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Zweite Coronawelle in Indien Indien schlittert in die 2. Welle – mit weltweiten Folgen

Impfstoffgigant Indien braucht das Serum in der zweiten Coronawelle vermehrt selbst. Das hat massive Folgen für Afrika.

Dass die Corona-Infektionszahlen in Indien wieder massiv ansteigen, könnte zum einen mit der nachlassenden Vorsicht vieler Inderinnen und Inder zusammenhängen. Das stellt Laura Höflinger, Indien-Korrespondentin für den «Spiegel», fest: «Seit Monaten ist im Land wieder so gut wie alles möglich, man glaubte Ende des Jahres, das Schlimmste sei vorbei.»

Zum anderen bestätigte das Gesundheitsministerium kürzlich, dass Wissenschaftler neben der britischen und brasilianischen Virusvariante eine sogenannte «Doppel-Mutante» entdeckt hätten. Deren Menge sei allerdings zu gering, um daraus eine zweite Welle abzuleiten, erklärten die Behörden und warnten vor einer Panik.

Seit Monaten ist im Land wieder so gut wie alles möglich, man glaubte Ende des Jahres, das Schlimmste sei vorbei.
Autor: Laura Höflinger Indien-Korrespondentin, «Der Spiegel»

Angst vor einem zweiten Lockdown

Indien hatte nach dem ersten Lockdown festgestellt, dass das Virus nicht den gleichen Schaden wie in anderen Ländern anrichtete. Zwar starben ebenfalls viel zu viele Menschen, aber im Verhältnis weniger als etwa in Europa – vermutlich wegen der im Schnitt jüngeren indischen Bevölkerung.

Das viel grössere Problem für Indien war laut Höflinger der Lockdown: Gelingt normalerweise jedes Jahr Millionen Inderinnen und Indern der Aufstieg in die Mittelschicht, so rutschten wegen Corona Millionen Menschen zusätzlich in die Armut ab. Entsprechend drängend sei die Frage, ob sich Indien noch einen zweiten Lockdown leisten kann, wenn eine zweite Welle durchs Land rollt, so «Spiegel»-Korrespondentin Höflinger.

Noch wenig Interesse an Impfung

Die Impfkampagne lief laut Höflinger in Indien nur schleppend an. Zwar seien Inderinnen und Inder nicht so impfskeptisch wie viele Menschen in Europa, doch die Angebote in den Spitälern würden wenig genutzt: «Der Impfstoff ist da, aber niemand will ihn.» Es herrsche eine gewisse Impffaulheit. Oder eben das fehlende Bewusstsein, weil Corona nicht derart grosse Schäden angerichtet habe.

Der Impfstoff ist da, aber niemand will ihn. Es gibt eine gewisse Impffaulheit.
Autor: Laura Höflinger Indien-Korrespondentin, «Der Spiegel»

Dazu arbeiten noch immer viele Inder als Taglöhner. Zwar ist die Impfung kostenlos, doch sie müssten einen halben Tag frei nehmen und hätten keinen Verdienst. «Entsprechend lässt sich vor allem die obere Mittelschicht impfen, während die Arbeiter aus den Slums komplett fehlen», sagt Höflinger.

Wie weiter mit den Covax-Verpflichtungen?

Indien mit 1.3 Milliarden Menschen wird nun laut Höflinger versuchen, die zweite Welle irgendwie zu stemmen. Vermutlich mit vereinzelten Lockdowns, vermehrter Maskenpflicht und intensivierten Impfkampagnen. Die Regierung habe offensichtlich Angst, dass der Impfstoff trotz grosser Kapazitäten und weltweitem Export nicht ausreichen könnte. Damit seien wohl auch die fünf Millionen zurückgehaltenen Dosen für Grossbritannien zu erklären.

Das wirkliche Problem bahnt sich laut Höflinger aber für Afrika an, denn Indien ist der Hauptlieferant der globalen Covax-Initiative zur gerechten Verteilung von Impfstoff. Es geht hier um über eine Milliarde Impfstoffdosen bis Ende Jahr für Afrika und Südasien. Wenn diese nicht wie versprochen kommen, werden grosse Teile Afrikas wochen- oder monatelang leer ausgehen.

SRF 4 News, 26.03.2021, 07:47 Uhr ; 

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