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Untersuchung der Justiz Sizilien soll seine Corona-Zahlen frisiert haben

Ziel der Schummelei sei gewesen, einen Shutdown zu umgehen, so der Verdacht. Denn dann verlieren viele Leute viel Geld. SRF-Italienkorrespondent Franco Battel weiss mehr über die Hintergründe.

Darum geht es: In Sizilien spielt sich derzeit ein Corona-Skandal ab. Die süditalienische Region soll ihre Infektionszahlen frisiert haben, um nicht als «rote Zone» eingestuft zu werden – denn das bedeutet Shutdown. Die Vorwürfe richten sich an den regionalen Gesundheitsminister, der umgehend zurücktrat. Aber auch weitere Beamte wurden laut italienischen Medien festgenommen. Die Justiz ermittelt.

Das soll passiert sein: Der regionale Gesundheitsminister Siziliens soll die Corona-Zahlen so manipuliert haben, dass sie weniger dramatisch waren. So soll die Zahl der Corona-Opfer schöngerechnet worden sein, gewisse Labors sollen dazu gedrängt worden sein, nur die negativen Testresultate zu publizieren. Das Ziel war stets, einen Shutdown auf der Insel abzuwenden. Denn ab einer gewissen Höhe der Corona-Zahlen wird eine Region in Italien automatisch zur «roten Zone».

Wenig bevölkerte Strasse in Palermo.
Legende: Sizilien ist derzeit in der «orangen Zone». Keystone

So flog die Schummelei auf: Die Justiz hat Verdacht geschöpft, weil gewisse Zahlen in Sizilien verdächtig tief waren. Sie begann zu ermitteln und hörte dabei das Telefon des besagten Gesundheitsministers ab. Dabei soll dieser den Auftrag erteilt haben, die Zahl der Corona-Opfer «grosszügig zu verteilen» – über mehrere Wochen. Man sollte also schauen, dass in der Statistik keine Häufung, kein Peak auftauchte.

Unklare Corona-Situation: In den letzten Monaten fiel auf, dass Sizilien vergleichsweise selten in der «roten Zone» war. Bisher dachte man immer, dass das mit der Lage als Insel zu tun hat. In der Tat gibt es weniger Zug- und Autoverkehr, mit dem das Virus und dessen Varianten eingeschleppt werden könnten. Doch jetzt fragt man sich, ob die Zahlen wirklich so tief sind, oder ob da jemand nachgeholfen hat, um nicht wegen eines Shutdowns Geld zu verlieren.

Keinen weiteren Verdacht: Bislang gibt es keine Anhaltspunkte, dass auch andere Regionen in Italien die Corona-Kennzahlen frisiert haben könnten. Das italienische Corona-Warnsystem hat grosso modo gut funktioniert: Je nach Infektionszahlen, der Zahl der Spitaleinweisungen oder auch der Zahl der Verstorbenen schickt die Regierung in Rom eine Region in einen strengen oder nur halb strengen Shutdown. Diese statistische Unterfütterung der Massnahmen wird landesweit gut akzeptiert. Deshalb ist auch so wichtig, dass die Statistik stimmt und niemand daran herumfingert.

Die Infektionszahlen Italiens und der Schweiz im Vergleich

SRF 4 News, Rendez-vous vom 31.3.2021, 12.30 Uhr ; 

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