Dieses Jahr feiern viele Chinesinnen und Chinesen ohne ihre Verwandtschaft. So auch diese vierköpfige Familie, die ursprünglich aus der Provinz Guangxi stammt. Sie wäre um diese Zeit des Jahres bereits auf dem Weg in die Heimat. Doch wegen der Pandemie müssen Huang Jiehui und ihr Mann dieses Mal im rund 1500 Kilometer entfernten Shanghai bleiben.
Rund 30 Leute an einem Tisch
«Wir verbringen den Neujahrsabend jeweils zu Hause mit Familie und Verwandten. Rund 20 bis 30 Leute essen gemeinsam an einem grossen Tisch», erklärt Huang Jiehui während eines Spaziergangs in einem Shanghaier Park. Dass diese Feier dieses Mal ausfallen muss, sei schade.
Vorbereitungen zum Neujahrfest in China
Huang Jiehui sieht ihre Eltern nur einmal im Jahr über die Neujahrsferien. Weil die beiden Kinder nach der Rückkehr zwei Wochen in Quarantäne müssten und so den Schulbeginn verpassen würden, verzichtet die Familie dieses Jahr auf die Reise.
Regierung will vom Reisen abhalten
Auch wenn China das Virus im Vergleich zum Ausland weitgehend unter Kontrolle gebracht hat, gab es in den vergangenen Wochen über das Land verstreute lokale Ausbrüche. Die Behörden wollen um jeden Preis verhindern, dass sich das Virus während der grossen Reisezeit wieder ausbreitet.
Eine Reihe von Regeln und Einschränkungen soll die Menschen vom Reisen abhalten. Neben Coronatests und Gesundheitscodes für das Smartphone haben kleinere Städte sogar eine Quarantänepflicht nach der Ankunft eingeführt.
All die Ressourcen, die aufgewendet wurden, um das Virus einzudämmen, all das medizinische Personal, das mobilisiert wurde – das darf nicht umsonst gewesen sein.
Obwohl sie dadurch das gemeinsame Neujahrsfest verpasst, zeigt Huang Jiehui Verständnis für die Massnahmen der Regierung: «Wenn alle wieder umherreisen, könnte sich das Virus erneut ausbreiten. All die Ressourcen, die aufgewendet wurden, um das Virus einzudämmen, all das medizinische Personal, das mobilisiert wurde – das darf nicht umsonst gewesen sein.»
Tiefgefrorene Hühner per Kurier
Ein gewisses Verständnis zeigt auch Huangs zwölfjähriger Sohn, obwohl er gerne zurück in die Heimatprovinz der Eltern gefahren wäre. In Shanghai dürfe er keine Feuerwerkskörper anzünden und auch das leckere Essen der Grosseltern vermisse er. Sonst sei es aber schon ok.
Einen kleinen Trost gibt es immerhin: Am Neujahrsabend würde man mit den Verwandten auf jeden Fall per Videochat sprechen . Auch beim Essen versuche man, zu kompensieren, so gut es geht: «Meine Schwiegermutter aus Guangxi hat für uns bereits Hühner und Enten gekauft, vor Ort frisch geschlachtet und dann tiefgefroren per Kurier nach Shanghai gesendet», sagt Huang Jiehui.