US-Präsident Donald Trump hat den Gouverneur von Louisiana, Jeff Landry, zum neuen Sondergesandten der USA für Grönland ernannt. Grönland gehört zu Dänemark. Für Trump ist es aber «eine absolute Notwendigkeit», dass die USA die Kontrolle über Grönland erhalten. Wie das Grönland und Dänemark sehen, weiss SRF-Nordeuropakorrespondent Bruno Kaufmann.
Wie sind die Reaktionen in Grönland auf die Ernennung eines Sondergesandten?
Die Reaktionen sind sehr klar. Grönland sei weder dänisch noch amerikanisch, sondern Grönland, erklärte der Regierungschef Jens Frederik Nielsen, einmal mehr. Der Schock ist aber umso grösser in Grönland, als vor gerade einmal zwei Wochen vertrauensbildende Gespräche in Nuuk mit den Amerikanern geführt wurden, in denen kein Wort über die Ernennung eines Sondergesandten für Grönland gefallen war. Diese Gespräche haben Hoffnungen auf ein besseres, näheres Verhältnis zu den USA geweckt. Daran wäre ja Grönland sehr interessiert.
Grönland muss weiterhin den Spagat machen?
Für Grönland gibt es viele Gründe, also geopolitische, kulturelle und wirtschaftliche, warum ein engeres Verhältnis zu Nordamerika positiv wäre. Bislang laufen gut 90 Prozent von Grönlands Aussenhandel über die ehemalige Kolonialmacht Dänemark. Das Land treibt auch Handel mit Russland und China, aber eben kaum in Richtung Westen. Deshalb hofft man in Grönland immer noch, dass man aus dem steigenden Interesse der USA Kapital schlagen kann.
Gemäss Trump geht es nicht um Bodenschätze, sondern um die nationale Sicherheit der USA – tönt das nicht trotzdem wie Annexion?
Genau. Und so hat es eben auch der neue Sondergesandte Landry gesagt. Unter den aktuellen Verträgen mit Grönland und Dänemark könnten die USA bereits heute mehr Soldaten nach Grönland schicken. Und man könnte auch neue Stützpunkte eröffnen.
Wie reagieren die anderen Nato-Länder?
Es zeigt sich ein grosser Unterschied zu dem Vorjahr, als Trump ja noch nicht einmal im Amt war und zum ersten Mal von der Einverleibung der grössten Insel der Welt sprach. Damals dauerte es gut zwei Monate, bis sich dann die Nato und die EU-Staaten auf eine gemeinsame Reaktion einigen konnten. Ab dann kamen die Unterstützungsbekundungen innerhalb von Minuten aus fast allen Hauptstädten der Nato und der EU. Und sie haben alle das Gleiche markiert: Das Völkerrecht gilt. Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden.
Muss sich Grönland tatsächlich Sorgen machen?
Ja. Was der amerikanische Präsident und sein Gesandter äussern, sind ja offene Aktionspläne. Ähnlich Pläne, wie sie von Moskau bereits mit Gewalt gegenüber der Ukraine durchgesetzt werden. Vergleichbar auch, wie Peking Taiwan immer wieder droht. Es sind in der Tat sehr besorgniserregende Perspektiven für Grönland, aber auch für Europa. Denn nun steht das Überleben des Völkerrechts auch innerhalb des Westens auf der Tagesordnung.