Viel nördlicher geht es in den Niederlanden kaum mehr. Weit weg von pulsierenden Städten entsteht in der Provinz Groningen eine Wasserstoffwelt, welche die Energieversorgung in den Niederlanden und in Teilen Europas grundlegend verändern könnte. Fossile Brennstoffe wie Erdgas oder Öl müssen für das Erreichen der Klimaziele von sauberen Energieträgern wie grünem Wasserstoff abgelöst werden. Im milliardenschweren Klimaprojekt «Green-Deal» der Europäischen Union nimmt Wasserstoff eine zentrale Rolle ein und auch die Niederlande stecken viele Hoffnungen in eine zukünftige Wasserstoffwirtschaft.
Windparks sorgen für grünen Strom
Die geographische Lage der Niederlande trägt dazu bei, dass hier Projekte für eine grossflächige Wasserstoffproduktion entstehen. In Eemshaven erzählt Cas König von der Firma «Groningen Seaports», die für die Häfen und Industrieparks verantwortlich ist, von besten Voraussetzungen:
Die Nordsee ist ein wenig tiefes Meer. Da können grosse Offshore-Windparks gebaut werden, die sauberen Strom für die Herstellung von Wasserstoff liefern.
«Die Nordsee ist ein wenig tiefes Meer. Da können grosse Offshore-Windparks gebaut werden, die sauberen Strom für die Herstellung von Wasserstoff liefern. Und hier in der Nähe gibt es unterirdische Salzminen, in denen wir den Wasserstoff zwischenlagern können». Zudem profitiere die Provinz Groningen von einer guten Infrastruktur, um Wasserstoff in alle Teile der Niederlande und bis in die Nachbarländer transportieren zu können.
Gasinfrastruktur neu nutzen
In der niederländischen Nordsee wird seit Jahrzehnten Erdgas gefördert. Da es wegen der Bohrungen regelmässig zu Erdbeben in der Region kommt und Häuser zerstört werden, beenden die Niederlande die Erdgasförderung in gut einem Jahr.
In der niederländischen Südwestprovinz Zeeland haben wir eine grosse Leitung bereits auf Wasserstoff umgestellt. Dieses Praxisbeispiel zeigt uns, dass die Leitungen und die Anschlüsse dafür geeignet sind.
Das bedeutet beispielsweise für die Gasunie, die Betreiberin dieser Gasleitungen, dass das kilometerlange Gasnetzwerk für den Transport von Wasserstoff genutzt werden könnte. Es brauche zwar noch einige Anpassungen bei den Leitungen, erzählt Ulco Vermeulen von der Gasunie, grundsätzlich sei der Transport aber möglich: «In der niederländischen Südwestprovinz Zeeland haben wir eine grosse Leitung bereits auf Wasserstoff umgestellt. Dieses Praxisbeispiel zeigt uns, dass die Leitungen und die Anschlüsse dafür geeignet sind». Nebst den bestehenden Leitungen müsste aber auch noch in neue Verbindungen investiert werden, um Wasserstoff grossflächig nützen zu können.
Von der effektiven Wasserstoffwelt noch weit entfernt
Im Norden der Niederlande soll der grüne Wasserstoff hauptsächlich für die Industrie eingesetzt werden, erzählt Cas König. In Eemshaven und in Delfzijl, beides Ortschaften in der Nähe der grossen Windparks im Norden, sollen grosse Industrieparks entstehen.
Für viele Unternehmen sei es heute wichtig, mit sauberen Energieträgern arbeiten zu können. «Wir holen diese Firmen in diese Wasserstoffregion und können ihnen mit unserem eigenen Rohrleitungssystem den Wasserstoff zur Verfügung stellen», so Cas König.
Die Ambitionen und der Wille sind da, in den Niederlanden eine Wasserstoffökonomie aufzubauen. Allerdings ist man noch weit weg von der effektiven Umsetzung. Grüner Wasserstoff ist heute noch teuer und auch die bis jetzt bestehenden Windpark und Solaranlagen liefern noch zu wenig erneuerbaren Strom, um grünen Wasserstoff für die industrielle Nutzung herstellen zu können.