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Virtueller Klimagipfel der USA Kampf gegen Erderwärmung: Zusammen geht’s besser

Nach der Blockade unter Ex-Präsident Donald Trump ist die Offensive von Joe Biden ein bemerkenswerter Aufbruch. Schon am Tag seines Amtsantritts hat er die USA ins Pariser Klima-Abkommen zurückgeführt.

Seither tourt sein Klima-Gesandter John Kerry durch die Welt, um andere Regierungen davon zu überzeugen, dass die USA beim Klima wieder vorangehen – und dass die anderen mitziehen sollen. Sprich: Ihre Anstrengungen deutlich erhöhen, da sich sonst die Welt um etwa drei Grad erwärmen würde, statt um anderthalb, wie im Pariser Abkommen angestrebt.

Ein grosser Schritt vorwärts

Am virtuellen Klimagipfel der USA soll die erste Ernte eingefahren werden. Präsident Biden machte den Anfang und kündete zum Auftakt an: Sein Land werde den CO2-Ausstoss bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 50 bis 52 Prozent reduzieren.

Aus wissenschaftlicher Sicht reicht dies nicht, um die USA auf einen Pfad zu setzen, der mit dem Pariser Abkommen kompatibel ist, aber es ist ein grosser Schritt vorwärts.

Einige Staaten sind bereits gefolgt. Grossbritannien hat sein Klimaschutzziel deutlich erhöht, auch Japan und Kanada wollen mehr machen. Andere Staaten mit grossem CO2-Ausstoss haben sich bisher jedoch kaum bewegt, namentlich China.

Wichtiges Gespann China-USA

Angesichts des schwierigen Verhältnisses zwischen China und den USA ist es aber schon ein Erfolg, dass Chinas Präsident Xi Jinping am Gipfel teilnahm – und dass China vor Kurzem verlauten liess, man werde beim Klimaschutz wieder mit den USA zusammenarbeiten.

Es war das Gespann China-USA, das 2015 das Pariser Klima-Abkommen möglich machte. Im November findet in Glasgow die wichtigste UNO-Klimakonferenz seit damals statt. Dort geht es darum, dass alle Staaten ihre Klimaschutzziele deutlich verstärken, um die Erderwärmung doch noch zu bremsen.

Biden setzt auf Jobs

Doch warum sollten die anderen Länder darauf vertrauen, dass die USA nicht erneut ihr Versprechen brechen werden? Tatsächlich wird es für Biden schwierig, die ehrgeizigen Pläne durch den Kongress zu bringen.

Er setzt auf Jobs und betont, dass die saubere Klimatechnologie Hunderttausende von Stellen schaffen wird. Dafür will er viele Milliarden Dollar investieren – und sucht am zweiten Tag des Gipfels die Unterstützung der Wirtschaft. Am Freitag sind Leute wie Bill Gates und Michael Bloomberg eingeladen.

Ob dieser Plan funktioniert, ob Cleantech die nötige Fahrt aufnimmt und die US-Wähler davon überzeugt, Bidens Klimakurs zu stützen, ist offen.

Mit den USA geht es besser

Doch die anderen Länder können nicht abwarten, ob die USA diesmal definitiv «in» sind. Nach einer kleinen Covid-bedingten Delle im steten Anstieg der globalen CO2-Emissionen prognostiziert die Internationale Energieagentur IEA wieder einen deutlichen Anstieg.

Beginnt die Welt den Umbau der Wirtschaft nicht endlich ernsthaft, ist es zu spät. Eine Erkenntnis mag dabei helfen: Auch wenn der temporäre Ausstieg der USA aus der Klimapolitik schmerzhaft war, es hat viele andere Länder nicht davon abgehalten, zumindest zaghaft ihren Klimaschutz zu verbessern.

Klimaschutz geht auch ohne USA, aber mit geht es besser, viel besser. Es tun also alle Länder gut daran, sich beim Vorwärtstasten so gut zu unterstützen, wie es geht.

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biochemie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert. Seit 2013 ist er Leiter der Wissenschaftsredaktion.

Tagesschau, 22.04.2021, 19:30 Uhr

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