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Brexit-Folgen für die Schweiz
Aus Echo der Zeit vom 12.01.2021. Bild: Imago
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Verhältnis zu Grossbritannien Hat die Schweiz einen neuen Verbündeten im Diskurs mit der EU?

Die Schweiz und Grossbritannien hätten viele gemeinsame Interessen, sagt die britische Botschafterin in Bern, Jane Owen.

Mit dem vollzogenen Brexit kann sich Grossbritannien völlig unabhängig von der EU politisch und diplomatisch positionieren. Und das tut London. Das zeigt sich auch darin, dass die britische Börse schon bald wieder mit Schweizer Aktien handeln will, während die EU der Schweiz die Börsenäquivalenz weiterhin verweigert. Neu sind auch die britischen Einwanderungsbestimmungen ausserhalb der Personenfreizügigkeit. Wer arbeiten will, muss ein Punktesystem erfüllen, das gute Qualifikationen, aber auch den Bedarf nach Berufsfachleuten berücksichtigt.

Jane Owen

Jane Owen

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Die Diplomatin Jane Owen ist seit Dezember 2017 Botschafterin des Vereinigten Königreichs (UK) für die Schweiz und Liechtenstein in Bern.

SRF News: Wie ist die Einführung des neuen Einwanderungssystems angelaufen?

Jane Owen: Es ist noch ein bisschen früh für eine Einschätzung. Aber es ist nicht alles ganz neu. Wir haben über Jahrzehnte hinweg ein effizientes Einwanderungssystem betrieben – mit jährlich vier Millionen Visumsanträgen. Wir gehen davon aus, dass wir die zusätzlichen Anträge mit dem bisherigen System bewältigen können.

Wer garantiert, dass Schweizer Fachkenntnisse durch die britische Migrationsbehörde richtig bewertet werden. Etwa bezüglich Berufslehre?

Wie zuvor ziehen wir die Qualifikationen aus der ganzen Welt in Betracht. Also nicht nur Universitätsabschlüsse, sondern auch Berufslehren. Schweizerinnen und Schweizer müssen sich keine Sorgen darüber machen, dass ihre Qualifikationen nicht akzeptiert werden.

Schweizerinnen und Schweizer müssen sich keine Sorgen darüber machen, dass ihre Qualifikationen nicht akzeptiert werden.
Autor: Jane OwenBritische Botschafterin in Bern

Schweizer Aktien sollen an der Londoner Börse im Februar wieder gehandelt werden dürfen. Sind Sie in die Verhandlungen involviert?

Ich freue mich sehr, dass ich involviert bin und dass wir jetzt sieben bilaterale Abkommen mit der Schweiz unterzeichnet haben. Sie stellen sicher, dass unsere hervorragenden Beziehungen auch künftig bestehen. Bezüglich Börse war Grossbritannien immer der Meinung, dass die Schweiz die Voraussetzungen für die Börsenäquivalenz erfüllt und dass technische Entscheidungen nicht politisiert werden sollten.

Wir haben im Bereich der Finanzdienstleistungen sehr eng mit den Schweizer Behörden zusammengearbeitet, um die Marktzugänge zu sichern. Zurzeit laufen Gespräche über die gegenseitige Anerkennung von finanziellen Regelungen. Für zwei der grössten Finanzzentren Europas ist das wichtig für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents.

Wenn Grossbritannien die Börsenäquivalenz für Schweizer Aktien wieder einführt, ist das eine klare Abkehr von der EU-Politik. Hat die Schweiz jetzt neu einen Verbündeten im Diskurs mit der EU?

Grossbritannien und die Schweiz haben ihre eigene, separate Beziehung mit der EU. Ich respektiere den bilateralen Weg, den die Schweiz mit der EU eingeschlagen hat. Es ist aber auch wichtig zu erinnern, dass wir sehr viele gemeinsame Interessen haben, um als grosse Partner der EU im Bereich von Handel, Aussenpolitik und Forschung zusammenzuarbeiten. Um sicherzustellen, dass auch EU-Nichtmitglieder ein gutes Verhältnis mit der EU haben können. Damit beide Seiten die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Europas wachsen lassen können. Deshalb wird das Verhältnis zwischen Grossbritannien und der Schweiz für beide Länder in den kommenden Jahren noch wichtiger werden.

Das Verhältnis zwischen Grossbritannien und der Schweiz wird in den kommenden Jahren noch wichtiger werden.
Autor: Jane OwenBritische Botschafterin in Bern

Könnten Sie sich vorstellen, dass Grossbritannien und die Schweiz künftig häufiger gemeinsam gegenüber Brüssel auftreten?

Ich bin sicher, dass wir mehr zusammenarbeiten werden, etwa im Bereich der Dienstleistungen und der Forschung, wo wir in Grossbritannien jetzt den Zugang zum wichtigen Horizon-Programm ausgehandelt haben. Es gibt andere Bereiche wie Digitalisierung und Data, wo wir gemeinsame Interessen haben, ein sehr enges und gutes Verhältnis mit der EU zu pflegen.

