Washington und Kiew sind sich nach ukrainischen Angaben über die wichtigsten Fragen des US-«Friedensplans» einig geworden. Wolodimir Selenski soll gemäss offiziellen Angaben schon in den nächsten Tagen nach Washington zu einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump reisen. Moskau seinerseits hat den Plan, der harte Zugeständnisse von der Ukraine fordert, als mögliche Grundlage für Verhandlungen bezeichnet, aber vor grösseren Aufweichungen zugunsten Kiews gewarnt. Doch was versteht Russland unter Frieden? Einschätzungen des SRF-Sonderkorrespondenten in Moskau, Christof Franzen.
Was will Russland?
Eigentlich sagt Russland seit Jahren immer das Gleiche: Wir halten an unseren ursprünglichen Zielen fest. Diese Ziele wurden aber jüngst nicht mehr konkretisiert oder genannt, aber eigentlich sind es immer noch die gleichen wie am Anfang: Man will eine prorussische Regierung in Kiew, eine Demilitarisierung, also die Schwächung des Militärs der Ukraine, und den Donbass.
Im Kriegsverlauf sind noch andere Positionen dazugekommen, etwa Sicherheitsgarantien für Ukrainer. So sind ein Nato-Beitritt der Ukraine oder Nato-Truppen in der Ukraine tabu. Wenn man sich das anschaut und mit den roten Linien der Ukraine vergleicht, sieht man, dass da noch viel Raum ist.
Sind Friedensbemühungen in Russland überhaupt ein Thema?
In den Nachrichten sind sie zwar Thema, aber zuerst kommen die vermeintlichen und die echten Erfolgsmeldungen von der Front. Danach wurde über Verhandlungen gesprochen, aber so, als ob das etwas wäre, das in der Schweiz stattfindet und mit dem Russland nicht allzu viel zu tun hat.
Viele Menschen verfolgen das nicht mehr aktiv mit, sie wollen ihr Leben leben.
Gibt es Druck aus der Bevölkerung, den Krieg zu beenden?
Das Leben ist schwieriger geworden in Russland: Die Preise sind gestiegen und der Staat versucht überall, zusätzliche Steuern einzutreiben. Mittlerweile ist es tatsächlich so, dass sich viele Menschen Friedensverhandlungen wünschen. Gemäss Umfragen wünschen sich das sogar 60 Prozent. Aber daraus zu schliessen, dass der Druck nun steigt und die Leute auf die Strasse gehen, ist ein Fehler. Die Repressionen in Russland sind viel zu stark. Und es stehen nach wie vor viele Leute hinter Putin und der Armee.