In der Schweiz wird seit Jahren über die Rolle und die Finanzierung der SRG debattiert. Heute nun kommt die Volksinitiative «200 Franken sind genug (SRG-Initiative)» in den Ständerat.
Auch im Ausland gibt es ähnliche Diskussionen. Unsere Korrespondenten berichten.
Deutschland: die ARD, die AfD und die Ausgewogenheit
In Deutschland erhalten die ARD, das ZDF und Deutschlandradio total rund neun Milliarden Euro aus dem Gebührentopf. Pro Person werden monatlich 18.35 Euro fällig. Den Löwenanteil erhält die grosse ARD, die auch regional stark verankert ist. Rund zwei Milliarden Franken gehen ans ZDF. Die letzte geplante Gebührenerhöhung von 58 Cent ist derzeit vor Gericht hängig.
In Deutschland gibt es einigen Widerstand gegen die öffentlich-rechtlichen Medien, namentlich von der AfD, die die Gebühr reduzieren oder ganz abschaffen möchte. Vorwurf: Die Sender würden nicht ausgewogen berichten. Bürgerliche oder linke Parteien stützen die Öffentlich-Rechtlichen aber klar – auch wenn sie, wie in letzter Zeit, Kritik äussern. Zur Geschichte: Die Sender wurden nach dem Zweiten Weltkrieg als Gegenmodell zur Nazi-Propaganda unter Hitler gegründet.
Grossbritannien: Rütteln an einer britischen Institution
BBC – diese drei Buchstaben stehen weltweit für Qualitätsjournalismus. Die British Broadcasting Corporation gilt als Mutter aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und als globaler Referenzpunkt für eine unabhängige Berichterstattung. Doch auch diese traditionsreiche Institution steht zunehmend unter Druck – sowohl durch den technologischen Wandel als auch durch politische Einflussversuche.
Die Labour-Partei kritisiert etwa, dass die BBC nicht konsequent genug eine linke Position vertrete. Dies erklärt sich unter anderem dadurch, dass ein Grossteil der britischen Printmedien konservativ ausgerichtet ist. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die BBC als vermeintlich linkes Gegengewicht. Auf der anderen Seite betrachten viele Konservative die BBC grundsätzlich mit Skepsis: Eine unabhängige, öffentlich finanzierte Institution erinnert in ihren Augen an ein ineffizientes, kollektivistisches System. Für sie sind Gebührensenkungen das wirksamste Mittel, die BBC in ihrer Reichweite zu beschneiden.
Trotz der finanziellen Engpässe und des schrumpfenden Publikums im digitalen Zeitalter bleibt die BBC jedoch eine Institution von weltweiter Bedeutung: Täglich verfolgen rund 400 Millionen Menschen weltweit ihre Angebote. Am Ende ist die Sendeanstalt also noch lange nicht. Im Gegenteil: Auf eine fast mystische Art ist sie Teil der Seele der britischen Nation geworden.
Österreich: Mit «Kanzler Kickl» droht Ungemach
In Österreich werden die öffentlich-rechtlichen Medien vor allem durch die «ORF-Haushaltsabgabe» (ehemals GIS-Gebühr) finanziert. Der monatliche Betrag beträgt 15.30 Euro für Haushalte. Für Unternehmen gibt es gestaffelte Beiträge je nach Bruttolohnsumme. Die Abgabe wird seit Anfang 2024 pro Haushalt fällig und nicht mehr pro Gerät. Je nach Bundesland kann eine zusätzliche Landesabgabe (bis 5 Euro pro Monat) dazukommen. Dieses Geld wird meist für Kulturförderung ausgegeben.
Der ORF-Gebühr drohte dieses Jahr die Abschaffung, als die Rechtspartei FPÖ die Wahlen gewann. Doch weil es ihr nicht gelang, eine Regierung zu bilden, blieb die Gebühr unangetastet. In den Wahlumfragen liegt die FPÖ aber weiter klar in Führung. Und das erklärte Ziel von Parteichef Herbert Kickl ist die Abschaffung der ORF-Gebühr.
USA: Trump auf medialer «Monster»-Jagd
US-Präsident Donald Trump nannte das öffentlich finanzierte Radio und Fernsehen (NPR und PBS) «radikal linke Monster», die dem Land grossen Schaden zufügten. Per Präsidialdekret strich er NPR und PBS die Bundesgelder. Bereits zugesagte Gelder zog der von den Republikanern kontrollierte Kongress wieder zurück. Auch staatlich finanzierten Auslandssendern wie «Voice of America» ging es an den Kragen.
Zur Begründung erklärte Trump auch, öffentlich finanzierte Medien, die es seit mehr als fünf Jahrzehnten gibt, seien in der heutigen Medienlandschaft überholt. NPR und PBS beziehen zwar nur einen Teil ihres Budgets aus Bundesgeldern. Aber der Wegfall dieser Geldquelle trifft kleine, ländliche Sender hart. All dies ist Teil einer grösseren Druckkampagne gegen Medienhäuser, auch gegen private.