Das Gespräch führte Roger Brändlin.

Echo der Zeit, 12.01.2020, 18:00 Uhr;

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27 Kommentare

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  • Kommentar von Peter König  (Vignareale)
    Verbündeter? Vielleicht eher Verlierer.
    Was da in den nächsten Monaten auf
    England zu kommt sind Verluste über Verluste. 1945 kontrollierte Großbritannien 1/4 der Erdoberfläche und heute noch England Schottland. Nordirland, Falklandinseln Gibraltar ist am Wegschwimmen und Scottland bereitet sich auf denn Absprung vor
    Dann kann Britanien sich « das ehemals Vereinigte Königreich“ umbenennen lassen. Wird Keine Hilfe für die Schweiz sein
    Frau Leu wird der CH helfen
  • Kommentar von willi mosimann  (willi mosimann)
    Der ganze Kuchen wird nicht grösser, das heisst neben der EU muss er jetzt noch mit GB und der CH geteilt werden. Zu glauben,dass GB etwas für die CH machen würde ist illusorisch und naiv. Die so hoch gelobte Freiheit existiert gar nicht, warum wohl schliesst jeder Verträge ab?
    1. Antwort von Christoph Stadler  (stachri)
      @Mosimann: Reine Spekulation. Finanzexperten sagten auch schon aus, dass der Finanzplatz Schweiz sogar profitieren könnte – auch Spekulation. Wir werden sehen...
    2. Antwort von Thomas Leu  (tleu)
      @ willi mosimann: Ich verstehe nicht, von welchem Kuchen Sie schreiben. Ein Kuchen kann sehr wohl grösser werden, wenn man ihn richtig zubereitet und bäckt. Auf Europa übertragen heisst das, wenn man geschickte Handelsverträge abschliesst, kann der Kuchen dank Austausch in allen beteiligten Staaten grösser werden. Das ist doch allemal besser, als sich gegenseitig abzuschotten. In diesem Sinne sollen UK und die CH alle ihnen zur Verfügung stehenden Optionen ausnutzen und das beste daraus machen.
    3. Antwort von Florian Kleffel  (Hell Flodo)
      Hinter diesem Post scheint ein Missverständnis bezüglich der Natur von Wohlstand zu stecken: Dass dieser endlich sei und zwangsläufig jemand weniger haben muss, wenn jemand anderes mehr hat, wie man vor dem Beginn der Neuzeit noch dachte. Das ist aber nicht die Natur des heutigen Geldsystems. Geld ist nichts als ein erfundenes Medium, das dem Tausch von realen Werten dient. Eigentlich war es schon ein Stück weit so, als es noch an Gold gekoppelt war. Der Wert von Gold ist ebenfalls imaginär.
    4. Antwort von Lukas Gubser  (Mastplast)
      Der einzige reale Wert den es in der Schweiz gibt ist Grund und Boden. Alles andere ist nicht nutzbar und rein Spekulativ.
    5. Antwort von Florian Kleffel  (Hell Flodo)
      @Gubser: Momentan noch Wasser - aber wie lange noch...
      Ein gutes Bildungssystem ist der einzige Weg für die Schweiz. Bildung ist zwar nicht konkret fass-, aber doch nutzbar.
  • Kommentar von Andreas Bern  (AndyBern)
    Werden eher Konkurente in Umgehen von Finanz-Regulierung. London hat im visir auch eine Aufwertung als Fluchtwährung. Das wird eher den Einkommen der Schweiz smälern.
    Die Schweiz hat jetzt schon Lichtenstein als Trittplatz zur Umgehen der Börsenregulierung. Geht die EU "finanzmarklich" nicht GB entgegen, wird die Rehnung für GB sicher negativ. Wird Sie, wird Brexit für die Schweiz spürbar Einnahmen wegsaugen. Immerhin, bedeutet Wettbewerb...
    1. Antwort von Thomas Leu  (tleu)
      @ Andreas Bern: Wir reden hier aber von globalen Finanzplätzen. Londons Konkurrenten sind New York, Tokyo und Shanghai und nicht Paris, Mailand oder Wien.
    2. Antwort von Andreas Bern  (AndyBern)
      @Leu es geht nicht nur um den Zugang zur Börse und Finanzdinstleistungen. Auch um Wert als Fluchtwährung. Inwestment mit wenger Regulierung und Steuervermeidung. Auch Inwestitionsschutz. In alle diese Bereiche werden GB und die Schweiz Konkurieren. Das heisst um Geldverdienen. Auf vilelerei weise. Geonähe und Rechsstabilität zeichnen eher GB und CH, Investitionssicherheit die USA und Hohe Rendite die China. Langerfristig ist aber auch die Währungsaufwertung bedeutend..