgerkrieg. Mehrere Kandidatinnen und Kandidaten haben gar Morddrohungen erhalten. Auch Julia Macher, Journalistin in Spanien, ist aufgefallen, dass der Wahlkampf besonders gehässig war. «Dies scheint mir der Kulminationspunkt einer Entwicklung zu sein. Nicht nur, weil es sieben Millionen Menschen betrifft, sondern auch, weil Madrid als Hauptstadtregion ganz besonderen symbolischen Charakter hat.»
Das waren die Schlagworte: «Demokratie oder Faschismus» (Slogan von Podemos) gegen «Kommunismus oder Freiheit» (Slogan von PP). «Diese Art von ideologischer Schärfe hat den Wahlkampf einzigartig gemacht», sagt Macher. Diese Entwicklung habe auch mit dem Erstarken der ultrarechten Partei Vox zu tun. «Von ihr hat sich die konservative Partei auf gesamtspanischer Ebene nach rechts drängen lassen.
Wirkung der Wahl auf ganz Spanien: Die Personen, die antreten, sind auch auf nationaler Ebene bekannt. Einerseits ist da Pablo Iglesias von der linken Partei Podemos, der sein nationales Amt zugunsten der Regionalwahlen aufgab, und andererseits Isabel Díaz Ayuso von der konservativen Volkspartei (PP), die amtierende Regionalpräsidentin. «Beide haben ein Profil als Polemiker oder Polemikerin», so Macher.
Das sagen die Umfragen: Nach Ergebnissen von Umfragen kann die amtierende Regionalpräsidentin Ayuso die Anzahl ihrer Stimmen verdoppeln. Ayuso hat Madrid als «Hauptstadt der Freiheit» gewissermassen als Lokalpatriotin stilisiert und sich trotz hoher Opferzahlen nur widerwillig an die Vorgaben der Zentralregierung bei der Corona-Bekämpfung gehalten. Vor allem bei den Wirten und deren Publikum kam dies gut an. Zum Regieren braucht Ayuso aber wahrscheinlich wieder einen Partner. «Ihr bisheriger Partner, die liberale Bürgerpartei, könnte den Einzug ins Regionalparlament nicht schaffen», sagt Macher. Deshalb stehe eine Blockbildung mit Vox zur Diskussion. Auch dies könnte Auswirkungen auf Gesamtspanien zeigen.
Die Urnen schliessen um 20 Uhr spanische Zeit. Die definitiven Resultate werden am späten Abend erwartet.