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US-Wahlkampf Harris gegen Pence: «Regierung hat Recht auf Wiederwahl verwirkt»

  • Mike Pence und Kamala Harris, die Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, haben sich die erste und einzige TV-Debatte geliefert.
  • Nebst der Coronavirus-Pandemie standen auch die Wirtschaft sowie die Polizeireform im Fokus.
  • Das Duell verlief im Gegensatz zur chaotischen Präsidentendebatte der vergangenen Woche geordnet.

Die Veranstaltung in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah wurde vom Corona-Ausbruch im Weissen Haus überschattet: Harris und Pence bestritten ihr Duell mit fast vier Metern Distanz zueinander und getrennt von Plexiglasscheiben. Für die wenigen Zuschauer vor Ort galt eine Maskenpflicht.

Zu Beginn stand denn auch die Coronavirus-Pandemie im Mittelpunkt. «Das amerikanische Volk ist Zeuge des grössten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden», eröffnete Harris die Debatte. Deshalb habe diese Regierung das Recht auf eine Wiederwahl verwirkt. Anders als Trump habe Biden einen Plan für den Kampf gegen das Coronavirus.

Pence, der der Corona-Task-Force im Weissen Haus vorsteht, nahm das Krisenmanagement der Trump-Regierung in Schutz. Er verwies darauf, dass Trump frühzeitig in der Pandemie Einschränkungen für Reisende aus China und der EU erlassen und damit zahlreiche Menschenleben gerettet habe.

Joe Biden wird ihre Steuern am ersten Tag erhöhen.
Autor: Mike Pence Republikanischer US-Vizepräsident

Pence argumentierte, dass Trump unter anderem mit Steuersenkungen einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine schnelle Erholung der Konjunktur in der Coronakrise erreicht habe.

Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400'000 Dollar im Jahr verdient.
Autor: Kamala Harris Demokratische US-Vizepräsidentschaftskandidatin

Harris warf der Trump-Regierung hier vor, sie messe den Erfolg daran, wie gut es den Reichen gehe, während sich Biden um die wirtschaftliche Lage der arbeitenden Amerikaner sorgen werde. «Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400'000 Dollar im Jahr verdient», sagte die Demokratin.

Anders als Trump und Biden vor einer Woche unterbrachen die Vize-Kandidaten einander kaum – auch weil Harris zwei Anläufe von Pence mit einem resoluten «Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich» stoppte. Dafür überzog Pence immer wieder die ihm zugeteilte Zeit. Er liess sich auch von der Moderatorin nicht unterbrechen und redete einfach weiter.

Lob vom Präsidenten

In einer Schnellumfrage des Nachrichtensenders CNN hielten 59 Prozent Harris für die Gewinnerin der Debatte, 38 Prozent Pence. Unter Frauen war das Ergebnis mit 69 zu 30 Prozent noch eindeutiger.

US-Präsident Donald Trump hat den Auftritt seines Vizepräsidenten auf Twitter gelobt. «Er macht das grossartig», twitterte Trump.

Auch Trumps Herausforderer Joe Biden richtete sich via Twitter an seine Mit-Kandidatin. «Du hast uns alle stolz gemacht», schrieb er an Harris.

Eine Fliege als heimlicher Star

Derweil hat eine schwarze Fliege auf dem silbernen Haar von Mike Pence den Vizekandidaten bei ihrer TV-Debatte kurzzeitig die Show gestohlen. «Die Fliege, die ganze zwei Minuten lang auf dem Kopf von Pence sass, ist vielleicht der Teil des Abends, an den man sich am besten erinnern wird», schrieb der Journalist Nate Silver von der Webseite FiveThirtyEight.

Die diesjährige Debatte zwischen dem Vizepräsidenten und der Vize-Kandidatin wurde mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Der 74-jährige Präsident Donald Trump und sein 77 Jahre alter Herausforderer Joe Biden sind die ältesten Kandidaten, die sich je um die Präsidentschaft beworben haben.

SRF 4 News, 08.10.2020, 05:00 Uhr ; 

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